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Driescher KreuzEingeschränkte Freude beim ersten Test

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Zug mit Vorfahrt: Am Driescher Kreisel senken sich 14 Schranken, wenn die Güterwaggons für M-Real-Zanders anrollen.(Bild: RUN)

Zug mit Vorfahrt: Am Driescher Kreisel senken sich 14 Schranken, wenn die Güterwaggons für M-Real-Zanders anrollen.(Bild: RUN)

Bergisch Gladbach – Früh am Morgen taucht der braunrote Güterzug im Westen auf, um mit seiner Fracht auf das Werksgelände von M-Real-Zanders zu fahren. Ihn trennen nur noch wenige Meter von seinem Ziel - wenige Meter und ein Sicherheitssperrwerk aus Schranken, Lichtzeichen und akustischen Signalanlagen. Doch das erste Einfahrtstor zum Werksgelände kracht so unsanft gegen die Wand, dass der Kontaktschalter seinen Geist aufgibt und sich das zweite Tor nicht öffnet. „Damit aber wird die gesamte übrige Automatik sofort gestoppt“, erläuterte Jürgen Kurz, Beauftragter für technische Großprojekte der Stadt später die Panne. Die Folgen sind augenfällig: Keine Ampel schaltet auf Rot, kein Warnton erklingt, keine Schranke senkt sich - und der Zug bleibt, wo er ist.

Doch nach diesem holprigen Auftakt laufen die nächsten Tests reibungslos, die Züge erreichen ihr Ziel, die Fußgänger das rettende Ufer und die Techniker blicken zufrieden. Nach eingehender Prüfung aller Einrichtungen gaben die Mitarbeiter der Eisenbahnverwaltung im Ministerium für Bauen und Verkehr die 330 000 Euro teure Schrankenanlage am Driescher Kreisel für den Verkehr frei. Seit heute regeln 14 Schranken, acht akustische Signalanlagen und 22 Lichtzeichen den Verkehr, sobald ein Güterzug herannaht. Allerdings sind einige Änderungen geplant, um das Signaldickicht zu lichten. „So sollen die Lichtzeichen für Fußgänger mit entsprechenden Symbolen versehen werden“, erklärte Martin Rölen, Pressesprecher der Stadt. Eine Hilfestellung für verwirrte Autofahrer, die beim Anblick des roten Warnlichts für Fußgänger auf die Bremse traten. Zudem sollen zu dicht beieinander stehende Ampeln versetzt werden.

Eine Alternative zum Kreisverkehr mit Schranken habe es nicht gegeben, verteidigte Kurz die Einrichtung gegen öffentliche Kritik: Ohne Schranken sei aus Sicherheitsgründen kein Zebrastreifen über einen Schienenweg möglich. „Die Fußgänger hätten ja Vorrecht gegenüber der Bahn - die ist aber nicht zu stoppen“. Und ohne den Gleiszugang von M-Real-Zanders müssten täglich rund 1000 Tonnen Zellstoff und Kohle, dienstags die doppelte Menge, per Lastwagen transportiert werden, dutzende 40-Tonner zusätzlich auf den Straßen der Stadt.

Den Praxistest machte gestern gänzlich ungeplant Ursula Oehmen. Sie schob ihr Fahrrad durch den Kreisel, just als die Bahn kreuzte. Durch die Schranken fühle sie sich sicher, meinte sie. „Aber der Preis für den Umbau ist viel zu hoch.“ Ganz anderer Ansicht ist Lydia Kutschera: Der Zebrastreifen sei für Fußgänger sehr riskant, zumal die Kreuzung abends miserabel beleuchtet sei: „Wissen Sie, wie viele Idioten hier fahren?“

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