Natur des Jahres 2017Diese seltenen Tier- und Pflanzenarten finden Sie in NRW

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Die Haselmaus

Ganz gewiss muss man schon genau hinschauen, wenn es um jene Naturphänomene geht, die Verbände und Schutzgemeinschaften regelmäßig vor Jahresfrist zum Tier, Insekt, Lebensraum oder Gewächs des Jahres ernennen. Was in der Natur der Sache liegt: Kaum ein Habitat oder ökologisches Sorgenkind, das in diesem Zusammenhang genannt nicht in seinem Bestand bedroht ist und somit auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht.

Am Ende sind es jedenfalls nicht weniger als 31 „Jahreswesen“, die dem Naturkalender 2017 die besondere Färbung geben. Von Vogel über Alge, Weichtier und Mikrobe bis Nutztier und Flechte. Keine Frage, manche dieser Wesen sind dem einzelnen hierzulande nicht nur aufgrund ihres seltenen Vorkommens recht fremd, sondern auch wegen ihrer geografischen Ausbreitung.

Waldgebiet des Jahres

Der Frankenwald, den der Bund Deutscher Forstleute zum Waldgebiet des Jahres gekürt hat, liegt nun mal im Nordosten Bayerns und zu einem Zipfel in Thüringen. Die Trave, Flusslandschaft des Jahres durch die Naturfreunde Deutschlands gekürt, ist ein Strom in Schleswig-Holstein, der in die Ostsee mündet.

Was vor unserer Haustür lebt

Also konzentrieren wir uns auf das Machbare. Schauen wir, was im neuen Jahr vor der eigenen Haustür – oder wenigstens ganz in der Nähe – an seltenen Vorkommen zu finden ist. Blindschleichen, Fichtenbäume und Gänseblümchen sind schließlich auch nicht zu verachten.

Im folgenden lesen Sie Steckbriefe der Tiere und Pflanzen des Jahres 2017 und wo Sie in NRW zu finden sind:

Tier des Jahres: Die Haselmaus

Wildtier des Jahres: Die Haselmaus

Noch bis Ende März machen die Haselmäuse Winterpause. Das winzige Wesen mit Miniaturohren, dunklen Knopfaugen und einem Schwanz so lang wie der ganze Körper schlummert jetzt dem Frühling entgegen. Man bekommt es nur selten  zu Gesicht. Aber wenn sich eine ausgehöhlte Haselnuss findet, könnte es sein, dass eine Haselmaus am Werk war: Um an den fetthaltigen Kern zu gelangen, nagt sie  ein kreisrundes Loch in die Schale. Sie braucht das Fett, um sich  Speck für den Winterschlaf anzufressen.  Im Frühjahr fressen Haselmäuse auch   Knospen und Blüten,  im Sommer vertilgen sie auch mal Insekten.

Vorkommen:

Die Haselmaus ist klein, scheu und hauptsächlich nachts in dichten Sträuchern unterwegs. Sie lebt versteckt im Unterholz von Laubwäldern oder hält sich  in dichtem Brombeergestrüpp auf, weshalb man sie fast nie zu Gesicht bekommt. Als geschickte Kletterer meiden Haselmäuse den Bodenkontakt. www.nabu.de

Reptil des Jahres: Die Blindschleiche

Reptil des Jahres:  Wie alle einheimischen Amphibien und Reptilien ist die Blindschleiche zwar besonders geschützt, aber durch fortschreitenden Siedlungs- und Straßenbau vom Verlust ihrer Lebensräume bedroht. Oft zeugen nur die auf Straßen überfahrenen Blindschleichen von ihrer Existenz.  In Wahrheit sind sie  weder blind, noch eine Schlange, sondern eine beinlose und mit Augen ausgestattete Echse. Ihr irreführender Name ist abgeleitet von dem althochdeutschen Wort „plint“ für blendend und bezieht sich auf den bleiernen Glanz ihres Körpers. Über ihre Biologie ist nur wenig bekannt, und die Bestände scheinen vielerorts zurückzugehen.

