Restaurant „Zur Post“Sterne-Restaurant im Bergischen beweist perfektes Handwerk

Lesezeit 3 Minuten
Gastro_Restaurant_zur_Post-7799

Außen denkmalgeschützte Schieferfassade, innen hell und gefühlvoll modernisiert: „Zur Post“ in Odenthal.

Normalerweise beginne ich eine Restaurant-Kritik nicht mit dem Ratschlag das stille Örtchen aufzusuchen, doch das des mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurants „Zur Post“ im bergischen Odenthal  ist wirklich eine Schönheit. Was für das ganze Haus gilt, zu dem auch noch ein Hotel und das gutbürgerliche Restaurant „Postschänke“ gehören. Außen denkmalgeschützte Schieferfassade, innen hell und gefühlvoll modernisiert. Diesen perfekten Spagat zwischen Regionalität und Moderne schafft auch das Essen hier.

„Himmel un Ääd“ von der Gänseleber

Die Brüder Alejandro und Christopher Wilbrand am Herd und Bruder Thomas im Service bieten zum Beispiel „Himmel un Ääd“ von der Gänseleber mit karamellisiertem Apfel als wunderbare Kombination von regionalem Klassiker und französischer Spitzenküche. Die heilige Dreieinigkeit Trüffel/Spinat/Eigelb wird mit Waldpilzraviolo serviert (ohne die Trüffel künstlich zu pimpen). Und welch ein Glück, wenn einem auf dem Teller Rübstiel begegnet!

Gastro_Restaurant_zur_Post-7853

Restaurant „Zur Post“ in Odenthal.

Sashimi vom Thunfisch

Moderner können es die Wilbrands auch, das zeigt zum Beispiel das Sashimi vom Thunfisch, zu dem es neben Tatar vom Thunfisch auch geflämmte Wassermelone für den fruchtig-saftigen Kick gibt, Ingwer-Gel, Miso-Mayo und Quinoasalat. Das ist dann aber auch schon das Höchstmaß an Modernität, denn die Französische Küche wird hier zumeist regional, gerne auch mal mit rustikalen Elementen, und stets auf eine emotional sehr direkte und zugängliche Art erweitert. Sprich: Man möchte sich eigentlich reinlegen, so schlotzig gelingen die Speisen.

Rehrückem vom Odenthaler Wild

Ganz klassisch wird es bei einem Hauptgang wie dem Rehrücken – natürlich vom Odenthaler Wild – zu dem frische Pfifferlinge gereicht werden, das Thymianjus  bietet feine Bitterstoffe und aromatische Tiefe. Handwerklich ist alles in der „Post“ perfekt, selbst für ein Sternerestaurant allzu schlichte und uninspirierte Gerichte, wie das Rhabarbersorbet mit hausgemachtem Joghurt. Für die Desserts ist Alejandro Wilbrand zuständig und wer noch Platz hat, sollte die Dessertvariationen wählen, die üppig und betont süß sind. Die allerorts belanglos daherkommenden Klassiker Crème Brulée oder flüssigen Schokoladenkuchen gibt es hier in exemplarischer Qualität.

Gastro_Restaurant_zur_Post-7870

Regionalität und Moderne werden hier verknüpft: Sterne-Restaurant  „Zur Post“ im Bergischen.

Faire Preise für erstklassiges Restaurant

Der Service ist ebenso freundlich wie kundig, die Weinkarte gut gefüllt und selbst wer von weiter her nach Odenthal kommt, hat die Fahrtkosten aufgrund der für ein Restaurant dieser Klasse sehr fairen Preise wieder raus – und Angst vor zu kleinen Portionen muss hier auch niemand haben. Wer in der „Post“ nicht satt wird,  muss zwischen den Gängen einen Marathon gelaufen sein.

„Zur Post“

Altenberger Dom Straße 23, 51519 Odenthal Mi-Fr 18–22 Uhr, Sa/ So 12–14 Uhr und 18–22 Uhr www.hotel-restaurant-zur-post.de

Henns Auswahl:

Abendmenü / 5 Gänge // 72 Euro

Mittagsmenü / 3 Gänge // 42-49 Euro

„Himmel un Ääd“ von der Gänseleber

Rehrücken / Frühlingsgemüse /

sardische Nudeln / Nigella / frische Pfifferlinge/ Thymianjus

Dessertvariation „Zur Post“

Mehr Restaurantkritiken von  Carsten Henn finden Sie auch hier.

KStA abonnieren