DunkelheitPorträt: Georg Alef, 53

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Für mich war Feuerwerk schon immer das Größte. Als kleiner Junge bin ich mit meinem Vater immer vor Sylvester einkaufen gegangen. Obwohl wir nicht viel Geld hatten, gehörte das einfach dazu. Damals gab es noch Spezialgeschäfte und die Feuerwerke waren gut verwahrt unter Glas. Wir kauften immer Feuertöpfe, drei für 3,50 Mark, das ist bis heute meine Lieblingssorte. Alles, was leuchtet und regnet, gefällt mir am besten. Ich bin ein absoluter Pyromantiker. Feuerwerk ist für mich auch eine Art, Menschen emotional zu berühren. Nichts kann eine langweilige Feier so schnell retten wie ein gutes Feuerwerk. Für mich muss es gar nicht knallen, der Glanz, die Farben, das zählt. Zur Zeit tüftele ich an einer neuartigen Goldregenhandfackel.

Da ich schon als Kind irgendwie Feuerwerker war, hatte ich mit dem Feuerwerk eine mächtige Waffe gegen die Dunkelheit. Ich hatte nämlich ziemlich große Angst im Dunkeln und auch böse Träume. Trailer aus dem Film Der Exorzist zum Beispiel haben mich als Zehn-/Elfjähriger lange verfolgt. Mit dem Feuerwerk konnte ich Licht ins Dunkel bringen und auch angstmachende Träume vertreiben. Das habe ich auch in meinem Traumfängerfeuerwerk zu den Kölner Lichtern 2013 verarbeitet. Jetzt ist die Nacht meine Bühne. Als ich mal in Schweden war und es gar nicht dunkel wurde, das war der Horror. Ich freue mich jetzt auch richtig auf die längeren Nächte.

Außerdem darf man in der dunkleren Jahreshälfte auch mal traurig sein oder intensiver über das Leben und die Welt nachdenken, alles ist nicht mehr so oberflächlich. Die Dunkelheit lässt die Menschen auch zusammenrücken. Wir Alefs zelebrieren auch Allerheiligen immer richtig. Mit vier Brüdern und Anhang gehen wir auf den Friedhof in Bergisch Gladbach-Paffrath. Bei Beginn der Dunkelheit geht es dann von Grab zu Grab. Es wird viel erzählt, viel gelacht, am Grab meines Vaters auch mal ein Schnäpschen getrunken. Das ist auch immer ein ganz tolles Bild. Der Friedhof ist dann ein Wald mit ganz vielen Lämpchen, die wie Inseln im Dunkeln aussehen.

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