TippsDie besten Kölner Restaurants 2016

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Christoph Paul, stolzer Besitzer des „Restaurant im Hopper”.

Christoph Paul, stolzer Besitzer des „Restaurant im Hopper”.

Köln – Jamie Oliver suchte auch in Köln nach einer Location für sein erstes Restaurant in Deutschland, eröffnet wird es nun in München, sein erstes in NRW in Düsseldorf. Also alles mau im kulinarischen Köln? Nein, der Michelin-Führer verlieh (endlich!) dem „L’escalier“ den ersten Stern, wie auch dem Klassiker „Zur Tant“ in Porz, der seit einiger Zeit unter neuer Leitung steht. Der Gault&Millau war noch freigiebiger: „Pure White“, Luis Dias’ „Aura“ (an neuer Stelle) und ebenfalls das „L’escalier“ erhielten 16 Punkte, „Metzger & Marie“ stieg auf 14 Punkte. Im Bereich ab zwei Sterne ist es dagegen einsam in Köln. Bestes Restaurant bleibt das unvergleichliche „Le Moissonnier“, in Nordrhein-Westfalen steht es hinter dem „Vendôme“ in Bensberg unangefochten auf Rang zwei. Glückwunsch dazu!

Ein Sonderlob für die beeindruckendste Küchenleistung muss in diesem Jahr an die „Hanse Stube“ mit Küchendirektor Tobias Koch gehen. Was hier an sieben Tagen die Woche mittags wie abends auf den Tisch kommt, ist handwerklich richtig gut gearbeitet und mit herausragenden Zutaten zubereitet. Koch hat die „Hanse Stube“ wieder zur guten Stube gemacht. Also: „Comeback des Jahres“. Ein Comeback würde man sich auch endlich für das Dom-Hotel wünschen, in dem Joachim Wissler Gerüchten zufolge eine Dependance eröffnen soll. Das kulinarische Köln würde dies sehnsüchtig erwarten. Auch weil Stadt und Region einige Spitzenrestaurants verloren haben. Das Ende des „La Poêle d’Or“ ist das Ende der bedeutenden Ära Bado in Köln. Herbert Brockel vom „Husarenquartier“ in Erftstadt, der eigentlich Ende des Jahres zusperren wollte, gibt immerhin bis April 2017 noch eine Zugabe, die man nicht verpassen sollte. Unter anderem werden die großen Klassiker des Restaurants noch einmal aufgetischt. Für eine Stadt dieser Größe hat Köln weiterhin Nachholbedarf. Auch wenn das Kölner Herz blutet, kann man bei mancher Neueröffnung nur neidisch nach Düsseldorf schauen. Von den sieben neuen Sternerestaurants in NRW liegen drei in der Landeshauptstadt, je zwei in Bonn und Köln. Spitzenkoch Nils Henkel, der einst im Schloss Lerbach (Bergisch-Gladbach) zwei Sterne erkochte, blieb allerdings überhaupt nicht in der Region, sondern schwingt demnächst im Rheingau den Kochlöffel. Gab es keinen Platz für einen wie ihn am Rhein?

Noch eins für die Wunschliste: Köln, ehemals das Weinfass der Hanse, braucht endlich eine richtig gute Weinbar, die es mit denen in Berlin aufnehmen kann. Damit Gastronomen Lust haben, sich in Köln zu engagieren, gilt es für uns alle essen zu gehen. Es gibt anstrengendere Arten, heimische Kultur zu fördern!

L'escalier

Das "L'escalier" in der Brüsseler Straße (Bild: Stefan Worring)

Das "L'escalier" in der Brüsseler Straße (Bild: Stefan Worring)

Ein aufgesägter Markknochen, auf dem einige handgetauchte Jakobsmuscheln liegen, etwas junger Knoblauch und Senfkörner. Einerseits ganz simpel, andererseits in der Kombination spektakulär, und wahrscheinlich der aufregendste Gang, den man in 2016 in Köln essen konnte. Dabei vereinte er Mut mit direkter geschmacklicher Zugänglichkeit.

Was für ein Jahr für Maximilian Lorenz! Zuerst die Aufnahme in die Vereinigung junger Spitzenköche „Jeunes Restaurateurs“, dann erscheint Lorenz’ erstes Kochbuch, der Gault&Millau verleiht dem Mittzwanziger 16 Punkte, dann folgte der Ritterschlag mit dem Michelin-Stern. Lorenz hat sich das hart erarbeitet. Als er im „L’Escalier“ startete, vermuteten einige Hybris bei dem jungen Koch, der sich seine Sporen vor allem im Restaurant „Zur Post“ in Odenthal verdient hatte, und zu offensichtlich auf einen Stern hinaus wollte. Am Anfang erschien dies wie Malen nach Zahlen mit Edelzutaten, doch nichts passte richtig. Lorenz arbeitete selbstkritisch an sich und wurde Jahr für Jahr besser. Jetzt hat er seinen Stil gewonnen, kocht souverän und gleichermaßen inspiriert wie engagiert auf.

