Wohnzimmer-RestaurantDas „Lengeling & Bialy“ bietet gute Landhausküche

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Andreas Lengeling (Küche) und Stefan Bialy sind das zwei-Mann-Team in ihrem Restaurant.

Andreas Lengeling (Küche) und Stefan Bialy sind das zwei-Mann-Team in ihrem Restaurant.

Köln – „Diese Queen hier hat eine Krone, das gibt es nur selten.“ Stefan Bialy stellt netterweise die Solar-Winke-Monarchin auf den Tisch, nach der ich mich erkundigt hatte. Ihr Platz ist eigentlich an der Kasse – zusammen mit zwei nickenden Corgis und Königin Silvia. Die Einrichtung ist sehr persönlich, nicht umsonst nennt das Zwei-Mann-Team Andreas Lengeling (Küche) und Stefan Bialy (Service) dies ein Wohnzimmer-Restaurant. Auf den Fensterbänken stehen Terrinen neben Orchideen, der Raum wird beherrscht von Deko-Säulen und Spiegeln. Pompös-barock ist so gar nicht mein Stil, und doch ist er mir tausendmal lieber als die vielen austauschbaren Restaurants mit kahlen Wänden. Dass sich das „Lengeling & Bialy“ zu Recht ein Wohnzimmer-Restaurant nennen darf, liegt allerdings zuallererst an Gastgeber Stefan Bialy und seiner freundlichen aber niemals aufdringlichen Art.

Zum Brot wird leicht süßliche Hagebuttenbutter gereicht und der Hausaperitif schafft es, Geldermann-Sekt und Basilikumessenz auf eine feinkräuterige Art zu vereinen – und das für 5,50 Euro. Alles hier ist fair kalkuliert, auch die Weine. Bei den  Weißweinen wäre allerdings mehr Auswahl nötig, und die Jahrgänge nicht zu listen, ist schlicht ein Unding.

Henns Auswahl

Kohlrabicarpaccio mit Tiroler Schinken // 12,80 Euro

Herbstlicher Salatteller mit Honig-Senf-Dressing // 7,80 Euro

Sauerbraten vom Eifler Hirschkalb // 26 Euro

Seelachsrückenfilet mit Erdnusskruste // 22 Euro

Sabayon mit Walnusseis // 9,20 Euro

Crêpes Suzette & Vanilleeis // 10,80 Euro

Drei / Vier Gang Menü // 36 / 45 Euro

Das Essen lässt diesen Fauxpas schnell vergessen. Zwar wirkt ein „Herbstsalat“ im Januar wie ein Weihnachtsbaum an Ostern, aber alles ist frisch und knackig, das Honig-Senf-Dressing nicht zu süß. Pfiffig die Kombination von Kohlrabi als dickes geschnittenes Carpaccio mit Tiroler Schinken – deren Dressing allerdings dasselbe zu sein scheint wie beim Salat. Andreas Lengeling würzt herzhaft, er ist kein Koch subtiler Noten, sondern zupackender Aromen. Seine groß portionierten Hauptspeisen kommen auf heißen Tellern, und sind auch mit viel Hitze zubereitet. Beim leicht trockenen Sauerbraten vom Eifler Hirschkalb war es vielleicht etwas zu viel davon, doch die Beilagen wie Rotkohl, Rahmwirsing und Knödel begeistern allesamt. Das Seelachsrückenfilet mit dicker Erdnusskruste zeigt, dass Lengeling Fisch durchaus mutig kombiniert, Weintrauben verleihen dem Gang fruchtige Akzente. Eine echte Freude ist es, mal wieder eine Sabayon auf der Speisekarte zu finden, bei der zudem in Sachen Marsala nicht gespart wird. Auch die Crêpes Suzette gelingen einwandfrei mit angenehm balancierenden Bitternoten der Orange.

Kritik gibt es nur in der B-Note wegen dudelnder Musik aus den Boxen und einer im Winter recht zugigen Toilettenanlage. Doch das schmälert nicht die überzeugende Leistung dieses Zwei-Mann-Teams.

Marsdorfer Straße 39, 50858 Köln-Junkersdorf, 0221/294 99 249, Mi-Sa ab 18 Uhr, So ab 12 & 18 Uhr

www.lengeling-bialy.de

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