GartenDo–it–yourself–Anzucht–Sets im Test

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Pflanzen selber zu ziehen ist schöner als sie zu kaufen. Wir haben verschiedene Anzuchts–Sets getestet.

Jungpflanzen gibt es im Frühjahr fast überall zu kaufen: Auf dem Markt und in der Gärtnerei, im Baumarkt und im Blumenladen. Kräutertöpfe gibt es das ganze Jahr über sogar im Supermarkt. Doch schöner als Kaufen ist es, Pflanzen selber zu ziehen.

Das ist nicht schwer und für viele Hobbygärtner die beste Zeit im Jahr: Der Erfolg ist schnell sichtbar, und  die Pflänzchen wachsen flugs heran.

Viele verschiedene Angebote

Wer die Mühe scheut, Erde, Saat und Töpfe selber zusammenzusuchen, findet heute eine Auswahl an Anzucht-Sets, die alles enthalten, was Pflanzen für das erste Wachstum brauchen. Die Bandbreite ist groß: Vom faltbaren Kunststoff-Set bis zum Topf, der aus vergänglichen Materialien gepresst wurde. Von der beschichteten Tüte bis zum Gewächshäuschen für die Fensterbank.

Vorab: Alle der getesteten Sets lassen sich gut verwenden und sind zuverlässig gekeimt. In weniger als zehn Tagen waren nicht nur Ringelblumen und Basilikum, sondern auch Petersilie und Gurken zu sehen. Doch dann hieß es: schnell umpflanzen. Denn den meisten Pflanzen wurde es bald zu eng. Oder die Nährstoffe im Substrat – in den meisten Fällen Kokos – waren aufgebraucht. Ein Anbieter hat auch ein Tütchen Dünger mitgeliefert, den wir allerdings nicht ausprobiert haben.

Alle müssen umgetopft werden

Dass Komplett-Sets alles auf einmal bieten, ist nur kurzzeitig ein Vorteil: Nach einigen Wochen sollten die Pflanzen umgetopft und vereinzelt werden – gleich, ob sie in der Tüte, im Ökotopf oder Gewächshaus gewachsen sind. Spätestens dann müssen andere Töpfe und Substrat zur Hand sein.

Dazu kommen auch Nachteile. Zwar haben manche Anbieter vielerlei Sets im Programm, doch ist das Angebot generell begrenzt. Ausgefallenere Kräuter, seltene Salat- oder Zucchini-Sorten oder die Sonnenblumen von der Nachbarin müssen anders in Topf und Erde gebracht werden. Auch wäre noch zu analysieren, ob ein biologisch abbaubarer Topf mit Kokossubstrat wirklich ökologischer ist als eine Anzucht-Schale aus Kunststoff, die mehrere Jahre wieder verwendet werden kann. Zuletzt die Erkenntnis: Anzucht-Sets sind teuer.

Zumindest im Vergleich zur Alternative aus wiederverwendbaren Schalen, einzeln gekauftem Saatgut und  Substrat. Für die 7,90 Euro, die zum Beispiel ein Petersilie-Anzucht-Set kosten kann, ist schon ein großer Sack guter torffreier Anzucht-Erde erhältlich, der für eine Petersilienzucht im ziemlich großen Stil reichen würde.

Kräuter–Treibhaus komplett

Ein stabiles Treibhäuschen, ausnahmsweise nicht im typischen Grün sondern Crème, verspricht reiche Kräuterernte.

Im Set von Romberg enthalten sind Saatgut, Anzucht-Töpfe aus Kokosfasern sowie ein Kokossubstrat, das mit Wasser in einer Tüte aufbereitet wird. Es kommt in die Töpfe, dann wird gesät: Petersilie, Oregano und Basilikum. Ein bisschen Vorkenntnis ist nötig, denn die Samenpackungen – ohne Hinweis, woher das Saatgut stammt – enthalten deutlich mehr als für eine Aussaat. Auch muss man sich selber merken, welche Kräuter in welche Töpfchen gesät wurden. Die Arbeit mit diesem Set fühlt sich jedoch mehr nach Gärtnern an als bei den anderen Sets – auch, weil hinterher der Tisch gesäubert werden muss.

Wird das Treibhäuschen bestellt, kommt es  aufwendig verpackt mit der Post. Wer keine Papp-Berge entsorgen möchte, kauft das leichte Set lieber im Geschäft.  Alles keimt schnell, nach einiger Zeit stagniert der Wuchs: Zeit zum Umpflanzen. Im Test: Romberg Zimmergewächshaus „Aromatic“Preis:   zirka 17,95 Euro

Vorteil: Stabil und wiederverwendbar. Es bleibt genügend Saatgut übrig.

Nachteil: Pflanzen müssen schnell umgetopft werden.

Fazit: Lohnt sich, wenn man Spaß an der Anzucht hat. www.romberg.de

Petersilie aus der Tüte

Einen „Minigarten“ in einer Tüte, die einer Teepackung nicht unähnlich ist, versprechen die „Saatgeschwister“ der jungen Firma „Die Stadtgärtner“. Solche Minigärten haben sie unter anderem für Lauchzwiebeln, für Chili und Erdbeeren im Angebot, wir haben Petersilie ausprobiert. Selbst dieses eher keim-unwillige Kraut war zwölf Tage nach der Aussaat bereits drei Zentimeter hoch. Das Set enthält feuchte Erde in der luftdicht verschlossenen Tüte, Saatgut, sowie ein Stäbchen zum kennzeichnen, was da gesät wurde.