Das kleine Souterrain-Restaurant im Belgischen Viertel hat in seiner Gemütlichkeit immer schon den Eindruck einer großen Couch zum Schlemmen vermittelt. Die Lust am Kochen spürt der Gast bei jedem Teller. Einen Mittagstisch gibt es hier nicht mehr, Lorenz konzentriert sich auf den Abend – auch das tat den Speisen gut (Menü 79/109 Euro). Und Lorenz ist immer noch jung. Wenn er sich im selben Tempo weiterentwickelt wie jetzt, kann Köln noch viel von ihm erwarten.

Brüsseler Straße 11, 50674 Köln Telefon 0221/205 39 98 Di-Sa 18-22 Uhr

www.lescalier-restaurant.de

Bayleaf

Bar Food? Klingt fast wie „Bläck Fööss“, passt also rein sprachlich durchaus nach Köln. Bei Daniel Gottschlich steckt dahinter das Projekt, die bestmöglichen Kombinationen von Speisen und Cocktails auf den Tisch zu bringen (Pairings 12-18 Euro). Etwa mit einem Gang, der Artischocke, Chicorée und Haselnuss vereint, und dessen angenehm herbe Aromen von einem kühlen Cocktail mit Haselnusslikör und Birnensirup elegant aufgenommen werden. Auf der Karte stehen nur acht kleine Speisen, zu jeder wurde ein Cocktail kreiert. Sie heißen „Gurkcula“, „Smashing Pumpkin“, „Safran macht den Bourbon gel“ oder auch „Omas Eierlikör“ (allerdings mit Grappa, Orange und Muskat). Augenzwinkern gibt es bei Gottschlich immer inklusive. Natürlich wird viel mehr Trinkbares angeboten, denn Barkeeper Michael Elter lebt und liebt seinen Job, setzt eigenes Hochprozentiges an und bietet auch die Klassiker.

Das „Bayleaf“ (Lorbeerblatt) im Kranhaus ist nicht nur die spannendste, sondern fraglos auch die mutigste Neueröffnung des Jahres, denn der Rheinauhafen ist für Restaurants ein heißes Pflaster. Doch Gottschlich hat Chuzpe – und kulinarische Intelligenz. Sein Haupt-Restaurant „Ox&Klee“ eine Etage höher bietet Speisen, die ihn in der Kölner Restauranthierarchie hinter dem „Le Moissonnier“ zurzeit auf Rang zwei hieven.

In Zukunft plant er im „Bayleaf“ auch ein kleines Bar-Menü und Tapas. Darauf darf man sich freuen. Köln ist reich an guten Cocktailbars, doch was das Essen angeht, ist das „Bayleaf“ konkurrenzlos. Und Parkplätze gibt es im Rheinauhafen auch – nicht zu verachten in Köln.

Kranhaus 1, Im Zollhafen 18, 50678 Köln Telefon 0221/16956603 (ab 17 Uhr) Di-Sa 18-2 Uhr (Essen bis 22 Uhr, Fr & Sa bis 23 Uhr, danach nur Käse)

www.bayleaf.cologne

Christoph Paul im Hoppers

Christoph Paul, stolzer Besitzer des „Restaurant im Hopper”.

Christoph Paul, stolzer Besitzer des „Restaurant im Hopper”.

Wenn Freunde mich fragen, wo sie in Köln nett essen gehen können, nicht zu kompliziert, kein Chichi, zu einem fairen Preis und dabei auch noch nett sitzen – empfehle ich eigentlich immer Christoph Pauls Restaurant im Hoppers Hotel Et Cetera. Christoph Paul ist ein erfahrener Koch, der schon lange bevor es Trend wurde auf regionale Produkte setzte. Ein Koch zudem, der sein Handwerk richtig gut versteht, bei dem sich ein Gast sicher fühlen kann: Was auf den Tisch kommt, das schmeckt immer. Verkopft kocht Paul nie, kreativ dagegen schon, aber immer so, dass es sich direkt erschließt. Lecker also. Mit guten Zutaten. Viele davon heimisch, eine eigene Lämmerzucht hat er im Stommelerbusch.

Stets steht ein wöchentlich wechselndes Drei- bis Viergang Menü auf der Karte (für 43 oder 49 Euro), im Hauptgang mit Fisch oder Fleisch zur Wahl. Das bietet dann zum Beispiel Scheiben vom Schweinehämmchen mit gegrillter Jakobsmuschel und kleinem Wildkräutersalat; Schaumsuppe von rosa Linsen mit Bündnerfleisch; Angelschellfisch mit gebräunter Semmelbröselkruste auf Rote-Beete-Püree in heller Kalbsjus mit Kapern und Spinat oder Medaillon vom Eifeler Hirschrücken mit Gewürzkruste auf Maronencreme mit Rosenkohl in Burgundersauce mit Orangen und Zitronenzesten parfümiert. Zum Dessert „After Eight“ oder Dreierlei Bauernkäse mit Feigensenf, schwarzen Walnüssen und Traubenchutney.

