DuMont investiert in Israel

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Zahlreiche Publikationen gibt die Mediengruppe Ha'aretz heraus.

Zahlreiche Publikationen gibt die Mediengruppe Ha'aretz heraus.

Köln - Der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg (MDS) erwirbt 25 Prozent des Aktienkapitals an der israelischen Ha'aretz-Gruppe (Tel Aviv) in Form einer Direktbeteiligung. Die Investitionssumme, die in das israelische Unternehmen fließt, beträgt 25 Millionen Euro. Der Wert des Unternehmens erhöht sich nach dieser Investition auf 100 Millionen Euro. MDS, der viertgrößte Zeitungsverlag in Deutschland, investiert damit erstmals in ein ausländisches Unternehmen. MDS hatte Anfang des Jahres das strategische Ziel ausgegeben, seinen Wachstumskurs durch Zukäufe zu verstärken.

Ha'aretz ist nach Umsatz das zweitgrößte Medienhaus Israels. Es besitzt einige der erfolgreichsten Medientitel, die weiter ausgebaut werden. Das Flaggschiff der Gruppe, die Tageszeitung „Ha'aretz“ („Das Land“, Wochenendauflage 95 000), nimmt eine einzigartige Position in Israel ein.

Durch die Beteiligung von MDS könnten „Wachstum und Entwicklung nun wie geplant fortgesetzt werden“, so das israelische Unternehmen. Verleger Amos Schocken begründete die Partnerschaft damit, dass es Entwicklungspotenziale für den Verlag gebe, dafür aber die Kapitaldecke nicht ausreiche.

Die Entscheidung für eine Kapitalaufstockung hatte Ha'aretz vor einem Jahr getroffen. Die Wachstumspläne sowie die lokalen Wochenblätter bedürfen einer größer angelegten Investition. In den vergangenen Jahren hatte Ha'aretz hauptsächlich in die Bereiche Druckkapazität und Internetpräsenz investiert. Die Gruppe sieht ein großes Potenzial in der Entwicklung ihrer Internetaktivitäten, die jedoch solide Investitionen erfordern. Ha'aretz möchte nun seine Bilanzen konsolidieren.

Mit MDS habe man einen Traditionsverlag gefunden, mit dem man grundlegende unternehmerische und publizistische Werte teile. Angestrebt werde eine langjährige Geschäftsbeziehung. Ha'aretz hebt in seiner Erklärung hervor, dass sich MDS ausdrücklich zur publizistischen Unabhängigkeit der Ha'aretz-Titel bekennt.

Der frühere Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor, der die beiden Verlage miteinander in Verbindung brachte, wird den neuen Mitbesitzer MDS im „Direktionsrat“ von Ha'aretz vertreten, wie das Unternehmen weiter mitteilte.

„Ha'aretz“ wurde 1919 in Jerusalem als Zeitschrift von einer Gruppe jüdischer Einwanderer gegründet. 1935 wurde sie von Salman Schocken gekauft. Der prominente Zionist und Geschäftsmann war unter Eindruck des Nationalsozialismus nach Palästina emigriert. In Deutschland hatten ihm eine bekannte Warenhauskette und ein Verlag gehört. Bis heute ist Ha'aretz in Familienbesitz. Amos Schocken ist seit 1990 Verleger in der dritten Generation.

Ha'aretz erklärt zur Einbindung eines deutschen Partners, diese geschehe im Wissen um die schmerzhafte Vergangenheit beider Völker, aber auch in Anerkennung der Tatsache, dass Deutschland nach den Worten von Premierminister Ehud Olmert zu Israels besten und engsten Verbündeten zählt.

Selbstverständlich sei Deutschland auch ein bedeutender Wirtschaftspartner Israels. Die Investition des Hauses MDS in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vergrößere den Kreis der Geschäftsbeziehungen zwischen Israelis und Deutschen.

MDS verlegt im Verbreitungsgebiet Köln-Bonn-Düsseldorf den „Kölner Stadt-Anzeiger“, die „Kölnische Rundschau“, den „Express“ und die Tabloidzeitung „Direkt“ sowie in Halle / Saale die „Mitteldeutsche Zeitung“. Erst kürzlich erwarb MDS die Mehrheitsanteile an der überregionalen „Frankfurter Rundschau“. Die Gesamtauflage der MDS-Tageszeitungen liegt damit bei mehr als einer Million.

MDS hält Beteiligungen an zahlreichen Anzeigenblättern und Hörfunksendern. Zu den nationalen Aktivitäten von MDS gehören der DuMont Literatur und Kunst Verlag, der DuMont Kalenderverlag sowie eine Beteiligung am „Bundesanzeiger“. Der DuMont Reiseverlag wurde 2004 in „Mairs Geographischer Verlag“ eingebracht und firmiert nun unter „MAIRDUMONT“, an dem MDS nach wie vor beteiligt ist.

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