Sommer-Ausflüge um KölnSechs Inseln im Rheinland, die uns Urlaubsgefühle schenken

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Natur pur: Die Bislicher Insel gleicht einem Urwald im Rheinland.

Köln – Das Rheinland bietet gleich mehrere Inseln, auf denen man dem Alltag entfliehen und komplett abschalten kann. Egal ob allein, mit Freunden oder der Familie – in unserer Übersicht finden Sie für jeden Anlass das ideale Ausflugsziel. Wir haben die schönsten Inseln unserer Region besucht. Die liegen näher als Mallorca, Malta und Mauritius, ein Besuch ist für jeden erschwinglich und erholsam ist es dort allemal.

Die Redaktion hat exklusive Orte für Ruhesucher ebenso aufgeführt und getestet wie lebhafte Adressen für Feiernde, Naturschutzgebiete für Vogelbeobachter oder ein Eiland voller Kunst und Kultur. Wenn Sie sich nicht entscheiden können, empfehlen wir: Inselhopping.

Erkunden Sie auf den nächsten Seiten die schönsten Inseln des Rheinlands!

Bislicher Insel: Urwald am Wasser

Wo ist denn jetzt diese Bislicher Insel? Darüber können selbst Niederrheiner in Streit geraten. Also: Die Halbinsel liegt mitnichten beim Örtchen Bislich – ergo rechtsrheinisch –, sondern bei Xanten auf der anderen Seite des Flusses. Das liegt daran, dass sie erst zum Eiland wurde, als Friedrich der Große Ende des 18. Jahrhunderts beschloss, die Rheinschlinge, die sie im Süden umschließt, per Durchstich vom Fluss abzukoppeln und so eine Abkürzung für Schiffe zu schaffen.

Heute fließt in der Schlinge nichts mehr, während der Strom nördlich – zwischen Insel und Bislich – vorbeirauscht. Das aber soll sich in den nächsten Jahren ändern, erzählt Christoph Sprave: „Bei bestimmten Pegeln soll der Altrhein wieder durchgespült werden, damit er nicht komplett verlandet“.

Mehrere Biotope nebeneinander

Sprave arbeitet im NaturForum, dem Informationszentrum auf der Insel, und kann Besucher mit dutzenden Geschichten in den Bann ziehen: Mit der von den arktischen Wildgänsen, die hier eines ihrer größten Überwinterungs-Quartiere haben – bis zu 30.000 Gänse weiden zwischen Mitte Oktober und Ostern auf den Wiesen. Die vom Seeadler-Pärchen, bei dem alle gespannt auf die erste Brut warten. Die vom Storchenpaar, das seinen Nachwuchs gleich neben dem Streuobstgarten des Forums aufzieht. Die von der größten Kormoran-Kolonie in NRW. Oder den Eisvögeln. Oder den Bibern.

Um es kurz zu machen: Auf der „Bislicher“ gibt es gleich mehrere Biotope direkt nebeneinander: Da sind die typisch niederrheinischen Kopfweiden, die alten Obstbäume auf fetten Wiesen. Da sind die Wasserflächen, zum Teil alte Baggerseen, zum Teil Mulden, in denen sich das Hochwasser sammelt. Und da ist der Auwald, der, ganz sich selbst überlassen, immer mehr zu dem wird, was er einmal war: Ein Urwald ähnlich den tropischen Mangroven, dessen Bäume einen großen Teil des Jahres im Wasser stehen und so einen einzigartigen Lebensraum bilden – so, wie er früher an den Ufern des Rheins wuchs, als dort noch keine Chemiewerke standen.

Spaziergänge zur Dämmerung

Wer ihn aus der Nähe erleben will, muss eine der Führungen des Forums mitmachen. Auf eigene Faust kann man zu mehreren Beobachtungshäuschen wandern, hin und zurück sind es fünf Kilometer. Am besten, rät Sprave, zum Sonnenauf- oder -untergang: Dann zeigen sich die meisten Tiere, dazu singt der Vogelchor. Aber auch tagsüber zeigt sich die Bislicher Insel nach wenigen Schritten von ihrer besten Seite: Ein Reiher pickt in einem flachen Tümpel, dahinter zanken Gänse, Insekten surren vorbei, aus undurchdringlichem Dickicht pfeift, tschilpt und flötet es.

