Interview zu Eifel-Vulkanen„Die Vulkane schlafen nur“

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Die Vulkane in der Eifel werden eines Tages wieder ausbrechen, der Zeitpunkt ist nur schwer vorauszusehen. Michael Heidrich sprach mit Dr. Angelika Hunold, Archäologin des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz.

Frau Hunold, wie groß ist die Gefahr, dass die Vulkane in der Eifel wieder ausbrechen?

Angelika Hunold: Dass die Vulkane eines Tages wieder ausbrechen, ist so gut wie sicher – darin sind sich die Vulkanologen heute einig. Die Eifelvulkane schlafen nur. Man kann sie sogar im Schlaf beobachten, etwa am Laacher See, wo Kohlendioxid-Bläschen aus dem Wasser aufsteigen. Wie groß dabei die Gefahr ist, steht auf einem anderen Blatt. Der nächste Ausbruch könnte sich in zehn Jahren ereignen oder in 50000 Jahren; geologisch gesehen ist all dies „bald“. Auf jeden Fall würde sich solch ein Vulkanausbruch ankündigen: vor allem durch Erdbeben. Das würde modernen Messgeräten nicht entgehen. Kurz gesagt: Eher zieht ein Mensch in der Eifel heute den Hauptgewinn im Lotto, als dass er durch einen Vulkan in Gefahr gerät.

Wie sieht es heute tief unter der Eifel aus?

Hunold: Im oberen Erdmantel unter der Eifel ist eine Besonderheit festgestellt worden, die für den Vulkanismus verantwortlich gemacht wird. Es gibt dort eine Temperaturanomalie, also einen Bereich, der heißer ist als die Umgebung. Nach seiner Form wird dieses Phänomen Eifel-Plume (von engl. Feder) genannt. Es hat einen Durchmesser von bis zu 100 Kilometer und reicht etwa 400 Kilometer in die Tiefe. Ein sehr großer Plume existiert beispielsweise unter den Hawaii-Inseln.

Was ist das Besondere am Vulkanismus in der Eifel?

Hunold: Zunächst einmal ist der Eifel-Vulkanismus geologisch sehr jung. Die Vulkanfelder aus dem Zeitalter Quartär sind erst vor 600000 bis 10000 Jahren entstanden. Zum Vergleich: Die Westerwälder Vulkane sind um die 25 Millionen Jahre alt, und auch sie sind erdgeschichtlich noch recht jung. Außerdem ist die Eifel eines der wenigen Gebiete mit sogenanntem Intraplatten-Vulkanismus auf der Erde. Die meisten Vulkane findet man rund um den Pazifik, an den Rändern der tektonischen Platten. Die Vulkanfelder der Eifel sitzen dagegen mitten auf der eurasischen Platte. Und schließlich ist der Laacher See-Vulkan etwas Besonderes, denn sein Ausbruch vor 12900 Jahren war der größte der jüngeren Erdgeschichte in Mitteleuropa.

Brachten die vulkanischen Rohstoffe auch einen Nutzen für die Menschen?

Hunold: Der Nutzen der vulkanischen Rohstoffe für die Menschen ist ein ganz wichtiger Punkt. Basaltlava für Mühlsteine, Tuff und andere Gesteine als Baustein, Bims als Rohstoff für Leichtbausteine: Diese Produkte waren teils Jahrtausende lang Exportschlager mit Absatzmärkten in ganz Europa, manchmal sogar in Übersee. In Teilen der Eifel prägt der Steinabbau die Wirtschaft bis heute. In Mayen hat sich schon früh ein Industrierevier entwickelt, das wir im Forschungsbereich VAT (Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte) gerade erforschen. Die Anfänge liegen 7000 Jahre zurück. Zur Römerzeit gab es hier das größte Produktionszentrum für Mühlsteine nördlich der Alpen. Und im 19. Jahrhundert unter Kaiser Wilhelm I. bestellten deutsche Großstädte hier Bordsteine gleich kilometerweise.

Was sind für Sie die größten geologischen Attraktionen in der Eifel?

Hunold: Einige Eifelvulkane sind ja zu Recht schon ziemlich bekannt, etwa die Dauner Maare oder der Laacher See. Deshalb möchte ich hier einmal für den Lieblingsvulkan in unserem Forschungsbereich Reklame machen. Das ist der Eppelsberg bei Nickenich im Kreis Mayen-Koblenz, ein typischer Schlackenkegel-Vulkan der Eifel. Seine Abbauwand wirkt wie eine riesige Schoko-Torte. Aber eigentlich kann ich mich nicht für eine Attraktion entscheiden. Am besten, Sie besuchen die drei Vulkanparks im Nationalen Geopark Vulkanland Eifel und machen sich selbst ein Bild.

Das Gespräch führte Michael Hedrich

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