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Die alte Flamersheimer Lederfabrik wird entrümpelt

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Heinz Piller hat am 1. August mit der Entkernung begonnen.

Heinz Piller hat am 1. August mit der Entkernung begonnen.

Immobilienfirma sucht jetzt nach einem Käufer für das 60 000 Quadratmeter große Firmengelände.

Euskirchen-Flamersheim - Der Schriftzug über dem Eingang ist halb zugewachsen. Die Größe des Geländes lässt aber erahnen, dass die Lederfabrik Christian Schaefer für Flamersheim und Umgebung viele Jahrzehnte lang einer der wichtigsten Arbeitgeber war. In den besten Zeiten bestand die Belegschaft der 1860 gegründeten Firma aus knapp 200 Leuten. Als das Unternehmen im Herbst 1994 Konkursantrag stellte, wurden 30 der 35 verbliebenen Beschäftigten beurlaubt.

Der Betrieb kam anschließend nicht mehr ans Laufen. Das Fabrikgelände ging später in das Eigentum der Firma Schafstall aus Mülheim an der Ruhr über. Sie lässt den riesigen Komplex am Ortsrand nun entrümpeln, um ihn dann zum Kauf anzubieten. „Wir suchen jemanden, der das Areal entwickeln möchte“, sagte gestern Theo Höckesfeld von der Firma Imoba, die die Schafstall-Immobilien verwaltet.

Mit der Entrümplung ist der Kirchheimer Heinz Piller beauftragt worden, der sich erst kürzlich mit einer Fabrikentkernungs- und Entsorgungsfirma selbstständig gemacht hat. In der ehemaligen Lederfabrik hat er am 1. August damit begonnen, alle Metallteile auszubauen, die noch irgendwie verwertbar sind.

200 Tonnen Eisenschrott werden am Ende wohl zusammenkommen, schätzt Heinz Piller, der mit einigen Helfern wohl noch bis Oktober zu tun haben wird. Der gelernte Maschinist demontiert Kabel und Leitungen aller Art, ebenso die zahllosen Fensterrahmen und nicht zuletzt ein paar ganz schwere Brocken:

Allein der Kessel aus dem früheren Kesselhaus, der schon zerlegt worden ist, brachte um die 30 Tonnen auf die Waage. Auch mehrere riesige Tanks müssen entsorgt werden, darunter ein unterirdisch installiertes Exemplar, das 100 000 Liter Heizöl fasst. Nicht zuletzt wird Piller den 35 Meter hohen Schornstein niederreißen.

Das Gelände ist alles in allem 60 000 Quadratmeter groß, ein Drittel der Fläche ist bebaut. In den vergangenen Jahren muss das dreigeschossige Gebäude immer wieder von Vandalen heimgesucht worden sein. Davon zeugen Tausende Glassplitter von zertrümmerten Fenstern ebenso wie Schmierereien an den Wänden. Ein Raum, ausgestattet mit zerfledderten Polstermöbeln und Matratzen, diente offenbar als Rückzugsgebiet für Drogenkonsumenten.

Im ersten Obergeschoss steht ein 2500-Liter-Behälter für 96-prozentige Schwefelsäure, der noch mit Flüssigkeit gefüllt ist. Sollte es sich dabei um Reste der gefährlichen Substanz handeln, wäre die Industriebrache zweifelsohne ein Fall für die Umweltbehörden.

Theo Höckesfeld von der Mülheimer Imoba beklagte sich im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ darüber, dass die Stadt Euskirchen keinerlei Bereitschaft erkennen lasse, bei der Entwicklung des Geländes zu helfen. „Seit fünf Jahren haben wir immer mal wieder Gespräche über die künftige Nutzung der Fabrik geführt, doch die städtische Wirtschaftsförderung lässt uns im Regen stehen.“

Diesen Vorwurf will man im Rathaus nicht auf sich sitzen lassen. Der Erste Beigeordnete Thomas Huyeng sagte, weder zur Wirtschaftsförderung noch zur Planungsabteilung habe die Imoba Kontakt aufgenommen. Huyeng ergänzte, dass die Stadt großes Interesse an einer positiven Entwicklung des Geländes habe. Dies sei in erster Linie aber Sache der Eigentümer: „Wir als Stadt können lediglich die Rahmenbedingungen schaffen.“

Für eine Nutzung des Areals als Wohngebiet sieht Huyeng im Übrigen keinen Bedarf. Ihm schweben auf dem früheren Schaefer-Gelände eher Flächen für Handwerksfirmen und andere Gewerbebetriebe vor.

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