Abo

FamiliendramaMann ersticht Ehefrau und Vater

Lesezeit 3 Minuten
Spurensuche am Tatort: In diesem Mehrfamilienhaus in Mülheim geschah der Doppelmord. (Bild: Krasniqi)

Spurensuche am Tatort: In diesem Mehrfamilienhaus in Mülheim geschah der Doppelmord. (Bild: Krasniqi)

Mülheim – Bericht vom 13.2.2010

Als Polizisten Freitagmorgen nach einem Notruf in die Wohnung an der Wallstraße stürmen, liegt die 32-jährige Mieterin tot auf dem Boden. Neben ihr der Schwiegervater. Er zeigt noch schwache Lebenszeichen, kann aber trotz Wiederbelebungsversuchen nicht mehr gerettet werden.

Noch am Tatort nehmen die Beamten Mustafa G. (Name geändert) fest. Er ist der Sohn des Getöteten und der Ehemann der ermordeten Frau. Er steht unter Verdacht, beide erstochen zu haben. „Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen sind Ehestreitigkeiten für das Familiendrama nicht auszuschließen“, sagte Polizeisprecherin Dorothe Rüttgers.

Zeugen berichteten, die 32-Jährige habe sich von ihrem Mann trennen wollen. Mit zwei Kleinkindern, einem Jungen und einem Mädchen, lebte das Paar seit mehr als fünf Jahren in dem Mehrfamilienhaus nah am Rhein. Am frühen Morgen soll das Ehepaar in Streit geraten sein - nicht zum ersten Mal, wie Nachbarn schilderten. „Er war immer extrem eifersüchtig, hat seine Frau sogar mal auf der Straße geschlagen“, erzählte eine Frau. Die Polizei konnte das nicht bestätigen.

Nachbarn riefen die Polizei

Am Freitag jedenfalls eskalierte die Auseinandersetzung. „Ich habe laute Schreie von der Frau gehört“, schilderte eine Nachbarin. Nach Polizeiangaben soll Mustafa G. ein Messer gezogen und auf die 33-Jährige eingestochen haben.

Anschließend rief er offenbar seine Eltern an, sagte sinngemäß zu ihnen: „Ihr müsst kommen!“ Die Eltern leben nur wenige hundert Meter entfernt. Als sie einige Minuten später, um kurz vor neun Uhr, in der Wohnung eintrafen, soll G. auch auf seinen Vater eingestochen haben. Seine Mutter flüchtete offenbar zu Nachbarn. Diese riefen die Polizei.

Unklar war zunächst, ob auch die beiden Kleinkinder in der Wohnung waren und das Geschehen miterleben mussten. Der Junge und das Mädchen werden jetzt von ihrer Oma, der Mutter von Mustafa G., betreut.

Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mitteilte, ist der 33-Jährige offenbar seit längerem psychisch krank. Nach seiner Vernehmung im Polizeipräsidium am Freitagmittag wurde er von einer Gutachterin untersucht. Anschließend sollte entschieden werden, ob G. in eine Klinik oder zur Untersuchungshaft ins Gefängnis gebracht wird.

Nach Auskunft eines Bekannten der Familie war Mustafa G. arbeitslos, seine Frau sei Hausfrau gewesen. „Er war am Donnerstag noch hier und hat Süßigkeiten für seine Kinder gekauft, danach sind die vier gemeinsam spazieren gegangen“, erzählte ein Kioskbesitzer in der Nachbarschaft. Harmonisch hätten sie auf ihn gewirkt. „Er war ein freundlicher Mann, wir haben hin und wieder Billard zusammen gespielt. Von einem Streit mit seiner Frau hat er mir nie etwas erzählt.“

Das Motiv für die Tat und ihre Vorgeschichte recherchiert jetzt eine Mordkommission.

KStA abonnieren