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Trink-Kultur in Köln11 Kölsch-Kneipen, die Sie gesehen haben sollten

Lesezeit 8 Minuten
Brauhaus Früh am Dom

Das Kölner Brauhaus Früh am Dom.

Köln – Jeder Tourist in Köln – Kinder und Schwangere sind selbstverständlich ausgenommen – sollte während seines Besuchs in der Domstadt mindestens ein Kölsch getrunken haben.

Und damit hier keine Missverständnisse entstehen: Der Kölner Brauerei Verband nimmt es mit der Definition sehr genau. Kölsch ist demzufolge ein „helles, hochvergorenes, hopfenbetontes, blankes, obergäriges Vollbier“. Weitere wichtige Bedingung, damit ein Kölsch sich Kölsch nennen darf: Es muss in Köln oder in einigen ausgewählten Brauereien im Umland gebraut worden sein. Das wurde 1985 in der „Kölsch-Konvention“ festgelegt. Seitdem ist der Begriff geschützt.

Wer in Köln ein Kölsch trinken will, muss freilich nicht lange suchen. Ausgeschenkt wird das obergärige Bier ohnehin in fast jeder Kneipe. Weil die Auswahl so riesig ist und Touristen schnell die Orientierung verlieren können, stellen wir Ihnen hier die zehn schönsten Kölsch-Kneipen der Stadt einmal vor.

Alles zum Thema Kölsch

Deutschlandweit macht Kölsch als eine von etwa zehn Biersorten nur einen sehr geringen Anteil am Bier-Absatz aus. In Nordrhein-Westfalen kam Kölsch 2014 beim Gesamtausstoß auf knapp 14 Prozent - und lag damit nach Angaben des Verbands Rheinisch-Westfälischer Brauereien deutlich vor dem in der Region Düsseldorf beliebten Altbier, das auf knapp 9 Prozent kam. Auf Platz eins steht in NRW wie in ganz in Deutschland das Pils.

Ausschank Pfaffen Brauerei Max Päffgen

Hier fließt nicht nur das Pfaffen-Kölsch in Strömen, sondern es kommen auch die brauhaustypischen Speisen auf den Tisch, die noch den niedrigsten Cholesterinspiegel in die Höhe schnellen lassen. Aber auch weniger kalorienreiche rheinische Gerichte sind marktfrisch zu haben. Je nach Jahreszeit gibt es dann Spargel, Pfifferlinge, Wild, Matjes oder Muscheln.

Heumarkt 62, Köln-Altstadt, täglich 11 bis 24 Uhr, 0221/25 777 65 www.max-paeffgen.de

Bierhaus am Rhein

Der umtriebige Gastronom Markus Zehnpfennig leitet das Bierhaus im renovierten historischen Delfter Haus direkt am Rhein mit Passion. Umgeben von viel historischem Flair speist man hier im restaurierten Gewölbe – wie es sich für ein typisches Brauhaus gehört – ziemlich fleischlastig. Vegetarier dürften daher leider kaum satt oder glücklich werden. Fans von Päffgen-Kölsch dagegen umso mehr, denn das goldene Getränk fließt hier in Strömen. Absolut top: Der Blick von der Sonnenterrasse auf den Rhein.

Frankenwerft 27, Köln-Altstadt, täglich ab 11 Uhr, 0221/800 19 00

www.bierhaus-am-rhein.de

Em Golde Kappes

Während sich die Touristen in der Altstadt um die Plätze streiten, kann man in Nippes Brauhaus-Tradition für Einheimische erleben. Was nicht heißt, dass hier die Zeit stehen geblieben ist. Im Gegenteil: Die Speisekarte fällt üppig und durchaus gewitzt aus. Hausgemachte Röggelchen mit Kasseler, Blutwurst mit Apfel auf Zwiebelbrot oder Schinken-Quark-Pastetchen firmieren hier als „kölsche Tappas“ und passen zum Früh-Kölsch wie die Schürze zum Köbes. Es gilt also der Merksatz, der auch auf der eigenen website verkündet wird: „Wer uns nit kennt, hat Kölle verpennt.“

Neusser Str. 295, Köln-Nippes, Mo - Sa 11 bis 24 Uhr, 0221/92 29 26 40

www.emgoldekappes.de

Ex-Vertretung

Wegen eines Streits mit der Muttergesellschaft wurde aus der Ständigen Vertretung die Ex-Vertretung. Am Konzept hat sich jedoch nichts geändert: Wem es ins Bonner Haus der Geschichte zu weit ist, der kann auch in diesem skurrilen „Polit-Kult-Lokal“ einen Streifzug durch die BRD-Vergangenheit machen. Auf Hunderten von gerahmten Fotos, die die Kneipe pflastern, lässt sich jedes Mal etwas Neues entdecken: Kennedy mit Adenauer, Schröder im Cabrio, Brandt mit Narrenkappe. Die Küche bietet eine bunte Mischung aus regionalen und nationalen Gerichten, der Kölsch-Durst wird mit Gaffel gelöscht.

