Musik der ModerneHighlights des Acht Brücken Festivals in Köln

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Eine Platform für die Musik der Moderne: Das Kölner Acht Brücken Festival. (Symbolbild)

Zum sechsten Mal steigt an diesem Wochenende das „Acht Brücken“-Festival, Kölns Fest für die Musik der Moderne. Über zehn Tage (30. April bis 10. Mai)  hinweg mit insgesamt 57 Veranstaltungen und 14 Uraufführungen  geben   renommierte Ensembles und Künstler des Metiers  einander die Klinke in die Hand.

Kölner-Neue-Musik-Szene

Das Pariser Ensemble Intercontemporain ist genauso dabei wie die Geigerin Carolin Widmann, und nicht zuletzt präsentiert sich die reichhaltige Kölner Neue-Musik-Szene – unter anderem mit dem Ensemble Musikfabrik,  den Kölner Vokalsolisten  und dem Asasello-Quartett.

Aber auch Traditionsformationen wie das Gürzenich-Orchester, das WDR-Sinfonieorchester, das WDR-Funkhausorchester, die Ensembles der Kölner Dommusik und zahlreiche Kölner Konzertchöre beteiligen sich.

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Mittelpunkt: Komponistin Galina Ustwolskaja

Wie in den vergangenen Jahren stellt das Festival auch diesmal eine Komponistenpersönlichkeit ins Zentrum – im Sinne einer porträthaften Ausleuchtung ihres Werkes: die russische Komponistin  Galina Ustwolskaja (1919-2006),  aus deren nur 25 Nummern umfassendem Oeuvre in Köln allein 21 erklingen.

Rahmenthema: „Musik und Glaube“

Und wie bei den früheren Ausgaben von „Acht Brücken“ gibt es erneut ein Rahmenthema: „Musik und Glaube“. Es sei aber, betont Festivalleiter und Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort „kein religiöses Festival, wenngleich religiöse Musik auch nicht ausgeschlossen ist“.

Kölner Moschee als Spielstätte

Wie üblich findet das Festival an unterschiedlichen Orten statt,  womit es seinen Willen bekräftigt, kein esoterisches Vergnügen für Eingeweihte zu sein, sondern in die Breite der Stadtgesellschaft hinein zu wirken. Als neue Spielstätte  kommt 2016  die Zentralmoschee in Ehrenfeld hinzu.

Vielseitiges Programm

Weitstrahlig und vielsträhnig ist auch das Programm: In der Philharmonie etwa erklingen mehrere Großwerke neuer Musik, darunter Messiaens „La Transfiguration de Notre-Seigneur Jésus-Christ“  und Bernsteins „Mass“. Aber auch die Freunde von Jazz, Pop, E- und Weltmusik kommen auf ihre Kosten. (MaS) www.achtbruecken.de

Fünf besondere Konzert-Termine

1. Ambient-Festival „Zivilisation der Liebe“

Der schnellste Pianist der Welt, Lubomyr Melnyk, spielt sphärische Klangwelten zum Ein- und Abtauchen in St. Aposteln

Das kleine Ambient-Festival „Zivilisation der Liebe“ gibt es schon ein wenig länger als die großen „Acht Brücken“, aber zumal wenn es um „Musik und Glaube“ geht, treten die Parallelen klar zutage. Deshalb lädt die „Zivilisation der Liebe“ am „Acht Brücken“-Eröffnungsabend noch einmal zu später Stunde in die Kirche St. Aposteln, zur klangschönen Versenkung. Diesmal mit  Lubomyr Melnyk als Stargast: Der Kanadier mit ukrainischen Wurzeln hält den Rekord als schnellster Pianist der Welt – er kann 19,5 Noten pro Sekunde anspielen. Aber seine schwelgerischen und doch minimalistischen Kompositionen trägt er durchaus in gemessenen Tempo vor.   Samstag, 30. April, 23 Uhr, St. Aposteln

2. Senerap mit Faada Freddy

Senegalesische Hip-Hop-Spielart vs. modernem Gospel mit einem Hauch von R'n'B und Soul

Zu Hochzeiten des Seneraps, der senegalesischen Hip-Hop-Spielart, sollen in Dakar  bis zu 4000 verschiedene, zumeist auf Wolof rappende Crews aktiv gewesen sein. Mit seiner Band Daara J läutete Faada Freddy (rechts im Bild) Ende der 90er Jahre den weltweiten Siegeszug des Seneraps ein.

