Skifahren mit KindernMit Zwang läuft nichts

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Helme sind in der Skischule Pflicht.

Helme sind in der Skischule Pflicht.

Herr Frei, wir Rheinländer sind von den Alpen so weit weg, dass man Kindern auch sagen könnte, wir fahren zum Mond – dabei geht’s nur das erste Mal zum Skifahren. Was empfehlen Sie für den Einstieg der ganz Kleinen?

Das Alter ist wirklich entscheidend. Gerade bei Kindern, die im nicht-alpinen Gelände aufwachsen. Die Kinder müssen bei uns vier Jahre alt sein. Am besten finde ich den Einstieg mit vier bis sechs.

Warum? Weil kleinere Kinder Angst haben?

Angst ist das kleinste Problem. Erwachsene Anfänger haben häufig mal Angst, aber nicht Kinder. Kinder müssen natürlich körperlich in der Verfassung sein, vor allem aber müssen sie sich von den Eltern trennen können. Also Kindergartenkinder, die den Abschied von den Eltern gewohnt sind, haben die perfekte Voraussetzung.

Was macht man, wenn die Kinder sich weigern?

Na ja, sie motivieren, es trotzdem auszuprobieren. Man muss aber wirklich sehr viel Geduld haben, denn sie zu zwingen, ist ganz schlecht. Vielleicht ist der Skikindergarten dann eine gute Option, wo es noch gar nicht um den Sport geht, sondern nur um den Spaß im Schnee.

Pascal Frei, 37, seit 16 Jahren Skilehrer, leitet die Skischule Adelboden. Mit zwei Jahren stand er selbst auf Skiern.

Skifahren ist ein ziemlich teures Hobby. Muss ich die komplette Ausrüstung anschaffen?

Überhaupt nicht. Ausleihen ist eine prima Option, gerade bei Anfängern, wenn man noch nicht weiß, mit welcher Leidenschaft der Sport weiter betrieben wird.

Worauf kommt es an, bei geliehener Ausrüstung?

Die Länge der Skier muss stimmen, und die Aktualität eigentlich auch. Denn mit den neuen Carvern drehen die Kinder quasi von alleine. Wenn man privat ausleiht, sollte auf jeden Fall die Bindung vom Profi eingestellt oder wenigstens überprüft werden. Und ein Helm ist lebensnotwendig – und in unserer Skischule auch Pflicht.

Was ist der Vorteil, wenn die Kinder in der Skischule das Skilaufen lernen?

Sie lernen mit anderen Kindern die aktuelle Technik, sind in einer Gruppe, das ist für die meisten ein schönes Erlebnis. Und wir beginnen in so flachem Gelände, das die meisten Eltern gar nicht als Hügel wahrnehmen. Der sogenannte Zauberteppich, ein Förderband, transportiert die Kinder nach oben, das heißt, im Vergleich zu früher ist das Skifahren für Anfänger lange nicht mehr so kraftzehrend. Kein Skilehrer nimmt die Kinder zwischen die Beine, und kein Elternteil hat nach einer Woche einen Bandscheibenschaden.

Können Kinder nach einer Woche Skikurs Skilaufen?

Manche Kinder sind wirklich ganz erstaunlich. Gewöhnlich kommen alle Kinder nach einer Woche einen einfachen Berg relativ sicher runter, können bremsen und Kurven in beide Richtungen fahren.

Wenn die Kinder bereits Erfahrung haben, aber bisher in anderen Gebieten gelernt haben – wie stellen Sie das richtige Level fest?

Die Eltern können sich schon zu Hause auf unserer Homepage mit unseren, oder den Schweizer Levels vertraut machen. Das hat die Schweizer Skischule, die auch für die Ausbildung der Lehrer verantwortlich ist, als einheitliches System entwickelt. Am Bildschirm kann man Filme der jeweiligen Kurse sehen und das Niveau vergleichen – von Snowgarden bis Swiss Snow Academy für echte Könner im Gelände haben wir fünf Stufen. Den Rest regeln dann die Lehrer vor Ort.

Das Gespräch führte Eva Reik

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