FastelovendKölsche Lieder auf Englisch

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Eva Müller and Tony Pasckvale auf der Sitzung der KKG Fidele Zunftbrüder im Sartory-Saal (Bild: Jörn Neumann)

Eva Müller and Tony Pasckvale auf der Sitzung der KKG Fidele Zunftbrüder im Sartory-Saal (Bild: Jörn Neumann)

Köln – Integration per Pappnas? Wenn das so einfach wäre. Seit jecken elf Jahren feiert Tony Pasckvale nun schon mit. Besucht Sitzungen ebenso wie Umzüge – und wusste trotzdem bis vor wenigen Monaten nicht, was er da singt. Wenn er singt. Oder vielmehr summt.

Denn die einzigen deutschen Sätze, die dem Nordamerikaner fehlerfrei über die Lippen kommen, sind „Alles meine Schuld“ und „Ein Bier, bitte“ – und selbst dabei geht noch immer so einiges schief. „Wenn ich Kölsch bestelle, bekomm ich meistens eine Coke.“ Also Cola. Nur weil er kein Ö aussprechen könne, berichtet der 68-Jährige von seinen Frustrationserlebnissen im Fastelovend. Mit anderen Worten: Er spricht kaum Deutsch. Geschweige denn Kölsch. Stattdessen fragte er immer wieder im Kneipen-Karnevalstreiben: „What the hell are they singing about?!?“

Doch mit Eva Müller hat er eine Rheinländerin zur Frau. Und noch dazu keine faule. Zwei Jahre lang hat sie aus Liebe kölsche Lieder für ihn ins Englische übersetzt. Und nun als Liederheft herausgebracht – für alle, die vor ähnlichen Verständigungsproblemen stehen. „So geht es sicher vielen Karnevalstouristen“, dachte das Paar. „Ob sie nun aus den USA oder aus Bayern kommen. Oder aus Düsseldorf eben.“ Wie Eva Müller, die seit 1992 in Köln lebt, selbst.Zwar habe ihr Lebensgefährte schon nach kurzer Zeit die Melodien mitsummen können. „Aber der Hintergrund der Lieder blieb ihm verborgen.“ Und in den Kneipen in Sülz oder Lindenthal, wo sie zusammen feierten, ihm während des Singens auch noch zu erklären, worum es geht? „Dazu war es dort immer einfach zu laut.“

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Als vor sechs Jahren ihr gemeinsamer Sohn Noah Anton auf die Welt kam, erschien das jecke Handicap nebensächlich geworden. „Doch als der Kleine dann mit drei Jahren anfing, die Karnevalslieder fehlerfrei mitzusingen und mein Mann immer noch nichts verstand, kam mir die Idee“, erzählt die Sülzerin. Man könnte auch sagen, die 39-jährige Lektorin war es leid, simultan kölsch zu übersetzen.

Zwei Jahre lang setzte sie sich nach der Arbeit zu Hause hin und übersetzte Wort für Wort, so dass beim Singen trotzdem noch die Ursprungsmelodie erhalten bleibt. Daraus entstanden 36 Seiten mit den Übersetzungen von 15 Karnevalsliedern ins Englische. Dazu werden Begriff und Geschichte erklärt. Und Tony Pasckvale weiß endlich, wovon er singt. Seit dem mag er die kölsche Musik noch lieber. „So was gibt es bei uns in Seattle in Washington State nicht.“

„In unserem Veedel“ (In Our Quarter) von den Bläck Fööss und „Halleluja“ (Hallelujah) von Brings gehören neben „Viva Colonia“ von den Höhnern zu seinen Lieblingstiteln. „Und seit ich weiß, was ihre Worte bedeuten, mag ich sie noch lieber.“ Umso größer war für die beiden Liedheft-Herausgeber die Überraschung, die ihnen die KKG Fidele Zunftbrüder ermöglichte: Als einziger männlicher Gast einer Mädchensitzung durfte Pasckvale mit seiner Liebsten den Auftritt von Brings verfolgen – und die Band nach ihrem Auftritt treffen, um ihren Mitgliedern zu zeigen, was dank ihrer Genehmigung, die Texte abdrucken zu dürfen, entstanden ist.

Zwar vermissten die Brings-Brüder den Reim und hatten auch ihre Zweifel daran, dass Auswärtige an den Karnevalstagen in den Kneipen lesend dastehen werden. Stephan Brings: „Aber es ist lustig, das so zu lesen und es sind ein paar echte coole Übersetzungen dabei.“ Doch Höhner-Sänger Henning Krautmacher machte bei Radio Köln den Praxis-Test: Die musikalische Völker-Verständigung funktioniert. Nicht nur in der Liebe. Weiberfastnacht bringen Müller und Pasckvale ihren Sohn zur Oma. „Und dann werden wir in die Kneipen losziehen.“ Natürlich mit Liedheft.

Das Heft gibt es für 12,80 Euro in den Buchhandlungen Sülzburgstraße, Wenz, Köselsche, Feussner, und Goltsteinstraße oder online. Email an carnivalcologne@gmx.de

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