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Direkt aus dem BeetSo bauen Sie Schnittblumen im eigenen Garten an

Lesezeit 4 Minuten
Mit ein bisschen Planung gibt der Garten viele Blumen für die Vase her.

Mit ein bisschen Planung gibt der Garten viele Blumen für die Vase her.

Köln – Schnittblumen sind heikel. Meist kommen sie von weit her und sind unter Bedingungen angebaut, über die man im Zweifelsfall gar nicht so genau Bescheid wissen möchte. Nicht nur kostet ihr Transport Energie. Auch die Pflanzenschutzmittel, die nötig sind, um die Blumen möglichst makellos zu ziehen, belasten die Umwelt – und die Menschen, die mit ihnen arbeiten. Faire Löhne sind eher die Ausnahme als die Regel. Das alles nur wegen einer Schönheit, die nach ein paar Tagen in der Vase vergeht.

Mehr als 100 Euro geben Deutsche pro Jahr und Kopf für Zierpflanzen aus, etwa ein Drittel davon fällt auf Schnittblumen. Die meisten sind importiert, was aus Zahlen von Eurostat hervorgeht, Tendenz: steigend.

Slow Flower

Unter dem Label „Slow Flower“ keimt, analog zur Slow-Food-Bewegung, ein Gegentrend auf – Vorreiter sind die USA. Bei Sträußen, ob für die Vase oder für die Feier, werden keine importierten, sondern lokale oder regional angebaute Blumen verwendet. In Europa gibt es zarte Anfänge, allen voran die Österreicherin Margrit De Colle. Sie ist Expertin, die mit ihrer Gärtnerei „Vom Hügel“ in der Steiermark nachhaltig gezogene Schnittblumen anbietet.

Sie sähen aus wie aus dem Garten und hätten noch jenen Zauber, der bei industriell produzierten Blumen längst verloren gegangen sei, wie De Colle beklagt. Sorten aus kommerziellem Anbau, die immer gleichbleibend das ganze Jahr über verfügbar sind, „berühren uns nicht mehr“, sagt De Colle. Bei duftenden Hyazinthen im Frühjahr, opulenten Pfingstrosen, bunten Dahlien und Zweigen mit farbiger Rinde aus der Region dagegen spielen die Jahreszeiten eine entscheidende Rolle.

Einheimische Blumen sind auf dem Markt, beim Gärtner oder Bauern erhältlich, manchmal sogar zum Selberpflücken auf einem Feld. Doch auch im eigenen Garten kann ein Beet so bepflanzt werden, dass es möglichst viel Blumenschmuck hergibt. Pflanzen sie Blumen, die haltbar sind und sich möglichst vielfach verwenden lassen, rät De Colle – Blatt und Blüte bei Funkien zum Beispiel.

Steht Duft im Vordergrund, werden Nelken, Lilien oder Duftwicken gesetzt. Besonders langstielig sind Phlox und Astern, sie wachsen sogar umso kräftiger, wenn sie im Frühjahr einmal zurückgeschnitten werden. Wer große Vasen zu füllen hat, pflanzt Rittersporn und Steppenkerzen, die sich für wirklich große Sträuße und Blumenarrangements eignen.

Selber anbauen

Kaum ein Garten ist so groß, dass er Platz für ein eigenes Schnittblumenbeet bietet. Alternativ können Stauden und Einjährige in den Rabatten aber so geschickt kombiniert werden, dass man ernten kann, ohne dass es auffällt. „Gut eignen sich zum Beispiel Rittersporn, Schafgarbe oder Frauenmantel“, sagt Staudengärtnerin Kathrin Thielen von der Alexianer-Klostergärtnerei in Porz.

Die Liste der schnittverträglichen Blütenpflanzen ist lang: Auch Allium, Astern, Bergenien – für Blüte und Blatt, Glockenblumen, Kugeldisteln, Funkien und Margariten gehören dazu, ebenso Sonnenhüte – mit Ausnahme von Rudbeckia fulgida „Goldsturm“. Sie alle halten sich gut in der Vase. Lieber nicht abschneiden sollte man Schneeglöckchen, Ringelblumen, Anemonen und Herbstanemonen, rät Thielen. Auch Wiesenblumen wie Klatschmohn oder Kornblume welken viel zu schnell.

Zu den Favoriten der Gärtnerin gehören Sonnenhüte (Echinacea purpurea). „Sie können in voller Blüte abgeschnitten werden oder auch die trockenen Köpfchen.“ Auch Schafgarbe (Achillea), deren flache Dolden eine markante Form haben, und Bergenien eignen sich: „Sie haben eine tolle Blüte, manchmal sogar eine zweite im Herbst.“

Wer jetzt pflanzen möchte, um schon im Herbst den ersten – allerdings noch sehr kleinen – Strauß pflücken zu können, wählt Sonnenbraut (Helenium), Sonnenauge (Heliopsis) und Wiesenknopf (Sanguisorba): „Alle sind sehr robust, wüchsig und blütenreich“, sagt Thielen. Für Frühlingssträuße im nächsten Jahr werden zum Beispiel Akelei (Aquliegia), Tränendes Herz (Lamprocapnos spectabilis) und die Trollblumen (Trollius europaeus) gepflanzt. Sie blühen gleichzeitig.

Doch was wächst überhaupt im eigenen Garten? „Schauen Sie sich den Boden an. Ist er feucht, ist er trocken? So können Sie direkt einige Pflanzen ausschließen“, sagt Thielen. Silberkerzen zum Beispiel gedeihen im Halbschatten und gehören nicht an einen sonnigen, trockenen Ort. Wenn Blumen „beerntet“ werden sollen, brauchen sie mehr Nährstoffe als sonst. „Verwenden Sie organischen Dünger“, rät Thielen. „Mineralischer Dünger produziert mehr Blattmasse als Blüten. Geben Sie den Pflanzen Horngries für einen schnellen Energieschub. Pferdemist eignet sich ebenfalls.“ Auch eine gute Bewässerung ist, vor allem im Hochsommer, entscheidend.

Geduld ist nötig, um eigene Schnittblumen zu ziehen. Doch Warten und Mühe lohnen sich – weiß man doch, woher die Blumen stammen und wie sie gewachsen sind.

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