Erste Theaterschule„Die Leute sollen Spaß haben“

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Bergisch Gladbach – Der Raum ist schwach beleuchtet, der blutrote Bühnenvorhang wird von ein paar Scheinwerfern angestrahlt. In der Luft liegt der Geruch von frischverlegtem Holzlaminat. Dann hebt sich der Vorhang, und zum Vorschein kommt ein großer Haufen Papier, der sich langsam zu bewegen beginnt. Einige Sekunden später ist ein Mann mit entblößtem Oberkörper dem Papiergewirr entstiegen: Faust.

Die nicht alltägliche Aufführung aus Goethes Klassiker ist Teil des Eröffnungsprogramms der Theaterschule „Theas“, die am vergangenen Wochenende zum ersten Mal ihre Türen für Besucher öffnete.

„Wir sind sehr froh darüber, Bergisch Gladbach als Standort für unsere Theaterschule gefunden zu haben“, sagt Theaterpädagogin Andrea Geiter. Die Stadt habe das Potenzial, wonach Schulleiter David Heitmann, ebenfalls Theaterpädagoge, und sie gesucht hätten. „Außerdem gab es hier im Umkreis bisher noch keine Schauspiel- oder Theaterschule.“

Ein Umstand, über den sich besonders Petra Simon sehr freut. „Eine Theaterschule hat Bergisch Gladbach einfach gefehlt“, sagt die Mutter von zwei Kindern. „Mein Sohn möchte schon seit langer Zeit Theater spielen.“ Bisher habe aber immer die passende Schule gefehlt.

An der Theaterschule gefällt Simon vor allem ihre zentrale Lage. „Die Kinder können sie problemlos mit Bus und Bahn erreichen.“ Petra Simons Tochter ist von dem Bewegungstheater-Workshop so begeistert, dass sie sich sogleich anmelden möchte. Geleitet wurde dieser Workshop von Sylvia de Rosa. „Beim Bewegungstheater wird nicht viel gesprochen“, erklärt de Rosa diese besondere Art des Theaters. Die Schauspieler müssten lernen, sich durch ihre Bewegungen auszudrücken. Für diejenigen, die sich lieber mit Worten als mit Bewegungen darstellen, gibt es in der Theaterschule genügend Angebote. „Wir haben ein breites Spektrum“, sagt Andrea Geiter. Es gäbe nicht nur Basis-, sondern auch Aufbau- und Mutter-und-Kind-Kurse. Die Genres reichen von Zirkus über Rhythmus bis hin zu Musical.

„Dann haben wir aber auch noch Kurse, in denen man etwas über Theatertheorie oder Kostümbildnerei lernen kann“, erzählt Geiter weiter. An eine bestimmte Altersgruppe sind die Angebote der Theaterschule nicht gerichtet. „Wir haben Kurse für Zwei- bis 102-Jährige." Geiter lacht. Ihr Ziel sei es, die Bergisch Gladbacher für das Theaterspielen zu begeistern. „Die Leute sollen Spaß in unserer Schule haben.“

Spaß hatte auch Helga Heitmann auf der Eröffnungsfeier. Die Mutter von Schulleiter David Heitmann ist der Meinung, dass das Interesse an der Schauspielerei in der Familie liege. „Davids Großmütter hatten beide bereits schauspielerische Ambitionen“, erzählt Helga Heitmann. Und auch ihren Sohn habe es schon früh auf die Bühne gezogen. „Ich habe bereits in der Schule Theater gespielt und Literaturkurse belegt“, erzählt David Heitmann. Danach habe es ihn dann aber vor und nicht mehr auf die Bühne gezogen. „Ich habe verschiedene Theaterprojekte mit jungen und alten Leuten gemacht“, sagt er. Das habe Heitmann so viel Spaß gemacht, dass er sich schließlich dazu entschlossen habe, Theaterpädagogik zu studieren.

Mittlerweile ist Margarethe zu Faust auf die Bühne gekommen. Die beiden beginnen sich im Kreis zu drehen und werfen sich dabei verliebte Blicke zu. Dann streckt Faust Gretchen seine Hand entgegen und bietet ihr sein Geleit an. Gretchen lehnt ab, erliegt aber später doch der Versuchung.

Die Theaterschule „Theas“ befindet sich in der Jakobstraße 103 in Bergisch Gladbach. Informationen und das Programm sind im Internet zu finden. In den Herbstferien wird es ein spezielles Angebot für Kinder und Jugendliche geben. Informationen dazu gibt es unter 02202 /92 76 50 0.

 www.theas.de

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