Vorkommen in der Region

Sie bevorzugen lichte Wälder und Waldränder mit  feuchten Böden und vielen Sonnen- und Versteckplätzen. Aber auch offene Heide- und Moorlandschaften, Brachflächen, Trockenrasen, Streuobstwiesen, Gärten, Parks, Straßenböschungen und  Steinbrüche. Augen auf in Wahner Heide und Kottenforst/Ville.

www.naturpark-rheinland.de

Vogel des Jahres: Der Waldkauz

Vogel des Jahres: Wann haben Sie zuletzt in der Nacht eine Eule rufen gehört? Wenn es dunkel wird, ertönt sein unheimliches „Huuh-hu-huuh“. Viele Gegenden sind heutzutage von Eulen verlassen, entweder weil sie keine Bruthöhlen finden oder das Nahrungsangebot nicht mehr ausreicht. Stellvertretend für alle Eulenarten  soll der Waldkauz dieses Jahr für den Erhalt alter Bäume im Wald oder in Parks werben  und eine breite Öffentlichkeit für die Bedürfnisse höhlenbewohnender Tiere sensibilisieren.  Nur die Hälfte der Jungtiere überlebt das erste Lebensjahr. Wenn sie das geschafft haben, können Waldkäuze bis zu 19 Jahre alt werden.

Vorkommen in NRW

Vorkommen:  NRW hat mit bis zu 12000 Brutpaaren noch das größte Waldkauz-Vorkommen unter den Bundesländern. Wie viele andere Waldvögel zieht er  immer häufiger in die Städte, zum Beispiel auf Friedhöfe, in Parks und in Gärten. Die Greifvogelstation Gut Leidenhausen beherbergt Pflegefälle. An Sonntagen geöffnet.

www.gut-leidenhausen.de

Schmetterling des Jahres: Goldene Acht

Schmetterling des Jahres: Seine Raupen ernähren sich von Luzerne und Klee und brauchen naturnahe blütenreiche Wiesen oder Weiden. Die Falter gehören innerhalb der Familie der Weißlinge zu der Unterfamilie der Gelblinge. Sie sind von Mai bis Oktober zu beobachten und sammeln   als ausgewachsene Schmetterlinge den  Nektar blühender Pflanzen. Ihre Flügelspannweite beträgt etwa vier Zentimeter. Die Männchen weisen eine gelbe und die Weibchen eine grünlich-weiße Färbung auf. Charakteristisch sind  der achtförmige, rot umrandete Fleck auf der Flügel-Unterseite, die dunkle Randbinde sowie die schwarzen und orangefarbenen Flecken.

Vorkommen in NRW

Augen auf  ab Mai auf Streuobst- oder Feuchtwiesen, Mager- und Trockenrasen und Brachen. Die Falter fliegen im Sommer violette und im Herbst gelbe Blüten an. In der Wahner Heide kommt die Goldene Acht, für die auch die Namen Weißklee-Gelbling und Posthörnchen verwendet werden, noch vor.

www.heideterrasse.net

Baum des Jahres: Fichte

Baum des Jahres:  „Willst du den Wald vernichten, pflanze nichts als Fichten!“. Über keinen anderen Baum wird so viel gestritten wie über die Fichte. Geschätzt als wichtigste forstliche Einkommensquelle, steht sie  andererseits für artenarmes naturfernes Forsten.  Die Wahl  zum Baum des Jahres gibt Gelegenheit zur Diskussion. In nur wenigen Regionen Deutschlands wächst die Fichte von Natur aus. Ohne den Einfluss des Menschen wäre sie eine regionale Erscheinung, die es in den allermeisten Bundesländern gar nicht gäbe. Tatsächlich aber ist sie heute mit 26 Prozent der Waldfläche die am stärksten verbreitete Baumart.

