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20 Jahre Skulpturenpark KölnUmsonst und draußen - was der Park zu bieten hat

Lesezeit 5 Minuten
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Skulpturenpark Köln;Slavs and Tatars

 Die Geschichte der Sammlung Stoffel wird gerne als Beispiel dafür genommen, was in der Kölner Kulturpolitik so alles falsch läuft.

Eleonore und Michael Stoffel wollten der Stadt erst gemeinsam mit  anderen Kölner Sammlern  ein Sammlermuseum  „schenken“ und  dann rund 200 Werke von  Künstlern wie Gerhard Richter, Georg Baselitz und Rosemarie Trockel überlassen. In beiden Fällen lehnte die Stadt dankend ab – und so muss man  mittlerweile nach München fahren, um die Sammlung Stoffel zu sehen.

Aus einem Stück Grüngürtel wurde ein Skulpturenpark

Aber man kann die Geschichte  auch ganz anders erzählen: 1996 überließ die Stadt dem Kölner Sammlerehepaar  ein kleines Stück des Grüngürtels und bekam dafür einen Skulpturenpark mitten in der Stadt zurück. Jährlich kommen zwischen 60000 und 80000 Besucher in die Verkehrsinsel zwischen Riehler Straße, Zoobrücke und Rheinufer, und das auch, wenn  keine Riesenspinnen übers Grün hüpfen und das  Auto am Stahlspieß wieder abmontiert wurde.

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20 Jahre Skulpturenpark Köln

Unter dem Ausstellungstitel „La Fin de Babylone. Mich wundert, dass ich so fröhlich bin!“ lädt die Kuratorin Chus Martínez ein, den Geschichten, die der Park zu erzählen hat, zu lauschen... www.skulpturenparkkoeln.de/

Eintritt ist kostenlos Täglich geöffnet  April bis September 10:30 - 19 Uhr, Oktober bis März 10:30-17Uhr

Ums Spektakuläre geht es im Skulpturenpark Köln eigentlich auch gar nicht, sondern um die Vielfalt der modernen, für draußen geschaffenen Skulptur. Mit der oft tristen Kunst am Bau hat das wenig zu tun: Die Künstler wissen, dass sie sich gehörig anstrengen müssen, um gegen die anderen Künstler (unser großes Bild: Slavs and Tatars) und den Erfindungsreichtum der  Natur zu bestehen.

Eine Erfolgsgeschichte ist der Skulpturenpark Köln aber auch, weil er über den Tod seiner Gründer bestehen blieb und im Oktober 2017 sein 20-jähriges Bestehen feierte. Seit 2007 lenken Boris und Susanne Stoffel die Geschicke des Parks und sind darüber unverhofft zu Experten auf dem Gebiet der Kunstproduktion geworden: Tom Burr schickte ihnen einen Lageplan für seine 26 Stellwände aus geschwärztem Edelstahl und schrieb dazu: „Ich komme, wenn es fertig ist.“

Auswahl der Künstler

Amalia Ulman lieferte ein kleines Drahtmodell ihres Werkes, dessen armdicke Aluminiumstangen sich nur dank eines mit Sand gefüllten Kerns wie gewünscht biegen ließen. Die Auswahl der Künstler überlassen die Stoffels hingegen jeweils einem Kurator, den ihnen die Direktoren des Kölner Museum Ludwig  empfehlen.

Kasper König begann diese Zusammenarbeit mit ein paar segensreichen Telefonaten, seitdem wird sie für die alle zwei Jahre ausgerichtete Ausstellung „KölnSkulptur“ reibungslos fortgesetzt. Mindestens auf  20 Jahre ist das Bestehen des Skulpturenparks Köln gesichert – ein „Geschenk“, das die Stadt einfach nicht ablehnen konnte.

Tipps, Informationen und ein Steckbrief

Informationen

Skulpturenpark Köln, Elsa-Brändström-Str. 9, Köln, täglich 10.30– 19 Uhr (April  bis September) und 10.30–17 Uhr (Oktober  bis März). Tel. (0221) 33668860 www.skulpturenparkkoeln.de

Anfahrt:  Mit der U-Bahn (Linien 16 und 18) bis Haltestelle Reichenspergerplatz, von dort 5 Minuten Fußweg oder Buslinie 140 zum Eingang Riehler Straße.  Mit dem Auto Richtung Zoo/Flora (keine Parkplätze vorhanden). Eintritt: Freier Eintritt für alle Altersgruppen.   Jeden ersten Sonntag im Monat findet eine öffentliche Führung statt:  8 Euro/  2 Euro ermäßigt, bis 10 Jahre kostenlos.

