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Der erste Stich fürs Altenheim

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Mit Schwung stachen Pfarrer Bartha und Bürgermeister Röger (r.) die Spaten ins Gras. Wenn die Aufträge an die Baufirmen vergeben sind, rücken die Bagger an.

Mit Schwung stachen Pfarrer Bartha und Bürgermeister Röger (r.) die Spaten ins Gras. Wenn die Aufträge an die Baufirmen vergeben sind, rücken die Bagger an.

Lohmar - „Klein, überschaubar, familiär“ soll es werden, „keine Großstrukturen, kein Krankenhauscharakter, keine Anonymität“. Das wünschte sich der Wahlscheider Pfarrer Reinhard Bartha fürs künftige Altenheim an der Bachstraße in Lohmar. Der evangelische Seelsorger als Bauherr und Bürgermeister Wolfgang Röger vollzogen gestern den ersten Spatenstich.

Der Festakt war meteorologisch fein abgepasst, denn in der vergangenen Woche noch wären die Teilnehmer auf den 7000 Quadratmetern Grünland hinter der Villa Friedlinde bis zu den Knöcheln im Schlamm versunken. Ganz anders gestern, da herrschte eitel Sonnenschein. Auch in den Reden.

Bürgermeister Röger erinnerte an die Anfänge des Projekts. Zunächst wollte ein privater Investor mit Hilfe der Johanniter das Seniorenheim errichten. Dann habe sich die Stadt für einen „Wettbewerb“ entschieden, aus dem das Evangelische Altenheim Wahlscheid „Gott sei Dank“ als Bauherr mit dem besten Konzept hervorgegangen sei. In der Politik habe stets Einigkeit geherrscht, dass das der richtige Partner für Lohmar sei, betonte Röger. Der Baukörper, den der Wahlscheider Architekt Michael Bruckner entwarf, passe sich gut in die Topographie ein.

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„Menschenfreundlich“ nannte Bartha die Architektur, die „ohne jede Treppe, ohne jeden Fahrstuhl, ohne jeden Lift“ barrierefreie Zugänge zum Garten biete. Bautechnischer Trick, das bei dem Grundstück am leichten Hang zu bewerkstelligen: Unten an der Bachstraße wird angeschüttet, was oben ausgekoffert wird. Eine Mauer aus mehr als einem Meter hohen Beton-L-Steinen zeigt, welchen Satz das Gelände dort machen wird, damit es dahinter möglichst steigungsfrei verläuft.

Genau das löste bei einigen Stadtverordneten, die sich zum symbolischen Spatenstechen auf der Wiese eingefunden hatten, Kritik aus. Das Altenheim müsse sich, wie im ursprünglichen Entwurf vorgesehen, zur Stadt hin öffnen. Dort unten, an der Bachstraße, müsse der Haupteingang sein. Was aus bautechnischen Gründen - eben wegen jener Barrierefreiheit - verworfen werden musste. Nun wird das Haus seinen Haupteingang seitlich haben, zur Hermann-Löns-Straße hin.

Pfarrer Bartha rückte mehr das Ganze als Details in den Vordergrund seiner frohen Betrachtungen. Für den Bau von Altenheimen gebe es keine staatlichen Mittel mehr, keine Belegungsgarantien, die Zuschüsse für den Betrieb seien arg gedeckelt, dennoch müssten Projekte wie dieses den Ansprüchen der heutigen Zeit genügen, führte er aus. Ein Risiko also, das die Wahlscheider Gemeinde und ihr Altenheim auf sich nähmen in der Gewissheit, dass die Lohmarer Einrichtung ein erfolgreiches Unternehmen werde - „allerdings ein uneigennütziges“, wie er betonte.

Barthas katholischer Kollege Fred Schmitz, der die ökumenische Zeremonie auf der Wiese mitgestaltete, bot demonstrativ die konfessionsübergreifende Zusammenarbeit im Betrieb der Einrichtung und bei der Betreuung alter Menschen an. Eine helfende Hand, die Bartha gern annimmt, wie er hervorhob. Für solche ökumenischen Projekte gebe es derzeit zwar etwas „Gegenwind“, spielte Schmitz auf neueste Entwicklungen in der Katholischen Kirche an, „aber das durchlüftet bekanntlich das Gehirn“.

Architekt Bruckner warb schließlich fürs „Fundortmuseum“, das unter der Kapelle des Altenheims ausstellen soll, was dort gefunden wurde: Die Reste merowingischer Grubenhäuser, Scherben und Reste von Arbeitsgeräten aus der Zeit um 500 nach Christus. Für dieses Vorhaben, so Bruckner, würden noch dringend Sponsoren gesucht.

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