Wer Bewegung sucht, kann von hier zu weiten Radtouren durch die flache Landschaft des Niederrheins aufbrechen – mit der Fähre im Westen der Insel über den Rhein und die Weseler Rheinbrücke zurück sind es 30 Kilometer. Weniger Sportliche schauen sich die Wildnis in kompakter Form in der Ausstellung im NaturForum an (Erwachsene 3 Euro, Kinder 1 Euro) – und gönnen sich danach ein feines Stück Kuchen im Auen-Café.

Steckbrief Bislicher Insel

Wo: Bislicher Insel 11,  46509 XantenEinkehrmöglichkeiten: Das Auencafé bietet Kaffee, Kuchen und WaffelnWie komme ich hin? Per Auto oder FahrradFür wen: Naturfreunde, Vogelfans, RuhesuchendeSieht aus wie: Das Auenland, frei nach TolkienTipp: Eine der regelmäßig stattfindenden Führungen des NaturForums mitmachen

Grav-Insel: Grillen in Gesellschaft

Nein, eine einsame Insel ist die Grav-Insel nicht. Bis zu 35.000 Menschen bevölkern Europas zweitgrößten Campingplatz auf der Halbinseln im Rhein bei Wesel in der Hochsaison. Die meisten Plätze gehören Dauergästen, gut 500 Stellplätze werden an Kurzzeit-Touristen vermietet. Auf dem Rasen mit Blick auf einen Rheinarm stehen die Wohnwagen dicht an dicht. Da muss der Gast schon gesellig sein. Viele reisen gleich in Gruppen an: Innerhalb improvisierter Wagenburgen stehen lange Reihen aus Campingtischen, daneben stattliche Grills.

Besonders attraktiv für Familien

„Wollen Sie was trinken? Wir haben eine Zapfanlage!“, laden Jörg und Helmut aus Hückelhoven an ihre Tafel ein. Sie sind über das Vatertagswochenende mit vier Familien in vier Wohnwagen angereist. Helmut ist zum ersten Mal dabei, alle anderen sind regelmäßige Gäste. „Hier gibt es eben alles“, bilanziert Jörg bei Frischgezapftem und Frischgegrilltem: Immer einen Platz auf dem riesigen Gelände, einen Supermarkt mit wettbewerbsfähigem Fleischsortiment und Getränkekühlhaus, Restaurant und Imbiss mit Eis, Pizza, Pommes, den großen Spielplatz, auf dem seine Kinder toben. „Und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar“, findet Helmut: Sein Mobilheim kostet für zwei Erwachsene und bis zu drei Kindern 79 Euro pro Nacht; der Stellplatz für einen Wohnwagen 4,50 Euro, plus 4 Euro pro Erwachsenen und 2 Euro für Kinder bis 11 Jahre.

Zielgruppe sind, ganz klar: Familien. Gruppen von Jugendlichen haben es heute schwer, einen Platz zu bekommen, nachdem der Ruf der Camper-Kolonie durch Trinkgelage zu leiden drohte.  Dafür gibt es einen gepflegten Streichelzoo mit Ziegen, zwei Lamas und, natürlich, den Esel von Wesel (der allerdings Katalane ist). Es gibt einen Strand, eine Anlegestelle für Boote und einen Verleih für Kanus, Tretboote und Stand-up-Paddle-Boards; eine wahre Dusch-Landschaft mit Kabinen, groß genug für Mütter und mehrere Kleinkinder. Für Jugendliche gibt es Ferienbetreuung und, für den Familienfrieden, W-Lan auf der ganzen Anlage. Das Konzept scheint aufzugehen: Ganze Horden von Kindern flitzen auf Fahrrädern umher.

Im Sommer gibt es Schlager

Geschätzt wird der Platz auch von Hundefreunden, die ihre Haustiere mitbringen dürfen. Rudel zottiger Terrier, Labradore und Schäferhunde daher allgegenwärtig – aber ordentlich angeleint, außer auf den zwei Auslaufflächen. Wie familiär es tatsächlich zugeht, zeigt sich, wenn man mit Geschäftsführer Frank Seibt über die Anlage fährt. Er weiß fast jeden Camper persönlich zu begrüßen. Und er sieht alles: Wer zu schnell fährt, seinen Hund nicht an der Leine hat oder im Naturschutzgebiet umherspaziert, wird von ihm freundlich, aber bestimmt auf den rechten Weg zurückverwiesen.

