Restaurant „Gut Lärchenhof“Spitzenküche mit gewitzten Gerichten

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Gut Lärchenhof (2)

Der Restaurantbereich des "Gut Lärchenhof"

Köln – Ungeheuerliches geht in der Küche von „Gut Lärchenhof“ vor sich – und es ist nicht das Essen. Doppelspitzen mögen in linken Parteien an der Tagesordnung sein, in Küchenteams mit ihren klaren Hackordnungen sind sie es nicht. Doch in diesem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Golfclub-Restaurant steht das junge Duo Sonja Baumann und Erik Scheffler am Herd.

Nicht-Mitglieder sind willkommen, müssen aber am Eingang klingeln, dann öffnet sich das große Gatter. Hat man dann im Restaurant-Bereich des Saals in etwas zu engen Sesseln Platz genommen (der größere Teil wird als Bistro bekocht), spürt man die Jugend des Duos in vielen der kreativen und humoristisch benannten Gerichte.

Gut Lärchenhof (2)

Der Restaurantbereich des "Gut Lärchenhof"

Feines Aromenspiel

Pfiffig zum Beispiel der herzhafte Gänselebergang à la „Raffaello“: serviert in einer halbierten Kokosnuss, mit Mandeln und Kokos in Variationen, Leber-Creme und Terrine – was nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich mit feinem Aromenspiel und anregenden Texturen wunderbar zusammen passte.

Von gleicher Klasse das Dessert „Spargelfeld“ von Chef-Pâtissier Tim Kresse, das tatsächlich wie ein solches aussah, inklusive kleiner Spargelstangen, die in einem Schokoladen-Feld steckten. Gekonnt auch der würzende Einsatz von pulverisiertem Herz beim Eifler Lamm (das mit einer vermeintlichen keimenden Kartoffel daher kam) oder der einer stark abgeflämmten Birne zum confierten Fisch, die gemeinsam mit Tapioka und Senfsaat ein feines Frucht-Salz-Spiel ergab.

Schokoeis mit Avocado

Bei viel Mut gelingt natürlich nicht alles. Das Schokoladen-Spaghetti-Eis „Schocado“ mit Avocado ist als Brücke vom Hauptgang zum Dessert viel zu säuerlich und in seiner Konsistenz zu fettig. Die Konsistenz war auch ein Problem beim frischkäseartigen „Golfball auf Reisen“, der zwar optisch überzeugte, da er wie ein im Gras gelandeter aussah, mit seiner außen geleeartigen Beschaffenheit aber keine Einheit mit dem Kräutern um sich einging.

Gut Lärchenhof (1)

Sonja Baumann und Erik Scheffler stehen im "Gut Lärchenhof" am Herd.

Fantastisch zusammengestellt ist die Weinkarte, viel findet sich für unter 40 Euro die Flasche. Schade, dass man zum „Raffaello“ eine 2014er Spätlese von Fritz Haag reichte – ein schwieriger Moseljahrgang. Spannend die nichtalkoholische Getränke-Begleitung. Da gibt es zum Beispiel Apfel-Sellerie-Saft oder selbst gebrautes geräuchertes Malzbier.

Von Peter Hesseler als Gastgeber profitierte am Abend nur ein einzelner Tisch, um den er sich hingebungsvoll kümmerte. Sein Team, vor allem Sommelier Mathieu Müller, entsprach dagegen dem hohen Anspruch des Hauses.

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