Frankenwerft 31-33, Köln-Altstadt, täglich ab 11 Uhr, 0221/66 99 02 21

www.ex-vertretung.de

Früh am Dom

Die zentrale Lage und die Bahnhofsnähe machen das Früh am Dom zur Pflichtveranstaltung für alle Kölnbesucher – wer nie hier war, hat etwas verpasst. Jeder Winkel im Haus ist mit Tischen und Stühlen zugestellt und wird von routinierten Kräften gut und reichlich versorgt. Am schönsten ist es ganz vorn in der Schwemme, wo ein Fass nach dem anderen aus der Tiefe der Keller gehievt wird. Und wer dann doch genug hat von all der Kölschtümelei, findet in den ehemaligen Privaträumen der Wirtsfamilie im ersten Stock das „Hof 18“: Hier gibt es moderne kölsche Cross-over-Küche und man wird nicht schief angeschaut, wenn man Pinot Grigio statt Kölsch ordert.

Am Hof 12-18, Köln-Altstadt, Mo - Fr 11 bis 24 Uhr, Sa & So 10 bis 24 Uhr 0221/26 13 215

www.frueh-am-dom.de

Steep's

Das urgemütliche und sehr gepflegte Brauhaus liegt im Herzen von Rodenkirchen, also direkt an der Kölschen Riviera. Serviert wird klassische Brauhausküche mit regionalen rheinischen Spezialitäten wie würzige Tafelspitzbrühe, Halver Hahn, Russenei mit Kartoffelsalat und Räucherlachs, Flammkuchen, Bierbraten oder Senf-Rostbraten mit grünen Bohnen, Speck und Bratkartoffeln. Am großen Bildschirm lassen sich beim Kölsch die Spiele des 1.FC Köln verfolgen.

Hauptstraße 118, Rodenkirchen, täglich 11 bis 24 Uhr, Küche bis 22.30 Uhr, 0221/39 23 76

www.steeps-brauhaus.de

Gilden im Zims

Für Fußballfans die Erfüllung ihrer kühnsten Wünsche: Auf den Toiletten dieser „Heimat kölscher Helden“ gibt es Bildschirme, auf denen ohne Pause Sky läuft. Auch in der von urigen Ziegelsteinwänden geprägten Schankstube hängen entsprechende Screens – hier sogar in der XL-Version. Das relativ junge Brauhaus hat noch weitere Asse im Ärmel: Das herrliche, aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude, ist aufwendig und sehr modern gestaltet und das junge Servicepersonal absolut auf Zack.

Heumarkt 77, Köln-Altstadt, Mo - FR 12 bis 1 Uhr (freitags bis 3 Uhr), Sa 11 bis 3 Uhr, So 11 bis 23 Uhr, 0221/168 66 110

www.haus-zims.de

Lommerzheim

2005 starb Hans „Lommi“ Lommersheim, der große, schweigsame Wirt, der auch Bill Clinton keine Vorzugsbehandlung einräumen wollte, als Amerikas Ex-Präsident sich einmal etwas typisch Kölsches zeigen lassen wollte. Heute gehört der Laden dem Bierbrauer Rudolf Päffgen. Er hat ihn vorsichtig renoviert, und schon stehen die Menschen wieder Schlange. Denn obwohl auch die Kellergewölbe erschlossen wurden, zieht es die meisten Gäste weiterhin in den winzigen, aber gemütlichen Schankraum, um die üppigen Koteletts (8 Euro) und süffiges Päffgen zu sich zu nehmen.

