Ermittler geben bei Mord nie auf

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Am 5. Januar untersuchten die Mitglieder der Mordkommission den Tatort, an dem Werner Klostermann durch mehrere Schüsse ermordet wurde.

Am 5. Januar untersuchten die Mitglieder der Mordkommission den Tatort, an dem Werner Klostermann durch mehrere Schüsse ermordet wurde.

Rhein-Sieg - Der Briefträger fand am 5. Januar 2001 Werner Klostermann in seinem Auto an der Antwerpener Straße in Troisdorf-Spich. Die Tür des gelben Sportwagens stand offen; der 47 Jahre alte Bauunternehmer war erschossen worden. Eine Mordkommission unter Kriminalhauptkommissar Franz Volkhausen nahm die Ermittlungen auf. Hunderten von Spuren gingen die Kriminalisten nach. Selbst nach Frankreich reiste damals ein Team, um die getrennt lebende Ehefrau zu vernehmen. Doch als alle Spuren abgearbeitet waren, standen die Ermittler mit leeren Händen da. Zwar hatten sie herausgefunden, dass eine Beretta die Mordwaffe gewesen sein muss, den Täter allerdings konnten sie nicht ausfindig machen. Das ist bis heute so geblieben.

Der Mordfall Klostermann beschäftigte viele Menschen, schließlich hatte das Opfer durch seinen Beruf eine enorme Zahl von Kontakten. In seinem Geschäft war er zuletzt wenig erfolgreich, konkrete Verdachtsmomente ergaben sich daraus nicht. Trotz hohen Rechercheaufwands war auch für die Journalisten kein Licht in die Sache zu bringen. Selbst die Berichterstattung im legendären „Aktenzeichen XY“ führte nicht weiter. Heute ist der ungeklärte Fall eine Akte, die weiter geführt wird, dennoch keine, wie jede andere. „Sie ist namentlich zugeordnet“, sagt Polizeipressesprecher Robert Scholten, „die Unterlagen kommen nicht ins Archiv, sondern ein Sachbearbeiter ist weiter zuständig. Die Mordkommission indes ist aufgelöst.“

Neue Techniken

Gleichwohl, es gibt aktuell keinen Rest, der noch zu bearbeiten ist, keine Spur, die es zu verfolgen gilt, keinen Hinweis auf mögliche Täter. Aufgegeben ist der Fall deshalb noch lange nicht. „Die Kriminalisten sind im Gespräch mit der Staatsanwaltschaft, neue Ansätze in der Kriminaltechnik oder Kriminologie werden geprüft, manchmal ergibt sich die Chance, ein vorhandenes Asservat neu zu untersuchen“, deutet Scholten, selbst ausgebildeter Kripo-Mann, mögliche Chancen seiner Kollegen an.

Was erst wenige Jahre her ist, setze sich bei den Kriminalisten fest, sie wissen jederzeit, wo sie neu einsteigen können. „Ein Querverweis auf ein überprüftes Auto während der Fahndung bei einem anderen Kapitalverbrechen kann ein neuer Ansatz sein“, beschreibt er die Präsenz solcher Vorgänge bei den Ermittlern. Die Struktur der Akten ermöglicht ein schnelles Zurechtfinden. Auch Fälle aus den 60er Jahren werden so weiter geführt, zuweilen werden alte Mordfälle durch neue Erkenntnisse gelöst, wie unlängst in Swisttal-Morenhoven. Nach rund 20 Jahren konnte ein Mörder durch einen DNA-Test überführt werden.

Der Fall Klostermann ist nicht der einzige ungelöste Mord. Im Dezember 2002 wurde eine 88 Jahre alte Frau in Sankt Augustin-Menden schwer verletzt in ihrer Wohnung gefunden. Ein Unbekannter hatte sie brutal zusammengeschlagen; an den Folgen ihrer Verletzungen starb sie wenige Tage später. Nachbarn hatten am Abend, bevor das Opfer gefunden wurde, einen Mann mit einem Adventsgesteck beobachtet. Vermutlich hatte er sich, unter dem Vorwand, ein solches Gebinde zu verkaufen, Zugang zu der Wohnung verschafft. Auch in diesem Fall sind alle Spuren kalt.

Wenige Wochen später, am 12. Januar 2003, starb ein 28 Jahre alter türkischer Staatsangehöriger im Wald nahe des Dornheckensees, offenbar erschlagen. Kurz zuvor erst war er aus Rostock angereist, warum, weiß bis heute kein Mensch. „Wenn es keine Beziehung zwischen Täter und Opfer gibt und die Tat weit weg vom Lebensmittelpunkt passiert, dann gestalten sich die Ermittlungen sehr schwierig“, weiß Scholten aus Erfahrung.

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