Denn während auf dem Campingplatz Ordnung herrscht, soll es an der Rhein-Uferseite der Insel wieder wild werden –  in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Naturschutzbund entsteht dort in den nächsten Jahren ein Feuchtbiotop. Zur Öko-Enklave, in der des Nachts nur das Käuzchen ruft, wird die Grav-Insel aber nicht: Da ist ja immer noch die 3000-Quadratmeter-Veranstaltungshalle, in der im Sommer Auftritte stattfinden.

Die wilde Mischung gefällt vielen so gut, dass sie ganz bleiben: 500 Bewohner haben ihren  Erstwohnsitz auf der Insel. Für manche ist es das Paradies hier. Nur eben kein stilles und einsames.

Steckbrief Grav-Insel

Wo: Gravinsel 1, 46487 Weselwww.grav-insel.comEinkehrmöglichkeiten: Restaurant „Inselstube“, Pizzeria, EisdieleWie komme ich hin? Mit dem Auto oder dem Fahrrad, die nächste Bushaltestelle ist 500 m entferntFür wen: Gesellige Menschen mit Kindern und/oder HundenSieht aus wie: England – gepflegter Rasen, Hecken, ein paar SchafeTipp: Schlagerfans behalten den Veranstaltungskalender im Auge

Insel Grafenwerth: Nizza am Rhein

Wildblumen blühen, die Räder sind auf Kies geparkt, der Blick schweift über das glitzernde Wasser hinüber zum Drachenfels. Das Ausflugsschiff Moby Dick nimmt langsam Fahrt auf, am Steg wird gewunken. Idylle pur, das ist ein Tag auf der Insel Grafenwerth, malerisch gelegen vor Bad Honnef am Rheinkilometer 642.

Schon der Weg auf die Insel über die alte Brücke führt an einem der beliebtesten Fotomotive vorbei:  Die 1917 gebaute und inzwischen unter Denkmalschutz stehende Aranka, einer der letzten Aalschokker Deutschlands, liegt im Altrheinarm dauerhaft vor Anker.

Menschenleer und malerisch kann die 260 Meter breite und 1200 Meter lange Insel Grafenwerth gegenüber vom Rolandsbogen sein: An Morgenden, wo Jogger das gut ausgebaute und völlig ebene Wegenetz für ihre Trainingsrunden nutzen, Spaziergänger Steine flitschen lassen und Hunde durch die 15 Hektar große Wiesen- und Parkfläche tollen. 

Die Alleskönner-Insel

Nur die Schülertrauben am Fähranleger zur Nachbarinsel Nonnenwerth mit ihrem Internat bringen kurzzeitigen Trubel. Aber Grafenwerth kann auch anders: An Wochenenden, Sommerabenden oder bei „Rhein in Flammen“ verwandelt sich die Insel  in einen Jahrmarkt inmitten des Wassers. Dann erobern Picknicker die gut gepflegte Wiese, werden Kuchen und Weizenbier im 500 Plätze fassenden Rheincafé serviert, stehen Menschen an den  Anlegeplätzen für die Ausflugsschiffe Schlange.

Es gibt eine Minigolfanlage, Spielplätze, einen Tennisplatz und das Freibad mit großer Liegewiese, 52 Meter langer Wasserrutsche und künstlichem Wasserfall. Im Frühjahr wird traditionell ein Insellauf veranstaltet, zu „Rhein in Flammen“ eine Kirmes mit Live-Musik, im August findet auf der Insel mit „Rheinspaziert“ das größte Open-Air-Festival in Bad Honnef statt. Grafenwerth ist eben ein Alleskönner.

Steckbrief Insel Grafenwerth

Wo: Insel Grafenwerth, 53604 Bad Honnefwww.grafenwerth.deEinkehrmöglichkeiten: Rheincafé, Grafenwerth RestaurantWie komme ich hin? Per Auto, Schiff oder mit der BahnFür wen: Für alle! Auch die, die nicht gut zu Fuß sindSieht aus wie: Alexander von Humboldt nannte die Insel das „Nizza am Rhein“Tipp: Mit Blick auf den Rhein ins Schwimmbad gehen

Gilberginsel: Vogelparadies

Diese Insel gehört den Vögeln. Mitten im betriebsamen Biggesee ist sie ein stilles Refugium für Wasservögel wie Enten, Reiher und Blässhuhn. Eine ganze Kolonie Graureiher brütet hier ungestört vom Menschen. Aber nicht unbeobachtet: Von den vorbeischippernden Schiffen und Segelbooten aus kann die „Vogelinsel“ bestaunt werden.