Siegesstr. 18, Köln-Deutz, Mi - Mo: 11 bis 14:30 + 16:30 bis 24 Uhr, So: 10.30 bis 14.30 + 16.30 bis 24 Uhr, Feiertag: 11 bis 14.30 + 16.30 bis 24 Uhr, Di geschlossen, 0221/814 392

Gaffel im Marienbild

Wer an historischer Stätte speisen möchte, ist im Gaffel im Marienbild genau richtig. Das Gebäude diente einst als Postkutschenhaltestelle und später als Dorfschule, bevor die Gastronomie Einzug hielt. Seit der Neueröffnung Anfang 2008 ist hier eine moderne Gastwirtschaft entstanden, die sich allerdings zumeist an Traditionellem orientiert. Auf den Teller kommt klassische Brauhauskost von Halver Hahn bis hin zur Rinderroulade.

Aachener Straße 561, Köln-Braunsfeld, Mo - Sa 12 Uhr bis 24 Uhr, So: 12 bis 21 Uhr, 0221/500 551 60

www.marienbild.de

Haus Unkelbach

Ein Haus mit langer Tradition, welches seine Pforten unter dem Gründer und Namensgeber Karl Unkelbach im Jahr 1930 in der Weyerstr. 112 eröffnete. 1943 im Laufe des II. Weltkrieges zerstört, kam der rache Wiederaufstieg in der Luxemburgerstr. 262. Doch das Glück war der Familie Unkelbach nicht hold, denn auch dieses Gebäude wurde zerstört. Wie es jedoch des wahren Kölners Eigenart ist, hat seine Sturheit Karl Unkelbach nicht aufgeben lassen und er zog ein Haus weiter in die Luxemburgerstr. 260, wo das Lokal sich heute noch befindet und sich größter Beliebtheit erfreut.

Gäste können ihre Kehle mit Reissdorfkölsch benetzen, idealerweise in Kombination mit der deftigen, typisch kölschen Küche.

Luxemburgerstr. 260, Köln-Sülz, Mo bis Fr 17 - 24 Uhr, Sa 12 - 24 Uhr, So 12 - 22 Uhr, 0221/41 41 84

Die Große Brauerei-Tour durch Köln

Beim Brauhauswanderweg in Köln startet man am Bahnhofsvorplatz im „Gaffel am Dom“. In dem 2008 renovierten Deichmannhaus direkt am Wahrzeichen von Köln gibt es das erste Kölsch. Nach der Erfrischung geht es weiter über den Domplatz, in die Hohe Straße und dann links.

Direkt beim Heinzelmännchenbrunnen steht das „Cölner Hofbräu Peter Josef Früh“. 1902 gegründet, befindet es sich in fünfter Generation in Familienhand und wird vom Kölner Schutzpatron beschützt, dem heiligen Petrus von Mailand, der als Relief die Fassade schmückt.

Folgt man dem Straßenverlauf und biegt rechts in die Bürgerstraße ab, stößt man ganz automatisch auf das „Brauhaus Sion“. Hier wurde schon lange Bier gebraut, bevor es 1912 der Brauer Sion erwarb und sein Sohn es 1936 übernahm. 50 Meter weiter den Alter Markt hinunter wurde 1994 „Peters Brauhaus“ eröffnet, doch auch hier befand sich bereits im 16. Jahrhundert das beliebte Brauhaus „Zum Kranz“.

Läuft man am Heumarkt entlang, ist das Gaffelhaus „Zur Brezel“ nicht zu verfehlen. Es soll an die 22 Gaffeln, also Bürgervereinigungen, erinnern, die 1396 in einer friedlichen Revolution den Rat der Stadt Köln übernahmen. Nun ein Schlenker Richtung Rhein, und man gelangt zum „Haxnhaus zum Rheingarten“.

Nur wenige Schritte weiter steht das „Bierhaus en d'r Salzgass“, früher das Brauhaus „Zur Täschn“, nach dem Zweiten Weltkrieg Geheimtipp für Jazzliebhaber und Literaten. Ein Stückchen weiter befindet sich das Brauhaus „Sünner im Walfisch“. Das stand bis in die 30er Jahre hinein noch in der Tipsgasse, wurde dann aber wegen Baufälligkeit abgerissen und mit den Originalsteinen in der Salzgasse wieder aufgebaut. Nur bei dem Baujahr hat sich einer vertan: Statt 1629 steht da nun 1626.

Gilden im Zims“ war ursprünglich kein Brauhaus, ist aber als eines der wenigen Häuser an dem ehemals wichtigen Handelsplatz Heumarkt erhalten geblieben. Letzter Halt auf dem Weg ist das „Brauhaus Zur Malzmühle“ – so bekannt, dass selbst Bill Clinton hier mal einkehrte.

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