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Sterne-Restaurant in KölnDas „La Société“ bietet Spitzenküche, mal ganz anders

Lesezeit 2 Minuten
Henn Restaurantkritik

Die Küchenchefs Dominic Jeske (links) und Hendrik Olfen im bunt dekorierten  Restaurant mit den festlichen Tischen.

Köln – Ein Spitzenrestaurant in der für Döner bekannten Kyffhäuser Straße? Und es hat jeden Tag geöffnet? Wenn man sich durch den schmalen Gang – links eine große Theke, rechts erste Tische – hineindrückt, gehen einem die Augen über. Mit all dem bunten, glitzernden Nippes, der an Wänden und Decke hängt, hat diese Kölner Institution das Flair einer Studentenkneipe, kontrastiert durch eng stehende, festlich gedeckte Tische.

Das „La Société“ sieht nicht nur anders aus als normale Spitzenrestaurants (es hat einen Michelin-Stern und 16 Gault-&-Millau-Punkte), es herrscht auch eine andere Atmosphäre.  Das liegt am Serviceteam um Stefan Helfrich, der seit 1988 hier wirkt und seine Gastgeberrolle so freundlich, witzig und charmant, zudem auf sehr kölsche Art, ausfüllt, dass man sich wirklich wie bei ihm zu Hause fühlt.

Und wie bei Muttern gibt es auch hier, zumindest zum Einstieg, immer dasselbe: die „Kölschen Tapas“, einen augenzwinkernden Gruß aus der Küche mit klassisch zubereiteten Miniaturausgaben von Erbsensuppe, Halvem Hahn, Himmel und Äd sowie einem Kölsch. Alles gut gekocht – aber seit Jahren ohne saisonale Variation oder Weiterentwicklung. Beim ersten Mal schmunzelt wohl jeder über diesen pfiffigen kulinarischen Witz, aber kein Witz wird durch Wiederholung besser.

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„Cuisine Creative“

„Cuisine Creative“ hat sich Chefkoch Dominic Jeske auf die Fahne geschrieben, löst dieses Versprechen aber auch bei anderen Gerichten nicht ein. „Gänseleber kalt und warm mit Brathähnchen-Aromen“ klingt wie ein Klassiker, der durch einen einzigen Dreh ins Pfiffige verwandelt wird – die Jamie-Oliver-Schule. Allerdings ziehen die in Geleeform gereichten Brathähnchen-Aromen die Edel-Viktualie eher ins breit-undifferenzierte und dienen weder als ausreichend würziger noch frischer Tanzpartner.

Beim Eifler Lamm versprechen Bärlauchpolenta und Peperonata (ein klassisches, italienisches Schmorgericht aus Paprika, Tomaten und Zwiebeln) feine, akzentuierende Schärfe, doch lösen es nicht ein. Das Finetuning scheint  nicht vollends geglückt. Im Idealfall glückt  Jeske ein Gang wie Steinbutt im Bauernspeck, zu dem er pochiertes Eigelb und Kräuterrisotto serviert. Das ist zwar null kreativ, aber der Fisch saftig. Dank Speck bekommt er einen Salz-Kick und die Begleitung ist schlotzig.

Also nicht täuschen lassen: Das Restaurant sieht gewagt aus, kocht aber nicht so. Da Komplexität, Verfeinerung und Kontraste Jeskes Sache nicht sind, macht das günstige Menü „Kwartier Latäng“ hier am meisten Sinn. Für 55 Euro ein echtes Schnäppchen. Kyffhäuserstraße 53, 50674 Köln Mo-So ab 15 Uhr (Küche 18.30-22.30 Uhr) 0221/232464 www.restaurant-lasociete.de

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