Auch das Festland ist nicht weit entfernt, nur ein schmaler Wassergraben trennt die mit Fichten bewaldete Insel vom Ufer, das ebenfalls zum Naturschutzgebiet gehört. Die neun Meter lange steinerne Meerjungfrau „Attania“ schmiegt sich am Inselufer auf den Felsen, als sei er ein weiches Bett. Ihr zierliches Äußeres trügt: Rund zehn Tonnen bringt die Dame auf die Waage.   

Früher Berg – heute Insel

Früher war die 34 Hektar große Insel im südlichen Sauerland einmal ein Berg in der Landschaft. Nach der Flutung der Biggeseetalsperre in den 1960er Jahren wurde sie zur Insel. Ganze Dörfer wurden damals geflutet und liegen heute auf dem Grund des Sees. Die Talsperre dient der Wasserversorgung für das Ruhrgebiet und reguliert den Wasserstand der Ruhr.

Das Betreten der Naturschutz- und Vogelschutzzone ist verboten. Ein Ausflug dorthin lohnt sich trotzdem. Am nördlichen Teil des Biggesees, in dem auch die Gilberginsel liegt, gibt es bei Attendorn die „Biggeblick“ genannte Aussichtsplattform. Sie mutet ein wenig an wie ein Ufo, das in 90 Metern Höhe über dem See schwebt. Dorthin gelangt man über einen langen Steg. Schwindelfrei muss sein, wer über diesen „Skywalk“ spazieren möchte.

Belohnt wird er dann mit einem der spektakulärsten Ausblicke, die Nordrhein-Westfalen zu bieten hat: Über die Talsperre, die Gilberginsel – bis weit über das Ebbegebirge. Ansonsten ist die Gegend um den See ein Freizeitparadies: Wander- und Radwege gibt es in der schönen Natur von Attendorn zahlreich. Von der Waldenburger Bucht aus hat man einen schönen Blick auf die Insel. Nicht weit entfernt von dort sind auch die Burgruine Waldenburg und die Waldenburger Kapelle.

Badetag am Sandstrand

Auch an Sandstränden baden lässt es sich wunderbar. Angler finden in den fischreichen Gewässern Aal, Hecht, Rotaugen, Karpfen, Forellen, Zander, Flussbarsch und Schleie. Tauchen, Surfen und Segeln sind ebenfalls möglich. Ein absolutes Muss ist eine Fahrt mit dem Schiff oder Boot. Private Motorboote sind nicht erlaubt. Eine Ausnahme bilden die Schiffe der Personenschifffahrt Biggesee, die täglich fünf Mal auch an der Gilberginsel vorbeifahren.

In Sondern können auch Tret-, Ruder- und Badeboote gemietet werden. Wer die 45 Kilometer um den Biggesee wandern möchte, sollte einmal übernachten. Am besten auf dem Campingplatz Gut Kalberschnacke.

Steckbrief Gilberginsel

Wo: Im Biggesee Einkehrmöglichkeiten: Im Leuchtturm am Biggesee  auf dem Biggedamm Wie komme ich hin? Mit dem Auto von Köln über A4 und A45 Für wen: Naturliebhaber und Wanderer Sieht aus wie: Kanada! Ist aber Südwestfalen. Tipp: Badeboot ausleihen und den Tag im und auf dem Wasser verbringen

Insel Hombroich: Allein mit der Kunst

Was macht sie eigentlich aus, die Sehnsucht nach einer einsamen Insel? Wahrscheinlich ist ihre Essenz der Wunsch nach einem Ort, der einen abschottet von der Wirrnis der Welt und gleichzeitig maximale Freiheit bietet. Selbstredend sollte es ein schöner Ort sein.

Das Museum Insel Hombroich ist genauso ein Ort und muss dafür noch nicht mal eine richtige Insel sein. Ohne Hinweisschilder und vorgefertigte Routen schweifen die Besucher zwischen Werken von Lovis Corinth, Hans Arp, Kurt Schwitters, Alexander Calder, Henri Matisse, Rembrandt, Yves Klein, Gotthard Graubner und  fernöstlicher Kunst. Wer mit Kindern dorthin geht, kann sich genau abgucken, was es heißt, sich Kunst intuitiv und zwanglos zu erschließen. Ist der Stein, der Busch, der Tümpel jetzt Kunst? Der Stuhlkreis aus Metall? Der leere Raum? Kinder fragen gar nicht danach, sie erobern einfach Stück für Stück dieser magischen Welt.

