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„Le Gourmet" in NiederkasselDiese Küche verdient einen Stern

Lesezeit 3 Minuten
Das Spitzenrestaurant Le Gourmet liegt im Hotel Clostermanns Hof in Niederkassel. Küchenchef ist Benedikt Frechen.

Das Spitzenrestaurant Le Gourmet liegt im Hotel Clostermanns Hof in Niederkassel. Küchenchef ist Benedikt Frechen.

Wenn ein Menü mit essbaren Steinen beginnt und mit Sonnenblumeneis endet, kann man sicher sein: Hier kocht einer, der seine Gäste abseits ausgetretener Pfade führen will. Der junge Benedikt Frechen (Anfang 30) nimmt Sie dabei an der Hand und weist auf die Schönheit der Strecke hin. Soll heißen: Seine Gerichte sind meist ein Augenschmaus und überfordern geschmacklich nicht. Auch wenn man das bei den Beschreibungen denken könnte. Beispiel gefällig? Tatar vom Kalbsfilet / Eigelbcreme / Kaviar / Umeshu-Schalottengel / Brotchips / Feldsalatemulsion / Steckrübenperlen / Rote Beete Perlen / Pastinakenperlen. Am Gaumen finden cremige, salzige und vegetale Elemente zu einer wunderbaren Einheit.

Ein Händchen für die Optik

Ebenso mutig wie schlüssig: Die süßlich-würzigen Pastinaken im Dessert, wo sie mit Birnen ins Fruchtige erweitert werden. Als Beispiel für Frechens Händchen in der Optik dient die leicht geräucherte Terrine von der Gänsestopfleber, die neben dunkler Schokolade, Quitte und Rostkürbiscreme auch mit Fichtennadeln kombiniert wird – und passenderweise auf einem gläsernen Teller liegt, in dem sich diese befinden.

Terrine von der Gänsestopfleber leicht geräuchert. Quitte / Fichtennadel / dunkle Schokolade

Confiertes Seeteufelfilet/ Closterschinken vom Limburger Landschwein/ eingelegte Poveraden/ Artischockenpüree

Hochzeitsuppe „Le Gourmet“/ Barbarie Ente Le Prince de Dombes Mieral / Sellerie / Kürbis / Rosenkohl

„Herbstanfang“ Sanddorn / Pflaume / Vanille / Karamell

Drei- bis Sieben-Gang-Menüs von 59 Euro bis 98 Euro

Wie vielen jungen Köchen fehlt ihm ein wenig der Mut zur Konzentration. Oft finden sich zu viele Elemente auf dem Teller, die aromatisch zum Teil wenig wirksam sind; Frische- und Säurekomponenten könnten häufiger eingebaut werden, um auch bei einem großen Menü durchweg zu animieren und mehr Kontraste zu schaffen.

Einen Stern für das „Le Gourmet"?

Einen echten kulinarischen Tiefpunkt gab es auch: Das selbst gemachte Knäckebrot, das mit seinen unangenehmen Aromen minutenlang am Gaumen klebte. Stattdessen sollte man zum köstlichen warmen Buttermilchbrot im Stoffbeutel greifen. Aber das soll die Leistung nicht schmälern. Über dem „Le Gourmet“ sollte ein Stern prangen (den Michelin und seine Auswahlkriterien versteht man seit einigen Jahren nicht mehr so richtig), der Gault&Millau liegt mit seiner diesjährigen Aufwertung auf 16 von 20 Punkten goldrichtig.

Angeboten werden zwei Menüs, die drei bis sieben Gänge lang und für ihre Qualität moderat bepreist sind. Das gilt auch für die Weine. Die offenen liegen meist um die 5-6 Euro (0,15l), flaschenweise gibt es unter 30 Euro, etwa den saftigen Weißburgunder „Vom Löss“ von Manz für 22 Euro. Der Service ist sehr flott und freundlich, sollte die komplexen Gerichte aber exakter annoncieren sowie ein ausgedrucktes Menü am Platz lassen – und darf zu Hauptgang und Dessert auch gern einen Wein anbieten. Dem Wohlfühlfaktor hier tut das aber keinen Abbruch – der stimmt!

Adresse: Le Gourmet im Hotel Clostermanns Hof, Heerstraße, 53859 Niederkassel-Uckendorf, Tel: 02208/94800, Öffnungszeiten: Mi - So 18 - 22.30 Uhr,

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite von „Le Gourmet“.

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