Gehobene GasthauskücheSpeisen in gemütlicher Atmosphäre bei „Em ahle Kohberg“

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Dank des Ehepaars Blissenbach geht die traditionelle Gasthausküche, nach drei Jahren Leerstand, im Fachwerkhaus weiter.

Dank des Ehepaars Blissenbach geht die traditionelle Gasthausküche, nach drei Jahren Leerstand, im Fachwerkhaus weiter.

Mit geht der alte Willi-Ostermann-Klassiker durch den Kopf, als ich gegenüber dem hübschen Fachwerkhaus parke: „Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia, wann der Franz m’em Nieß nom ahle Kohberg ging.“ Dank des Ehepaars Blissenbach, das auch die Diepeschrather Mühle in Dellbrück betreibt, geht das nach drei Jahren Leerstand nun wieder.

Gute Bedienung bei gemütlicher Atmosphäre

In den beiden gemütlichen Gasträumen gibt es viel dunkles Holz und an den Wänden Zeichnungen von Rindern. Bei gutem Wetter ist der Biergarten offen, gezapft wird Mühlen-Kölsch. Reservieren ist sehr ratsam.

Beim Eintreten riecht es nach fettigem Fisch, im Nebenraum belästigt das einen aber glücklicherweise nicht mehr. „Machen Sie uns bitte eine Rechnung? Huhu!“ sagt die Dame am Nebentisch zum Kellner. Es dauert etwas, bis sie zahlen kann, alles andere geht hier sehr fix. So fix sogar, dass das Essen kommt, bevor man seine Weinbestellung aufgeben konnte. Dabei bietet die komplett mit deutschen Weinen bestückte und wirklich günstig kalkulierte Karte sehr viel Schönes, egal ob weiß (ein Laumersheimer Kapellenberg Riesling von Knipser für 22 Euro) oder rot (Cuvée J.J. Adeneuer 24 Euro).

Lammlaxe für Fleischesser, Pasta für die Vegetarier

Auf der Speisekarte finden sich Klassiker der gehobenen Gasthausküche wie Lammhaxe mit Rosmarinsauce, Entenbrust mit Orangenglasur und Lachstatar auf Reibekuchen. Der „Bunte Salatteller“ stellt sich als weniger abwechslungsreich als erwartet heraus. Die karamellisierten Nüsse verleihen zwar Kick, die viel zu dicken, fettigen Brotsegel setzen diesem aber zu.

Beim Nudelteller für Vegetarier hatte die Pasta guten Biss, sie wurde jedoch von einer Kräuter-Sahnesauce sehr beschwert; das Gemüse bestand größtenteils aus Karottenstreifen und zu weichen Spargelstücken. Besser gelang die gebratene Kalbsleber auf Kartoffelpüree mit Apfel-Zwiebel-Kompott. Das „Kabeljaufilet auf der Haut gebraten“ hatte zwar keine Haut, der Weißweinschaum wenig Weißweingeschmack, dafür war das Risotto schlotzig und alles zusammen ergab geschmacklich Sinn. Die Dessertvariation mit Topfenmousse, Erdbeeren und Zitronen-Cassis-Sorbet geriet ordentlich.

Solide abgeschmeckt

Trotz der Kritik im Detail: Das Essen ist durchgängig über normalem Gasthaus-Niveau, solide abgeschmeckt, die Temperaturen stimmen. Es fehlt aber an letzter Präzision und Frischeakzenten. Für die etwas höhere Qualität bezahlt man hier auch etwas mehr. Wer zur Toilette geht, erlebt übrigens eine augenzwinkernde Überraschung: Zeichnungen von Rindern verraten, wo die Bullen und wo die Kühe sich hinzuwenden haben.

Henns Auswahl

Bunter Salatteller mit karamellisierten Nüssen und Brotsegel // 9,50 Euro Bunte Bandnudeln mit Gemüse und Kräuter-Sahnesauce // 16 Euro Kalbsleber gebraten auf Kartoffelpüree mit Apfel-Zwiebelkompott // 13 Euro Kabeljaufilet auf der Haut gebraten mit Weißweinschaum, Risotto vom grünen Spargel und Pilzen // 22 Euro Käsevariation mit Feigensenf // 10 Euro Dessertvariation // 9,50 Euro Ostmerheimer Str. 455, 51109 Köln-Merheim,  0221/692525, Mi-So 12-14.30 Uhr & 18-23 Uhr emahlekohberg.koeln  

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