Begegnung von Kunst und Natur

1987 eröffnete der Düsseldorfer Sammler Karl-Heinrich Müller (1936-2007) die Museum-Insel Hombroich, einen Ort „jenseits des hektischen Alltags und modischer Trends“, wie es auf der Webseite heißt. Tatsächlich sind in den vielen Jahren Dinge einfach gleich geblieben. Zum Beispiel die ungewöhnliche Caféteria, in der es „all inclusive“ seit Jahr und Tag gekochte Kartoffeln, Eier und Marmeladenbrote umsonst gibt.

Müller wollte eine unmittelbare Begegnung mit Kunst und Natur. Das weitläufige Gelände und die sprießenden, urwüchsigen Pflanzen sind Teil dieses Erlebnisses. Alles fühlt sich lebendig an. Es riecht, es klingt, es knackst und zirpt. Die Besucher durchschreiten Wald, Wiesen und Räume, eine Entdeckungsreise von drinnen nach draußen und zurück. (Ismene Poulakos)

Steckbrief Hombroich

Wo: Minkel 2, 41472 Neuss Einkehrmöglichkeiten: Caféteria auf der Insel Wie komme ich hin? Mit S-Bahn und Bus nach Neuss Minkel,mit dem Auto über die A 57, Ausfahrt Neuss-Reuschenberg Für wen: Für alle Kunst- und Naturfreunde; leider nicht komplett barrierefrei Sieht aus wie: Ein Garten von Piet Oudolf als Museum Tipp: Turm von Erwin Heerich, besonderes Klangerlebnis; Musik-Inselfestival bis zum 16.5.

Insel Groov: Weinstuben am Sandstrand

Ab wann ist eine Insel eine Insel? Zugegeben: Per Definition ist die „Freizeitinsel Groov“ eher eine Halbinsel. Eine kleine noch dazu. Sie deshalb auszuschließen, wäre aber mehr als ungerecht. Denn erstens befindet sie sich in Köln und ist auch für Innenstädter ohne Auto schnell und gut erreichbar. Und zweitens macht sie dem Wort „Freizeit“ in ihrem Namen alle Ehre.

Die Groov war einmal eine Insel im Rhein, bis sie im 19. Jahrhundert mit dem Ufer verbunden wurde.  Was früher einmal ein Rheinarm war, ist heute ein Binnengewässer, das durch eine Brücke getrennt wird.  Früher einmal weideten in der Rheinauenlandschaft Tiere und sogar Wein ist dort einmal angebaut worden. Vielleicht sehen die hübschen Backsteinhäuschen auf dem Marktplatz deshalb aus wie Weinstuben an der Mosel.

Urlaubsfeeling in Köln

In den Biergärten können Ausflügler beim Kölsch entspannen und anderen beim Tretbootfahren auf einem der Teiche zuschauen. Wunderbar spazieren gehen lässt es sich auf dem parkähnlichen Gelände mit altem Baumbestand. Natürlich nicht, ohne sich vorher im Café ein Eis als Wegzehrung zu kaufen. Und wenn es richtig warm ist, kann man sich an den Sandstrand am Rhein legen und sich ein bisschen wie im Urlaub fühlen. Allerdings sind die Plätze bei richtig gutem Wetter schnell belegt, deshalb: früh da sein! Am Wochenende ist es trubelig, an Wochentagen idyllisch.

Und es gibt noch mehr: Einen Skatepark, einen großen Spielplatz, Fitnessgeräte und eine Minigolfanlage. Außerdem noch ein Schwimmbad mit Freibad. Im Yachthafen meint man gar, etwas Salz auf der Zunge zu schmecken. Hier kann man sich mit etwas Phantasie und passender Garderobe mondän fühlen wie an der Côte d’Azur. Ein wenig Kulturgeschichte gibt es auch noch zu bestaunen: Der mittelalterliche Zündorfer Wehrturm ist heute Ausstellungsort für bildende Kunst.