Vorkommen in NRW

Vorkommen:  Stickstoffbelastungen, die die Ernährung der Fichte ins Ungleichgewicht bringen, setzen der Art ebenso zu wie der Klimawandel. Als flach wurzelnde Baumart leidet sie stärker als andere unter der sommerlichen Trockenheit. Die meisten Fichten stehen im Sauerland, gefolgt von Bergischem Land und Eifel.

www.natur-erleben-nrw.de

Blume des Jahres: Klatschmohn

Blume des Jahres:  Mit der Wahl des Klatschmohns will  die Loki Schmidt Stiftung auf die Gefährdung und den Verlust von Ackerwildpflanzen aufmerksam machen und sich für die Förderung der bunten Vielfalt im Landbau einsetzen. Eine ganze Lebensgemeinschaft, die uns seit tausenden Jahren begleitet, droht nämlich zu verschwinden. In den heutzutage sehr intensiv bewirtschafteten Äckern lebten ursprünglich rund 350 Pflanzenarten. Viele davon können heute als biologisches Erbe unserer Kulturgeschichte angesehen werden, weil sie sich im Laufe der Geschichte an die Landnutzungspraktiken angepasst haben.

Vorkommen in NRW

Vorkommen: Die zwischen Getreidehalmen schimmernden, strahlend roten Blüten  sind ab Mai ein vertrauter Sommerbegleiter. Wohl fühlt  sich Klatschmohn an hellen,  eher stickstoffreichen Standorten. Diese boten ihm einst unsere Getreideäcker. Mittlerweile hat er sich auf   Brachen und Schuttplätze geflüchtet. www.nabu.de

Orchidee des Jahres: Weißes Waldvögelein

Orchidee des Jahres: Eine Schönheit aus dem Wald, die nach der aktuellen Roten Liste in den meisten Bundesländern noch nicht gefährdet ist. Die  Blütenform des Weißen Waldvögeleins erinnert an einen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln. Der Blütenstand ist langgestreckt und locker mit zwei bis 20 mittelgroßen, elfenbeinfarbenen Blüten besetzt.

Erst bei Sonnenschein öffnen sie sich, bei höheren Temperaturen färben sie sich dann teilweise sogar  gelb. Der Stängel ist zehn bis 60 Zentimeter hoch.  Blütezeit ist von Mitte Mai bis Mitte Juli,  Hauptblütezeit von Ende Mai bis Ende Juni. Die winzigen, ovalförmigen Samen werden vom Wind verbreitet.

Vorkommen in NRW

Vorkommen: Sie benötigt als Grundlage Zechstein oder Sedimente von Muschelkalk.  Weil die Pflanze nur wenig Licht braucht, ist sie in aller Regel in Buchenwäldern  zu finden, ebenso in Nadelforsten. Typische Kalk-Buchenwälder mit  hohem Orchideen-Bestand gibt es in Teilen der  Eifel und  des nördlichen Sauerlandes. www.aho-nrw.de

Heilpflanze des Jahres: Gänseblümchen

Heilpflanze des Jahres: Das „Sie liebt mich, sie liebt mich nicht“-Abzählspiel mit den Blättern des Gänseblümchens kennt fast jeder. Aber kaum jemand weiß, dass die Blümchen auch heilend wirken können. Heute ist die Wirkung von Gänseblümchen weitgehend in Vergessenheit geraten. Die moderne Pflanzenheilkunde verwendet es nicht; die Volksheilkunde nutzte die Blume schon im Mittelalter bei verschiedenen Beschwerden. Die Blüten sollen bei Schwächezuständen, Erkältung und Durchfall helfen. Zudem findet die Pflanze zum Beispiel bei Hautausschlägen, Verletzungen und bei Menstruationsbeschwerden Anwendung.

Vorkommen

Vorkommen: Der lateinische Name Bellis perennis bedeutet übersetzt „Ewig schön“, und das trifft zu: Auch bei häufigem Rasenmähen bildet die widerstandsfähige Pflanze zwischen März und November immer wieder neue Blütenköpfe. Aus der Familie der Korbblütler  wächst sie bevorzugt auf kurzen Wiesen und an Wegrändern. www.nhv-theophrastus.de

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