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Ein tränenreicher Abschied

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Der Lego-Store in der Innenstadt.

Der Lego-Store in der Innenstadt.

Mit Feldhaus stirbt ein Stück Kölner Einzelhandelstradition. Auch andere Spielzeugläden klagen. Das Internet ist günstiger.

Holzmöbel für die Spielküche, bunte riesige Puppen, wunderbare Kleinigkeiten - das kleine Geschäft „Aura“ von Jeannette Lücke in der Balthasarstraße ist ein kleines, ruhiges Paradies im Agnesviertel. „Spielzeug muss die Fantasie anregen“, sagt die Chefin, die immer auf der Suche nach neuen Dingen ist, die man woanders nicht so schnell findet. Sie versucht, sich mit ihrem Angebot in einem schwierigen Markt zu etablieren. „Es läuft nicht schlecht“, sagt sie. Aber eben nicht richtig gut. „Es bleibt zu wenig übrig“, sagt sie. „Und dafür muss ich auch noch ganz schön viel arbeiten.“ Lücke würde gerne jemanden einstellen. Doch dafür reicht es nicht.

Zur gleichen Zeit auf der Schildergasse: Bei Feldhaus müssen 36 Angestellte den Ausverkauf ihres Geschäfts organisieren. Keiner weiß, was aus ihm werden wird. „Der Spielwarensektor ist nicht groß“, sagt Noch-Geschäftsführer Joachim Bieseke. „Es wird ganz schön schwer, neue Jobs zu finden.“ Die Kunden sorgen derweil für einen Umsatz, der Feldhaus an anderen Tagen fehlte. „Es ist wie in der Vorweihnachtszeit.“ Mancher mache einen letzten Abschiedsbesuch. „Einige haben Tränen in den Augen.“

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Mit Feldhaus verschwindet ein weiteres Stück Kölner Tradition von der Schildergasse. Das Unternehmen habe Fehler gemacht, sagen Experten, das Geschäft sei nicht mehr zeitgemäß gewesen. Vielleicht hätte man sich einen preiswerteren Standort suchen müssen. Die guten Ratschläge kommen zu spät. Doch die Ursache für die Pleite ist nicht nur die spezielle Situation in der Kölner Innenstadt, wo man Quadratmetermieten zwischen 50 und 95 Euro (Die Feldhaus-Miete lag im unteren Bereich) zahlen muss, und personalintensive Fachgeschäfte nicht genug verdienen können. Es gibt offenbar auch branchentypische Probleme.

„Die Spielwaren-Fachgeschäfte haben es schwer“, meint Nadine Pick vom Geschäft „Spielbrett“ in der Engelbertstraße. Im Internet würden fast alle Waren zu Billigpreisen verkauft. Gerade sei in ihrem Laden eine Lehrerin ausführlich beraten worden und dann gegangen, ohne etwas zu kaufen. „Viele Leute gehen aus dem Laden und schauen, ob sie die Waren woanders billiger bekommen“, sagt auch Susanne Hartwig vom „Lego Store“ auf der Hohe Straße. Nicht nur das Internet sei ein Konkurrent, sondern ebenso Supermarkt- und Drogerieketten, die Markenware zu Preisen unter den Herstellerempfehlungen anböten. „Da ist es schwer zu existieren“, sagt Pick. Die Gewinnmargen seien sehr klein.

Sucht man nach Spielwarengeschäften im Branchenbuch, findet man rund 20 Einträge. Hinzu kommen Spezialisten für Modellbau und Schreibwarengeschäfte, die ein gemischtes Sortiment anbieten. „Wer sich engagiert, immer wieder sein Sortiment oder den Standort prüft und besondere Angebote macht, hat weiterhin eine Chance“, ist sich Steffen Kahnt, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbands des Spielwareneinzelhandels, sicher. Die meist vom Inhaber selbst geführten Fachgeschäfte könnten sich genauso wie die Großfilialisten wie Toys'R'Us oder die Spielwarenabteilungen der Kaufhäuser behaupten. „Die deutschen Kunden bleiben beim Spielzeugkauf sehr anspruchsvoll, suchen Qualität und Waren mit Wert, mit denen man lange spielen kann.“ Garantien gibt es jedoch keine. So ist fast unbemerkt der Feldhaus-Nachbar „Spielart“ an der Ecke Antonsgasse von der Schildergasse verschwunden. Er überlebte die Dauerbaustelle fürs P & C-Weltstadthaus nicht.

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