Die Packung ist schön aufgemacht, die Erde riecht gut, die Saat sieht prima aus. Allein die Anleitung ist etwas spärlich. Wer noch nie etwas gesät hat, kann theoretisch viel falsch machen: zu viel säen, die Samen zu tief in die Tüte stecken,  zu viel Wasser darauf gießen. Dann könnte die Erde möglicherweise anfangen, zu faulen. Bei uns ging alles gut, und trotz des relativ hohen Rands der Tüte haben die Pflänzchen genügend Licht zum Keimen bekommen. Im Test: Saatgeschwister Minigarten Petersilie

Preis: 7,50 Euro

Vorteil: Schöne Packung. Nichts krümelt heraus. Es ist Saatgut übrig.

Nachteil: Vergleichsweise teuer. Gießen erfordert Fingerspitzengefühl. Schwierig umzutopfen

Fazit: Eher ein Geschenkartikel

www.diestadtgaertner.de

Kresse ohne Erde

„Fröer“, auf Deutsch „Samen“, ist eine Plastikpackung, die zunächst eher ein technisches Gerät vermuten lässt. Auch der Preis, der etwa dem von drei fertig gezogenen Schachteln Kresse aus dem Bioladen entspricht, scheint happig für das bisschen Plastik. Selbst wenn drei Samentütchen enthalten sind.

Achtung: Ausgepackt werden sollte behutsam, denn das Material sieht aus, als könnte es schnell splittern. Auf dem Siebträger, auf den die Kresse gesät wird, befindet sich ein großer Aufkleber, der sich nur mit etwas Mühe restlos entfernen lässt. Doch anschließend ist alles ein Kinderspiel: Saatgut auf dem braunen Sieb verteilen. Die Schale mit Wasser füllen, bis die Samen bedeckt sind.

Auf der warmen Fensterbank muss täglich nachgegossen werden, ein bisschen Aufmerksamkeit braucht die Kresse also schon. Doch bereits nach wenigen Tagen kann geerntet werden.

Das Sieb lässt sich einfach von Pflanzenresten befreien, dann wird neu eingesät. Wer Kressesamen nachkauft, hat sehr lange etwas davon.

Im Test: Ikea „Fröer“ Kresse-Anzuchtset

Preis:   2,99 Euro

Vorteil: Besser als Watte, kann immer wieder verwendet werden.

Nachteil: Eignet sich nur für Kresse

Fazit: Praktische Anschaffung für Kresseliebhaber.

www.ikea.com

Blüten, dekorativ und essbar

Ein schön gestaltetes Anzucht-Set mit freundlichem deutsch-englischen Namen: „Mein Woody“ besteht aus einem Kokostopf, gepresstem Substrat, Saatgut und sogar einem Päckchen Dünger.

Es gibt viele verschiedene Sets, von Kräutern über Gemüse bis zu Bäumen. Wir probieren „Essbare Blüten“ aus: Borretsch, Kapuzinerkresse,  Ringelblumen und andere sind enthalten. Das Substrat kommt in den Topf, quillt mit Wasser auf, dann wird eingesät. Wie viele der Samen verwendet werden sollten, bleibt offen. Wer alles nimmt, kann die jungen  Pflänzchen beim Umtopfen kaum entwirren.

Die Blumen keimen schnell und wachsen auf der Fensterbank zu langen dünnen Pflänzchen heran. Sie müssen flugs umgetopft werden, Dünger brauchen sie noch nicht. Wer das Set an einem helleren Ort oder ab Mitte Mai draußen aufstellt, kann die Blumen möglicherweise ein wenig länger im Topf lassen. Sollen sie richtig groß werden, brauchen sie aber auf jeden Fall nach einigen Wochen einen neuen Platz – im Freien, versteht sich.

Im Test: Mein Woody „Essbare Blüten“

Preis: 4,50 bis 5,90 Euro

Vorteil: Es ist Saatgut übrig.

Nachteil: Vergleichsweise teuer. Für übrig gebliebenes Saatgut braucht man Erde und Töpfe.

Fazit: Schön zum Verschenken

www.meinwoody.de

Praktisches Gurken–Set

Die Schachtel, die das Anzucht-Set enthält, ist kaum größer als eine Saatgut-Packung. Dennoch verbirgt sich hierin alles, was Pflanzen für ihren Start brauchen: zwei quadratische Stücke gepresstes Kokos-Substrat, zwei Kunststoff-Tüten, zwei Päckchen Samen. Die ausführliche Anleitung befindet sich  außen auf der Packung. Quedlinburger hält es schlicht.

Wir probieren die „Salamanda“-Gurken: Das Substrat kommt in die Tüte und wird nach und nach mit 350 Millilitern Wasser begossen. In Minuten quillt es auf. Die Tüte hält dicht, nichts läuft aus. Fünf Samen sind in der Packung, sie werden ins Substrat gesetzt. Das Set kommt an einen hellen Ort und wird feucht gehalten.

Binnen Tagen keimen die Gurken, nach zehn Tagen sind sie zehn Zentimeter hoch – Zeit zum Umpflanzen, sonst wird es für die Wurzeln zu eng. Im größeren Topf wachsen sie anstandslos weiter. Die im Set enthaltenen Mexikanischen Minigurken, etwas später gesät, tun sich allerdings etwas schwerer.

Im Test: Quedlinburger Anzucht-Set „Snackgurken“

Preis:  1,99 bis 2,50 Euro

Vorteil: Handlich. Kein Chichi

Nachteil: Nicht wiederverwendbar

Fazit: Praktisch, wenn es mal schnell gehen muss.

www.quedlinburger-saatgut.de

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