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Freddy Faada

Schließlich sei Rap, argumentierten die Daara-J-Mitglieder, doch nur die transatlantische Form des „Tassou“, ein traditioneller afrikanischer Sprechgesang, mit dem sich sowohl Alltagsklatsch austauschen als auch politische Debatten führen lassen. Jetzt hat der Wahl-Pariser sich auf seinem ersten Soloalbum einer modernen Form des Gospel zugewandt. Zusammen mit seiner fünfköpfigen Band – sie besteht ausschließlich aus Sängerinnen und Sängern – lobt er Gott in mitreißenden Melodien, die um zeitgenössischen R’n’B und Soul wissen. 2. Mai, 20 Uhr, Philharmonie

3. Explosiver Mix aus jüdischen Liedern und Afro-Funk

Jon Madof verbindet Folksongs des amerikanischen Rabbiners Shlomo Carlebach mit dem Afro-Funk des Fela Anikulapo Kuti.

Beten wir alle zum selben Gott? Und falls ja, sind auch die verschiedenen Arten des beseelten Musizierens miteinander vergleichbar? Der amerikanische Jazz-Gitarrist Jon Madof veröffentlicht zumeist auf Tzadik. Auf dem Label der Avantgarde-Ikone John Zorn erscheinen neben experimenteller Musik auch viele Alben, welche die Geschichte der jüdischen Musik in neuer Weise fortschreiben. Für sein Projekt Zion80 hat sich Madof mit den Folksongs des amerikanischen Rabbiners Shlomo Carlebach auseinandergesetzt.

Zion80KM119403, KölnMusik Pawel Mazur

Projekt Zion80

Der in Berlin geborene Carlebach gilt heute als wichtigster Komponist jüdischer Lieder im 20. Jahrhundert, galt zu Lebzeiten aber als Enfant terrible. Ein hippiesker, gelegentlich übergriffiger Enthusiast, der lieber mit Bob Dylan im Greenwich Village klampfte, als in der Synagoge zu lesen. Dessen melodisch verführerische, nicht enden wollende Lieder verbindet Madof nun mit dem Afro-Funk des Fela Anikulapo Kuti. Der Nigerianer war als antikolonialistischer Rebell, Sektenführer und musikalisches Genie eher noch umstrittener als der singende Rabbi. Zusammen müsste das also eine explosive Mischung ergeben – Gotteslob und Geilheit, Tanzwut und Verzückung. 8. Mai, 20:30  Uhr, Stadtgarten

4. Konzerte in Kölner Moschee

Eröffnung, Samstag, 30.4., 16 Uhr, Ditib-Sufi-Ensemble unter Leitung von Mustafa Alp Atac in der Ehrenfelder Moschee

DITIB_Sufi-EnsembleKM118944, KölnMusik, DITIB

Das Ditib Sufi Emsemble spielt um 16 Uhr am Samstag.

Die Ortswahl beeinflusst auch die Agenda der Konzerte:  Der Abend beginnt um 16 Uhr in der Moschee mit einer Aufführung des Ditib-Sufi-Ensembles unter Leitung von Mustafa Alp Atac. Der einer mystischen Spiritualität verpflichtete Sufismus zählt zu den friedfertig-toleranten Versionen des Islam, die sich auch anderen Religionen und Weltanschauungen öffnen. Samstag, 30. April,  16 Uhr,  DITIB Zentralmoschee Köln, Venloer Straße 160, 50823 Köln

5. Galina Ustwolskaja und Toshio Hosokawa

Drei Uraufführungen, gespielt vom Ensemble Musikfabrik, stehen im Zentrum der Konzerte in Moschee und Kirchen  

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Die Komponistin Galina Ustwolskaja

In gleich vier Konzerten in drei verschiedenen Gotteshäusern widmet sich das Ensemble Musikfabrik am Eröffnungsabend dem Werk der Komponistin Galina Ustwolskaja. Samstag, 30. April,  17:15 Uhr,  DITIB Zentralmoschee Köln, Venloer Straße 160, 50823 Köln

Ensemble_MusikfabrikKM112349, KölnMusik Jonas Werner Hohensee

Ensemble Musikfabrik

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