Abo

Fische verschmähen belastete Sülz

Lesezeit 3 Minuten
Die Sülz ist belastet - der Bergbau hat in dem Flüsschen deutliche Spuren hinterlassen.

Die Sülz ist belastet - der Bergbau hat in dem Flüsschen deutliche Spuren hinterlassen.

Rhein-Berg - Weder die Agger noch die Dhünn nehmen so viel rheinisch-bergische Kreisfläche für sich in Anspruch wie die Sülz. Das Flüsschen selbst ist zwar unter diesem Namen nur knapp 25 Kilometer lang. Aber durch die Quellflüsse „Lindlarer Sülz“ und „Kürtener Sülz“ werden immerhin 48 Kilometer daraus. Diese beiden Oberläufe sind ökologisch voll in Ordnung. Für den Unterlauf lässt sich diese Aussage nicht übertragen. Das Wasser der Sülz, die ab Hommerich diesen Namen trägt, gilt als sehr belastet. Deshalb ist für diesen Fluss sehr fraglich, ob die Anforderungen der neuen europäischen Wasserrahmenrichtlinie sinnvoll sind.

„Ab Obersteeg ist der chemische Zustand der Sülz nicht mehr befriedigend“, sagt Walter Büttgens von der Abteilung Wasser- und Abfallwirtschaft der Kreisverwaltung. Büttgens koordiniert die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Rhein-Berg. Und er weiß auch, woher die Belastung stammt: aus dem Bergbau. An vielen Stellen im Sülztal wurde in grauer Vorzeit Eisenerz abgebaut. Die Stollen sind längst aufgegeben. Doch das Wasser, das sie durchfließt, schwemmt weiterhin Schwermetalle aus - die letzten Endes über Zuläufe wie dem Volbach in der Sülz landen. Meist handelt es sich um Zink-Verbindungen. Allerdings mit einer unangenehmen Eigenschaft: Sie führen Reste von Blei, Cadmium und Arsen mit sich.

Das ist längst nicht so dramatisch, als dass die Sülz komplett als Altlast einzustufen wäre. Grenzwerte werden nicht überschritten. „Wer in den Bach fällt und unfreiwillig zwei Schlücke nimmt, braucht sich keine Sorgen zu machen“, sagt Büttgens. Doch die Auslaugungen aus den Bergbaustollen werden dauerhaft verhindern, dass die Sülz für jene Fischarten interessant wird, die mit der Wasserrahmenrichtlinie gefördert werden sollen. Hinzu kommen zahlreiche künstlich angelegte Fischteiche im Einzugsgebiet. Hier fallen Futtermittelreste und Ausscheidungen an, die zu einer weiteren Gewässerbelastung führen. Walter Büttgens: „Für den Unterlauf der Sülz ist die Richtlinie auf lange Sicht nicht umsetzbar.“

Das heißt aber nicht, dass man gar nichts macht. Auch die Sülz soll im Laufe der Jahre wieder in einen Zustand versetzt werden, der ihrer Natur entgegenkommt: weg mit künstlichen Barrieren wie Wehre und Wasserbausteine. Hin zu einem mäandernden, also Kurven bildenden Fluss. Mit der Schleifung des Immekeppeler Wehrs hat man im vergangenen Jahr einen Anfang gemacht. Doch in Untereschbach steht schon das nächste. Diese Barrieren zeugen vom einstigen Zweck des Flusses: Er diente örtlichen Industriebetrieben zur Stromgewinnung. Bis auf eines (in Brombach) werden die Wehre längst nicht mehr genutzt. Viele von ihnen stehen aber unter Denkmalschutz. So einfach mit dem Bagger drüber rollen geht also nicht.

An der Sülz zeigt sich für Büttgens die wahre Absicht der Wasserrahmenrichtlinie: „Wir wollen maßvoll an die Dinge herangehen und nichts übers Knie brechen.“ Teure Kläranlagen unterhalb der alten Bergbaustollen sind natürlich nicht zu finanzieren. Und die Alteigentümer sind nicht zu belangen, weil sie damals eine Genehmigung zum Erz-Abbau hatten. Eine Rekultivierung, wie sie heute im Antragsverfahren für den Berg- und besonders den Tagebau gefordert wird, hat es früher nicht gegeben.

KStA abonnieren