Steckbrief

Seit 1997 sind im Kölner Park zeitgenössische Skulpturen „für draußen“ in alle zwei Jahre wechselnden Ausstellungen zu sehen.    Die aktuelle Ausgabe bietet unter anderem Werke von Fischli/Weiss, Jenny Holzer, Anish Kapoor, Michael Sailstorfer, Santiago Sierra und Rosemarie Trockel.

Für Kinder

Besondere Aktivitäten für Kinder bietet der Skulpturenpark nicht an. Aber es gibt Schul- und Gruppenführungen nach vorheriger Anmeldung, bei der monatlichen öffentlichen Führung laufen Kinder bis zehn Jahre kostenlos mit; Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen den ermäßigten Preis von zwei Euro.

Die Kunst im Grünen ist durchweg für Kinder geeignet, doch ist der Park  weder ein Spielplatz noch sind die Skulpturen Klettergerüste. Spielen, Rennen, Herumtoben, Radfahren, Skaten oder gar Picknicken sind verboten, und selbstredend dürfen die Kunstwerke nicht berührt werden.

Umgebung & Café

Attraktionen in der Nähe: In der Nähe des Skulpturenparks liegen der Kölner Zoo (Eisdiele Zanfino vor dem Zoo), der Botanische Garten Flora (mit empfehlenswerter Gastronomie „Dank Augusta“). Wem das alles zu wenig kulturell ist, der fahre drei U-Bahn-Stationen zum nahen Dom, dort findet er eine ganze Handvoll städtischer Museen.

Gastronomie: Auf dem Gelände des Skulpturenparks liegt Richters Restaurant. Es ist von 12 Uhr an geöffnet und bietet vor allem gehobene Küche, aber auch „normale“ Getränke sowie Spaghetti und  „zornige“ (weil scharfe) Penne.

Aus der Forellenzucht wurde eine Kunstsammlung

Eleonore und Michael Stoffel gründeten den Skulpturenpark

Seine Liebe zur Kunst entdeckte das Ehepaar Eleonore und Michael Stoffel vergleichsweise spät, doch dann ließ die Kunst sie nicht mehr los –  sogar die Forellenzucht im Bergischen Land wurde zu Geld für neue Ankäufe gemacht. Michael Stoffel  gehörte nämlich nicht zum Schlag vermögender Großsammler wie Peter Ludwig, sondern finanzierte seine Leidenschaft aus den Einkünften seiner Rechtsanwaltskanzlei.

In den 1960er Jahren begann er, in der gerade entstehenden Kölner Kunstszene ein- und auszugehen. Er  kaufte vor allem, was Rudolf Zwirner, Michael Werner und später die Galerie Sprüth Magers an junger Kunst im Programm führten. Mit den Jahren entstand so eine um Werke von Georg Baselitz, Gerhard Richter, Mike Kelley und Rosemarie  Trockel herumgebaute Sammlung, für die sich das Ehepaar eine alte Jugendherberge  in einem von Rhein, Zoobrücke und Riehler Straße bedrängten Park herrichten ließ.

Das Ehepaar wollte das vernachlässigte Grün vor ihrer Haustür in eine Kunstlandschaft verwandeln.

Ein Besuch im Skulpturenpark  des Storm King Art Centers im Norden New Yorks brachte die Stoffels schließlich auf die Idee, das  vernachlässigte Grün vor ihrer Haustür in eine blühende, für alle Bürger frei zugängliche Kunstlandschaft  zu verwandeln. Das Ehepaar überzeugte die Stadt Köln, ihm den Park leihweise zu überlassen, und so wurde im Oktober 1997  der Skulpturenpark Köln mit einer Riesenspinne von Louise Bourgeois und Martin Kippenbergers transportablem U-Bahn-Eingang als Blickfängern eröffnet.

  Als Michael Stoffel im Jahr 2005 starb, führte seine Frau den Skulpturenpark  fort, und obwohl sie die gemeinsame Sammlung nach zähen  Verhandlungen mit der Stadt Köln verstimmt nach München gab, ließ sie keinen Zweifel daran, dass der Kölner Park weiter bestehen sollte.  Schwer erkrankt arbeitete sie  unermüdlich an der für 2007 geplanten vierten Parkausstellung mit. Am Tag der Eröffnung starb sie im Alter von 78 Jahren.

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