Lieblingsort am RudolfplatzIm „Kunstbruder“ trifft Street-Art auf indische Küche

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Julia Floß im „Kunstbruder“ am Rudolfplatz

Julia Floß im „Kunstbruder“ am Rudolfplatz

Köln – Eigentlich hätte ich das starke Bedürfnis, hier jetzt einfach 20 mal hintereinander zu schreiben: „Bitte ausprobieren. Der Laden ist fantastisch.“ Das würden die Kollegen allerdings nicht durchwinken und wäre auch ein bisschen dünn.

Also von vorne: Das Restaurant beziehungsweise die Galerie „Kunstbruder“ versteckt sich im Souterrain. Einen Keller so hell und einladend zu gestalten, grenzt an ein Wunder. Die Wände wurden von Streetart-Künstlern gestaltet, in jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Das wirkt nie wie ein quietschbuntes Sammelsurium überambitionierter Spraydosen-Lieberhaber, sondern geschmackvoll und inspirierend.

Die Gäste sitzen entweder auf eleganten 60er-Danish-Design-Stühlen oder versinken in wunderhübsch bezogenen Sesselchen. (Obacht: Nach dem Genuss des geschmorten Lamms, laden diese neckischen Polstermöbel mit sirenenartiger Überzeugungskraft zu einem kleinen Nickerchen ein. Sie sind hiermit gewarnt – bitte bewahren Sie die Contenance und schnarchen nur leise.)

Die Künstler und Inhaber Diana Chyk und Tanveer Taneen haben nicht nur Wert auf Raumgestaltung und Siebträgermaschine gelegt, das Konzept stimmt bis ins Detail. Die Cocktailauswahl ist erlesen und die entsprechenden Getränke, die nach ein wenig Wartezeit den Tisch erreichen, sind so präzise abgeschmeckt, dass es sehr viel Selbstbeherrschung kostet, das Glas nicht augenblicklich zu leeren.

Überall Kunst, sogar auf dem Teller

Kommen wir zur Küchenleistung: Kunst an den Wänden, Kunst im Glas, Kunst auf dem Teller. Die Wachtel ist zwar etwas umständlich zu essen, aber auf den Punkt gegart und das unglaublich vielschichtige Sößchen möchte man ungeniert vom Teller lecken. Dazu werden pfannengeröstetes Brot und luftiger Duftreis gereicht. Das Lamm ist zart-saftig geschmort. Der Fleischgeschmack steht im Vordergrund und wird von Kardamom, Ingwer und Bischofskraut perfekt abgerundet.

Sowohl Geschmack, als auch Textur des Kichererbsen-Currys machen glücklich: sämig mit Biss, der Ingwer bringt eine gewisse Schärfe, Tomate, Kreuzkümmel und Nelken wirken beschwichtigend. Ich könnte stundenlang so weiter machen, von fruchtigen Süßkartoffeln über buttrige Auberginen bis zu würzigen Teigtaschen und einer unverschämt samtigen Tarte au Chocolat. Also kürzen wir die Geschichte doch einfach ab: Bitte ausprobieren. Der Laden ist fantastisch.

Kunstbruder, Händelstr. 51, 50674 Köln, ☎ 0221/22200146, Öffnungszeiten: Mo-Do 12 bis 22 Uhr, Fr+Sa 12 bis 23 Uhr, So 14 bis 20 Uhr

www.kunstbruder.de

Julias Auswahl

Wachteln mariniert mit Zitrone, Kreuzkümmel, grünem Kardamom, Lorbeerblättern, dazu Honig-Chutney // 19,90 Euro

Lamb Karachi in eigener Sauce gegart mit braunem Kardamom, Ingwer, Bischofskraut und Koriander // 16,90 Euro

Tasting Menü // 13,90 Euro

Samosa // Teigtaschen gefüllt mit Gemüse, dazu Aprikosen-Pflaumen-Chutney und Joghurt-Minz-Sauce // 3,90 Euro

Basil Smash // Gin, Zitrone, Zucker, frischer Basilikum // 8,90 Euro

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