RestaurantkritikSchnörkellos Italienisch mit Qualität

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„Ristorante Claudio“: leicht überdurchschnittliche Küche zu leicht überdurchschnittlichen PreisenBILD: STEFAN WORRING

„Ristorante Claudio“: leicht überdurchschnittliche Küche zu leicht überdurchschnittlichen PreisenBILD: STEFAN WORRING

Köln – Mal gut, dass wir, eigentlich nur routinemäßig, reserviert hatten. Selbst an einem ganz normalen Sonntagabend brummt dieses ziemlich große Lokal dermaßen, dass es sonst schwierig hätte werden können mit einem Tisch. Da dürfte mancher Gastwirt aus anderen Stadtteilen durchaus ebenfalls ins Staunen geraten, wie beliebt dieses Junkersdorfer Ristorante bei seinen vielen Stammgästen ist.

Woran liegt’s? Ich würde sagen, die beiden Brüder, die das Lokal führen, haben einfach den Bogen raus, was die Erwartungen ihrer gutbürgerlichen Kundschaft angeht. Das Ambiente ist schnörkellos italienisch mit weiß eingedeckten Tischen und Stoffservietten, der Service locker und freundlich, hat genau diesen persönlichen Touch, den deutsche Gäste beim Italiener so sehr mögen. Die Qualität des Essens entspricht den Preisen: leicht überdurchschnittlich mit wenigen Ausreißern nach unten und nach oben.

Lässig, aber lecker: Was hat das Ristorante Claudio zu bieten?

Der deutlichste in der ersten Kategorie war eine Kartoffelsuppe im überdimensionierten Pastateller mit vielen Flusskrebsschwänzen drin, die verdächtig nach industriell hergestellter Würze schmeckte (6 Euro), die manchmal auch bei der einen oder anderen Sauce mitschwang, aber wenn, dann glücklicherweise nur dezent. Etwa bei der Safransauce zu frischen Bandnudeln und knackigen Scampi (25 Euro) oder der cremigen Weißweinsauce zu den mit gehacktem Hirschfleisch und Kastanien gefüllten Ravioli (14 Euro). Die Lässigkeit, bei einer als Fischsalat annoncierten Vorspeise Oktopus, Flusskrebsschwänze und Scampi zu servieren, lassen wir mal ausnahmsweise durchgehen, weil die Mischung mit roten Zwiebeln, Staudensellerie, Passepierre-Algen und Tomatenschnitzen außergewöhnlich gut schmeckte (13 Euro).

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Die Bandnudeln mit Hirschsugo (12 Euro) und die tadellosen, etwas dicker als üblich geschnitten Saltimbocca à la romana mit viel frischem Salbei (21 Euro) waren klassisch und souverän ausgeführt. Bei den Fischgerichten kann man sich auf die Frische der Hauptdarsteller und präzise Garzeiten verlassen: saftige Medaillons vom Seeteufel in einer mit echten Safranfäden und grünem Pfeffer zubereiteten Sauce (26 Euro), ein großes Filet vom Steinbutt in einer Sauce mit winzigen Kaviarkügelchen und Wodka abgeschmeckt (24 Euro) oder die gemischten gebratenen Edelfische (24 Euro) mit der Gemüsebeilage, die es zu allen Gerichten gibt.

Ausreißer nach oben: Italienische Qualität in Junkersdorf

Die Ausreißer nach oben waren ein absolut perfekt gegrillter, dicker Oktopusarm auf Rucola (12 Euro) und die innen noch zart rosa gegarten Stücke vom Wildschweinrücken mit fruchtigen Schnitzen von runden Pflaumen in einer bemerkenswerten, nicht zu süßlichen Marsalasauce (24 Euro).

Dieselben Pflaumen wurden mit Portwein und Vanilleeis zu einem leckeren Dessert, derselbe Süßwein prägt das Aroma der frisch von Hand aufgeschlagenen Zabaione. Die hervorragende Tiramisu hätte ich genauso gelobt, wenn sie nicht mit Instant-Kakaopulver und Puderzucker statt mit echtem dunklen Kakao bestreut worden wäre (jeweils 7 Euro). Bei der Weinauswahl helfen eigene Kenntnisse mehr als die kargen Auskünfte des Kellners. Bei den Flaschenweinen kann ich den Weißburgunder der Südtiroler Kellerei Terlan und den frisch fruchtigen Inzolia aus Sizilien (jeweils 27,50 Euro die Flasche) empfehlen. Und zum Schluss den Grappa aus dem Holzfass für 7 Euro – der geht aber nicht aufs Haus.

Das Restaurant

Ristorante Claudio

Kirchweg 3

50858 Köln-Junkersdorf

02 21/48 30 40

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag und Sonntag von 12-15 Uhr und von 18-23Uhr. Samstag von 18-23 Uhr. Montag von 12-15 Uhr.

www.claudio-ristorante.de

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