„Geschmackssache“ in KölnEssen wie bei Mamma im „Bagutta“

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Köln – Vielleicht kann man das „Il Bagutta“, wie auch das ältere Schwesterrestaurant „Massimo“ in der Südstadt, nicht mit den normalen Mitteln der Restaurantkritik bewerten. Denn vielleicht ist das Essen hier einfach nicht die Hauptsache. Vielleicht ist es die ungemein herzliche Atmosphäre. Man wird von der Bedienung geduzt, es wird viel zu den Speisen erklärt. Selbst wenn das Haus, wie fast immer, voll ist, werden auch mal Scherze mit den Gästen gemacht. Ja, es herrscht eine herrlich-trubelige Stimmung, es ist laut, aber nicht zu laut, man sitzt so eng bei den anderen Gästen, dass man mit ihnen ins Gespräch kommt. An einem Abend wurde am Tisch nebenan Geburtstag gefeiert – zum Schluss lachten wir gemeinsam. Das Essen kommt, selbst wenn alle rund 100 Plätze (plus Terrasse) besetzt sind, zügig. Hier kommt das Gefühl auf, unter Freunden zu sein und die dicke italienische Mamma steht am Herd. Gut, die italienische Mamma, die man hinter der Glasfront der Küche werkeln sieht, ist der 40-jährige Inder Kumar Parwen (seit 17 Jahren Kölner) – aber das ist ja eigentlich auch unerheblich.

Das Essen ist es nicht. Es kommt so unkompliziert daher wie das ganze Restaurant. Wenn dieses Essen sprechen könnte, würde es einen auch duzen wie einen alten Freund. Es sind Klassiker der italienischen Küche. Hausmannkost. Pasta, Pizza, Gegrilltes. Zu Recht Klassiker sind hier die Baby-Calamari oder der Oktopus, überhaupt sind Fisch und Meeresfrüchte eine gute Idee bei der Bestellung. Mein Blue Fin Thunfisch vom Grill war herrlich rot innen, die Rosmarinkartoffeln dazu schmeckten nach wenig mehr als Knoblauch. Aber um Subtilität geht es hier nicht, sondern um starke Aromen. Herrlich schlotzig, und einer der Höhepunkte der reichhaltigen Karte, sind die Pasta fresca, zum Beispiel mit Salsiccia und zerfließendem Ricotta. Zu den Fisch- und Fleisch-Hauptspeisen gibt es übrigens eine kleine Vorspeise nach Wahl, darunter eine ordentliche Tomatensuppe oder ein kleiner italienischer Kartoffelsalat samt Bruschetta (die bessere Wahl).

Giganti all’alba –Trüffel-Sahne / Pinienkerne / Radicchio // 11,50 Euro

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2303 / Fenchelwurst / Muskatnuss // 12,50 Euro

Babycalamari // 15 Euro

Torta della nonna // 4,50 Euro

Tonno al ferri – Frischer Thunfisch vom Grill // 20,50 Euro

Piccatina – Kalbsschnitzel / Zitronenbutter / Spinat / Rosmarinkartoffeln oder Gemüse // 18 Euro

Theoretisch gibt es fünf verschiedene Desserts. Als ich an einem Abend frage, sind nur noch zwei da, nachdem ich diese bestellt habe, gibt es plötzlich doch nur eins. Selbst diese unkonventionelle Vorratshaltung trägt zum Charme bei. Die noch vorhandene, locker-saftige Torta della nonna war übrigens einer der kulinarischen Höhepunkte. Selten habe ich mich in letzter Zeit so wohl in einem Restaurant gefühlt. Kein Wunder, dass es schwer ist, einen Tisch zu bekommen, gerade am Wochenende. Reservieren ist unbedingt angeraten. Ein Restaurantbesuch ist eben so viel mehr als nur Essen.

Il Bagutta, Heinsbergstr. 20 a, 50674 Köln, 0221/212694, Mo-Fr 12-1 Uhr, Sa/So ab 17 Uhr

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