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Restaurant-KritikLandküche vom Allerfeinsten

Lesezeit 3 Minuten
Schlicht elegant und sehr gastfreundlich: In Steinheuers Zwei-Sterne-Restaurant wird meisterlich gekocht.

Schlicht elegant und sehr gastfreundlich: In Steinheuers Zwei-Sterne-Restaurant wird meisterlich gekocht.

Bad Neuenahr-Heppingen – Obwohl sein Restaurant schon seit Jahren mit zwei Sternen im Michelin und 19 Punkten im Gault Millau zur absoluten Spitze der deutschen Edelgastronomie gehört, macht Hans Stefan Steinheuer so wenig öffentliches Aufsehen von sich, dass man sich gelegentlich daran erinnern muss, endlich mal wieder hier hinzufahren. Zumal das Restaurant ja nur eine knappe Autostunde von Köln entfernt liegt.

Steinheuers handwerkliches Fundament wurde vor Jahrzehnten u. a. noch bei Dieter Müller in Wertheim gelegt, ihn deswegen allerdings schon als Urgestein unter den deutschen Gourmet-Köchen zu bezeichnen, würde dem 53-Jährigen allein schon wegen seines Alters nicht gerecht. Ihn aber zu den ganz großen Köchen des Landes zu zählen, ist keineswegs übertrieben.

Eine solch großartige Melange aus immenser Erfahrung bei der Abstimmung der Gerichte und ihre Zubereitung auf klassischer Basis versetzt mit intelligenter Moderne, wie sie sich heutzutage in seinen Menüs niederschlägt, muss man in Deutschland mit der Lupe suchen. Ebenso wie den konsequenten Einsatz erstklassiger Produkte, die das Preisniveau der beiden Menüs (Klassiker und Herbst) rechtfertigen, aus denen man einzelne Gänge austauschen darf (ab vier Gänge für 125 Euro bis sieben Gänge für 169 Euro)

Spannung bis zum Finale

Nach einer beeindruckenden Häppchenparade zu Beginn geht es richtig los mit einem großen, knackig gegarten Carabinero auf hauchdünnem Carpaccio von der Gelbschwanzmakrele, federleicht begleitet von fest aufgeschäumtem Joghurt, gelierter Gazpacho, filetierter Grapefruit und fein geschnittenem Kopfsalat. Genauso elegant, aber mit etwas mehr Gewicht dann der perfekte Glattbutt mit sehr zartem Pulpo, flankiert von Endivie und grundiert von einer wunderbaren Kapernsauce. Besser kann man einzelne Zutaten aromatisch nicht zusammenführen als in diesen beiden Gängen, die Lust auf mehr machen. Die neugierige Spannung bleibt bis zum üppigen Dessert-Finale mit einer Traumkombination aus edler Schokolade mit Quitten und Ingwer sowie Toffee-Eis erhalten.

Als dritter Gang ein pochiertes Landei im Glas unter einem dicken Risottoschaum, das zusätzlich leicht bittere Noten von Rucola, Röstaromen vom knusprigen Culatello und Würze von dünn gehobeltem Alpkäse mitbekommt. Weiter im Takt mit confiertem Bauch und Keule des Milchferkels, beides saftig und schön bissfest zugleich, in einem sehr subtilen Kümmel-Jus.

Größe der Portionen perfekt

Das ist Landküche vom Allerfeinsten, der noch ein Höhepunkt folgt: Das perfekt gegarte Rebhuhn, bei dem tatsächlich die Geschmacksnuancen der wilden Herkunft mitschwingen, zeigt einmal mehr, auf welchem souverän meisterlichen Niveau Steinheuer mit seinem Küchenteam angekommen ist. Selbst die eigentlich einfachen Beilagen wie die Variation von Kohlrabi und Bamberger Hörnchen veredeln das Gericht zusätzlich. Die Portionen sind immer groß genug, um das alles richtig erschmecken zu können, aber so angelegt, dass glücklicherweise selbst sieben Gänge problemlos und sogar noch die nach dem Dessert anrollende Patisserie komplett zu meistern sind.

Falls nötig, empfiehlt der so kompetente wie angenehm kommunikative Sommelier Sebastian Bordthäuser nun gerne einen seiner Edelschnäpse, und natürlich vorher passende Weine aus dem erstklassigen Angebot zum Menü. Restaurantchefin Gabriele Steinheuer und ihr Serviceteam runden das Bild eines sehr gastfreundlichen, schlicht elegant eingerichteten Ausnahmerestaurants ab, dessen Besuch als eines der herausragenden kulinarischen Ereignisse des Jahres in Erinnerung bleibt.

Steinheuers Restaurant

Zur Alten Post

Landskroner Straße 110

53474 Bad Neuenahr-Heppingen

02641/94860

Öffnungszeiten: Do bis Mo 12 bis 14 Uhr und ab 18.30 Uhr

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