Schattenspiel in KölnShadowlands 2 startet in der Philharmonie

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Die Straußenfamilie, dargestellt von echten Menschen.

Die Straußenfamilie, dargestellt von echten Menschen.

Der Bühnen-Boden ist voller bunter Post-it-Papierchen, die mit unleserlichen Abkürzungen beschriftet sind. Der ganze Boden? Nein nur ein von zwei blauen Streifen Abklebeband begrenztes trichterförmiges Areal, das hinter einem großen weißen Schirm liegt. „Das ist der Bereich, in dem wir sichtbar sind“, erklärt Antoine Banks-Sullivan. Er ist der Chef der amerikanischen Tanz-Kompanie Pilobolus, die gerade mit ihrer Aufführung Shadowlands 2 durch Europa tourt.

Je mehr Tänzer eine Figur bilden, umso schwieriger

In  diesem Bereich zwischen einem leistungsstarken Projektor und einem großen weißen Schirm, einer Art mobilen Leinwand, entstehen die Schatten, die das Herzstück der  Produktion Shadowlands sind. Tiere, Menschen, Motorräder, Blumen und Gebäude und – beim Gastspiel in Genf sogar ein Schweizer Taschenmesser – können die zehn Tänzer mühelos und mit Hilfe der vielen bunten Positionsmarken auf dem Bühnenboden in wenigen Sekunden entstehen und wieder verschwinden lassen.

Je mehr Tänzer eine Figur bilden, umso schwieriger. „Wenn nur einer einen kleinen Fehler macht, gerät das ganze Bild aus den Fugen. Das ist dann so ein Domino-Effekt“, sagt Banks-Sullivan, der wie seine Kollegen aus den USA stammt. Zur Zeit wohnt er aber in dem geräumigen Bus, mit dem die Tänzer auf Tour sind. Im Juli war  Premiere  in Berlin. Bis heute sind die Amerikaner mit nur kurzen  Unterbrechungen fern der Heimat unterwegs.

Seit zehn Jahren zieht das Schattentheater um die Welt

Die erste Shadowlands-Show startete vor fast zehn Jahren. Seitdem reisen die Tänzer aus Connecticut mit ihren Schattenwelten um die Welt. „Die Kombination aus Schattentheater und Tanz ist das Besondere“, erklärt Banks-Sullivan. Millionen Zuschauer haben dieses Schattenspiele schon verfolgt.  „Schatten begleiten uns von klein auf, Kinder versuchen, ihren Schatten zu fangen, jeder kennt die Schattenspiele vor der Gutenachtgeschichte“, sagt Teo Spencer, der die Hauptrolle spielt. Fess ist ein Arbeiter in einer Fabrik.

Sinnlos stapelt er Kartons. „Don’t open Boxes – Kartons nicht öffnen“,  lautet die Parole des bösen Fabrikbesitzers, der Fess und seine Kollegen antreibt. Doch was verboten ist, ist unwiderstehlich: Fess und seine Freundin öffnen den Karton, in dem sich ein kleiner Straußenvogel befindet. Das Tierchen strebt nach Licht, Liebe und Freiheit –  Gedanken, die den beiden Menschen zuvor fremd waren.

Schwungvolle Tanzeinlagen

Die Geschichte von Shadowlands 2 ist keine logisch aufgebaute lineare Erzählung. Sie ist vielmehr eine Abfolge von Szenen – vor und hinter dem Schirm. So wechseln sich schwungvoll choreographierte Tanzeinlagen mit einem  Schattenspiel, das immer wieder für Verblüffung sorgt. Was die zehn Tänzer in kurzer Zeit als Schatten auf und wieder abbauen, fasziniert nicht nur Erwachsene. „Ich freue mich immer, wenn ich Kinder im Publikum sehe. Dann denke ich daran, wie ich als Kind verzaubert im Publikum saß und strenge mich ganz besonders an. Auch wenn ich die Show schon so oft gezeigt habe“, sagt Nile Russell, ein langjähriges Ensemble-Mitglied.

Schwebende Straußen verleitet zum Träumen

Unbestrittener  Star der Aufführung ist der Strauß, dargestellt von Marlon Feliz, die dafür so manche Halsverrenkung riskiert. „Ich freue mich immer, wenn ich alle paar Wochen eine Massage bekomme“, sagt die 25-Jährige, die aus der Dominikanischen Republik stammt und in Miami das Tanzen lernte. Fast im rechten Winkel nach vorne gebeugt und mit einem hinter dem Körper nach oben gereckten Arm schwebt sie über die Bühne, ein bisschen so wie in der Schwanensee-Ballettvorlage. Der Strauß bringt die Menschen zum Träumen, führt sie auf Abwege, lässt sie Abenteuer erleben in fernen Ländern und sich auf das Wesentliche besinnen: Dass wir nicht leben, um zu arbeiten.  Dass es eine Welt jenseits von Routine, Kommerz und Gleichförmigkeit gibt.

Spezielle Figuren je nach Aufführungsort

Am Ende der 80-minütigen Show, die ohne Pause auskommt, legen die Tänzer ein fulminantes Finale hin. Wie bei einem Feuerwerk entstehen in rascher Folge Figuren und Gebilde, die eng mit dem Aufführungsort verbunden sind. Was genau sie sich für Köln ausdenken werden, ist noch nicht bekannt. Ob es wohl mit dem Dom zu tun haben könnte? Die Frage ist wohl, wie viele Tänzer dafür nötig sind. Die vielen bunten Zettelchen auf dem Bühnenboden müssen übrigens nicht für jedes Gastspiel neu beklebt werden. Der Boden reist mit.  

Weitere Aufführungen in Köln

Die Fortsetzung des  ersten Schatten-Abenteuers  aus dem Jahr 2011 ist in der Zeit vom 25. Juli bis 6. August in der Philharmonie zu sehen.

Vorstellungen:

Di-Fr 20 Uhr, Sa 15 + 20 Uhr, So 14 + 19 Uhr Premiere: Mittwoch, 26. Juli 2017 Tickets 45 bis 72,50 Euro, zzgl. VVK-Gebühren

Vorverkauf:

Philharmonie Köln: 0221 / 280280, KölnTicket: 0221 / 2801 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen www.koelnticket.de www.bb-promotion.com

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