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Tara StilesDie heilende Wirkung von Yoga

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Wie eine Feder kommt Tara Stiles die Treppen zum Stadtgarten-Restaurant heraufgeschwebt. Die 26-jährige New Yorkerin ist extrem schlank, extrem groß und extrem hübsch. Und außerdem der neue Stern am amerikanischen Yoga-Himmel. Hätte sie nicht schon ein Wolljäckchen an, würde man ihr das Kleidungsstück sofort um die schmalen Schultern legen wollen. Tara lächelt ein makelloses amerikanisches Girlie-Lächeln, bedankt sich artig für das Treffen, und schon sprudelt sie los: Als Kind sei sie im ländlichen Illinois immer in den Wald gegangen, zum Meditieren. „Meine Eltern dachten, ich sei ein bisschen verrückt, und meldeten mich zum Ballett an. Wahrscheinlich, damit ich nicht immer alleine draußen herumlaufe“, sagt sie.

„Zum Tanzunterricht gehörte auch ein Yoga-Part, der mich an das erinnerte, was ich früher im Wald gemacht hatte. Und so hat es angefangen.“ Aus der Balletttänzerin wurde schließlich eine Yoga-Lehrerin. Irgendwann begann Tara Stiles, sich beim Yoga zu filmen und die Clips auf Youtube zu stellen. „Ich wollte meinen Freunden und meiner Familie zeigen, was ich mache, und sie einladen, es nachzumachen.Yoga ist etwas für jeden und für jede Situation“, glaubt Stiles. Inzwischen ist das Mädchen mit der seltsamen Sehnsucht nach dem Wald in der Stadt gelandet.

Pippi-Langstrumpf-Charme

In New York hat sie ihr eigenes Yoga-Institut, Strala, und gibt Kurse für Menschen aller Altersklassen. „Ich habe Kursteilnehmer von 4 bis 94 Jahren“, erzählt Stiles. Auch Jane Fonda ist darunter. „Sie hat einfach einen Narren an mir gefressen und nimmt mich überall mit hin“, sagt sie über ihre weltbekannte Schülerin. Tara Stiles hat den Charme einer modernen Pippi Langstrumpf. Sie macht sich ihre Yoga-Welt, wie sie ihr gefällt, Ihre Kurse kommen ohne „Omm“ und Räucherstäbchen aus, dafür gibt es 100 Prozent Tara Stiles. Atmen reicht. Yoga ist für sie eine Methode, mit sich selbst in Kontakt zu treten und eine Auszeit vom Alltagsstress zu nehmen.

Yoga bei Facebook

Über Facebook, Youtube und ihre Website lässt sie ihre wachsende Fangemeinde an ihren Aktivitäten teilhaben. „Ich habe angefangen, mich beim Yoga zu filmen, um meiner Familie und meinen Freunden zu zeigen, wie Yoga funktioniert.“ Für ihre Yoga-Ausbildung brauchte sie keinen Guru. „Natürlich habe ich Lehrer gehabt, aber keinen Meister, dem ich mich besonders verpflichtet fühle – und ich glaube auch nicht, dass man einen braucht. Yoga ist in jedem Menschen und so individuell wie jeder Einzelne“, sagt sie. Ihr Ansatz ist unverkennbar amerikanisch. Da, wo das Streben nach Erfolg als Menschenrecht in der Verfassung verankert ist, darf schließlich auch jeder seine eigene Yoga-Philosophie entwickeln. Tatsächlich gibt es keine einzige wahre Yoga-Lehre und keine zertifizierte Berufsausbildung. Viel hängt von der Persönlichkeit des Lehrers ab und seiner Art, den Yoga-Funken überspringen zu lassen. Tara Stiles hat ihre Übungen jetzt auch als Buch herausgebracht, Titel: „Wie Yoga heilt“. Darin gibt es Anleitungen für jede Lebenslage und jedes Wehwehchen – von Hitzewallungen bis Hängebusen. Tatsächlich zeigen inzwischen immer mehr Studien, dass Yoga sich positiv auf den Gesundheitszustand auswirkt.

Fortgeschrittene werden Übungen schon kennen, neu ist die genaue Zuordnung zu bestimmten Krankheiten und Beschwerden. Die Übungsbeschreibungen kommen dank einer eher grobkörnigen Übersetzung aus dem Englischen mitunter putzig daher. Der Unbekümmertheit und dem Charme der Autorin entsprechen Sätze wie dieser: „Wenn du neu mit Yoga anfängst, schüchtert dich der Gedanke, dich bis in alle Ewigkeit auf der Yoga-Matte herumzuwälzen, vielleicht ein. Aber du wirst es nicht bereuen, versprochen.“

www.tarastiles.com

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