Und wem das nicht reicht, der kann mit der Fähre, dem „Krokodil“, auf die andere Rheinseite nach Weiß überwechseln. Wer mit dem Fahrrad und ohne Bahn von der linken Rheinseite aus die Groov erreichen will, für den ist die Fähre ohnehin eine schöne Anfahrtsmöglichkeit, denn sie erspart die Fahrt über eine der Rheinbrücken. (Jasmin Krsteski)

Steckbrief Groov

Wo: Köln Porz-Zündorf Einkehrmöglichkeiten: Zahlreiche Biergärten Wie komme ich hin? Eignet sich gut für eine Fahrradtour. Wer mit der Linie 7 fährt, kommt von der Endhaltestelle Zündorf zu Fuß hin. Für wen: Familien mit Kindern und Radfahrer Sieht aus wie: Ein Moselstädtchen, aber am Meer Tipp: Auf einem Boot auf dem Weiher treiben lassen

Insel Nonnenwerth: Reiz der Ruhe

Der Fährmann kennt sie alle. Wer keinen Schulranzen trägt und auch sonst selbst ansatzweise nicht mehr mit einem Schüler verwechselt werden könnte, bedauerlicherweise, der muss mit Fragen rechnen. „Sind Sie angemeldet?“ Es sind freundliche Fragen. Ja, sehr. Und doch gibt es diesen einschüchternden Moment.

Die Insel Nonnenwerth ist Privatgrund. Sie gehört den Franziskanerinnen, die hier leben. Die Schwestern teilen sich das Gebäude mit 700 Gymnasiasten, die hier täglich übersetzen. Und dieses Privileg wird nur selten ausgeweitet. „Herr Berger weiß Bescheid?“

Erholungsort von Franz Liszt

Herr Berger wartet an der Pforte. Der Weg dorthin führt hoch an einer Platane vorbei – die dort nur steht, weil das Kloster mal Gasthof war, im 19. Jahrhundert, als die säkularisierenden Franzosen das Sagen hatten. Franz Liszt erholte sich damals hier und pflanzte zu seinem 30. Geburtstag eben jene Platane, die, so soll er gesagt haben, der höchste Baum der Insel werden sollte. Der Wunsch ist wahr geworden. Jetzt steht das romantische Geäst riesengroß vor dem barocken Gebäude.

Wer die erste der schweren Holztüren öffnet, steht in der Kapelle, die jeden Samstag zur Messe für das Festlandpublikum geöffnet wird. Manchmal finden hier Konzerte statt. Auch der Kapitelsaal wird für einzelne Kulturveranstaltungen genutzt. Eine Tür weiter ist die Pforte, an der eine Dame auf die Entzückung über die wunderschönen Fliesen erwidert: „Alles ist hier besonders.“ Was das heißt,  versucht Tim Berger zu erklären. Er war hier Schüler und ist heute Verwaltungsdirektor des Kloster Clemens.

Lebendige Abgeschiedenheit

„Die Ruhe ist der Reiz“, schwärmt er. Aber es sei eine lebendige Abgeschiedenheit. Schwestern und Schüler lebten nicht getrennt voneinander, sie mischten sich im Alltag. Berger zeigt, was er meint: Er läuft durch die Gänge, vorbei am profanen Palaver wartender Schüler, hinein in die feierliche Lautlosigkeit, die sich um die Malereien zum Glaubensbekenntnis wölbt. Hier die hochmoderne Bibliothek, dort die Werkstatt für Paramentstickerei. Mittendrin Gästezimmer, bescheiden, aber ordentlich eingerichtet, die für wenig Geld an Menschen vermietet werden, die Besinnung suchen.

Draußen bietet sich ein ähnliches Ineinander von Lebenswelten: Der Park grenzt an die Sportanlage, der Friedhof der Schwestern ist nahe bei, nach ein paar Schritten ist der wilde Uferbereich erreicht, eine Turnhalle, eine kleine Terrasse. Dieses Flair ist in der Tat besonders, wird aber wahrscheinlich nicht mehr lange existieren. Der Orden hat Nachwuchsprobleme, sagt Berger. Der Schulbetrieb aber sei gesichert. Um 18 Uhr  fährt die letzte Fähre. Dann wird es still auf der Insel. Wie sich das anfühlt,  wissen nur die Schwestern – und die wenigen Übernachtungsgäste. (Ina Henrichs)

Steckbrief Insel Nonnenwerth

Wo: RolandseckWie komme ich hin?  Mit dem Zug bis Rolandseck, zu Fuß zur FähreFür wen:  Zugänglich nur zu Kulturveranstaltungen und Gottesdiensten, für Menschen, die sich in den Gästezimmern  einmieten oder für Schüler des Gymnasiums  

Einkehrmöglichkeiten: Keine Sieht aus wie: Barockes ZeitreisebootTipp: Konzertbesuch in der Kapelle

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