Dazu eine schöne Flasche Wein von der fair kalkulierten Karte dazu. Dann kann man sich in der ehemaligen Kapelle (im Sommer auch im kleinen Biergarten) schon ein wenig selig fühlen.

Brüsseler Straße 26, 50764 Köln Telefon 0221/92440500 Di-Sa 17.30-24 Uhr (Küche 18-22 Uhr)

www.christoph-paul.jimdo.com

Karl Hermanns

Der Burger bei „Karl Hermann's“ überzeugt durch ausgezeichnete Produktqualität.

Der Burger bei „Karl Hermann's“ überzeugt durch ausgezeichnete Produktqualität.

Mit einer neuen Burger-Bude kann man heutzutage keinen mehr hinter dem Ofen vorlocken, und in Köln scheint der Spitzenplatz seit Jahren auch fest vergeben zu sein. Dachte man. Aber schön, wenn man sich irrt. „Best Burger In Town“: Karl Hermanns!

Hier die Gründe: Das Fleisch stammt vom „Boeuf de Hohenlohe“, einer historischen Rinderrasse, die seit einigen Jahren wieder erfolgreich in Nordwürttemberg gezüchtet wird. Die Weiderinder grasen im Sommer und werden im Winter mit Wiesenheu gefüttert. Antibiotika, Wachstumsförderer und andere Zusatzstoffe sind verboten. Das Fleisch wird täglich frisch gewolft, Ergebnis ist ein herrlich purer Rindfleischgeschmack. Ein weiterer Grund: Das Brötchen, welches Bun genannt wird. Hergestellt wird es von einer Bäckerei im Kölner Umland, es ist ein Brioche-Bun, doch nicht wie oftmals zu süß, und es kommt warm auf den Tisch. Der Wolfsbarsch ist Wildfang, das Hühnchen bio, der Bacon stammt vom schwäbisch-hällischen Landschwein, der Käse ist irischer Bauern-Cheddar oder auch Hartington Stilton aus Derbyshire. Meine Empfehlung: der No.3. Mehr braucht ein Burger nicht, wenn die Zutaten so gut sind wie hier. Auch vegetarisch und vegan gibt es eine gute Auswahl (Burger 9-23 Euro).

Das „Karl Hermanns“ ist aber weit mehr als ein Burger-Laden, es fühlt sich an wie eine Cocktailbar (Cocktails gibt es übrigens auch), man sitzt nett, und wer keine Lust auf Burger hat, bleibt hier nicht hungrig, denn Dry Aged Steaks oder Salate überzeugen ebenfalls. Dazu gibt es stets viele Tages-Specials. Tisch reservieren ist sinnvoll!

Venloer Straße 538, 50825 Köln-Ehrenfeld Telefon 0221/59557960 Mo-Mi 8 - 24 Uhr, Do-Fr 8-2 Uhr, Sa 8.30-2 Uhr, So 8.30-24 Uhr

www.karlhermanns.de

Joiet Viet

Spannendes, leckeres Essen ohne, dass man groß über das Geld nachdenken muss? Auch in Köln nicht einfach zu finden. Das „Joie Viet“ bietet sogar mehr, nämlich eine gefühlvoll französisch modernisierte vietnamesische Küche und eine Weinkarte mit Flaschen von deutschen Kultwinzern wie Künstler, Dr. Bürklin-Wolf, Robert Weil oder Rudolf Fürst zu kleinen Preisen. Mich haben die Ochsenbäckchen begeistert. Sie stehen vielerorts auf der Karte, aber nirgends so wie hier. Die feine vietnamesische Würzung in der Rotweinsauce lässt das Gericht charmant neu wirken und weniger schwer.

Ebenfalls sehr zu empfehlen: Der herrlich knusprige Spanferkelrücken mit Wassermimose und Karotten oder der ebenfalls kross gebratene Wolfsbarsch mit einer Orangen-Ingwer-Sauce, die nicht zu süß, sondern erfrischend süß-sauer mit starker Fruchtnote daherkommt. Von exotischeren Zutaten wie Pomelo, Okraschoten, Bananenblüten und Fischhautchips sollte sich niemand abschrecken lassen. Die Küche lässt einen nicht fremdeln, überfordert auch nicht mit zu extremer Würzung, sondern überzeugt mit ihrer leichten, frischen Art auf Anhieb. Normalerweise sind bei asiatischen Restaurants die Desserts nicht zu empfehlen, aber auch hierbei stellt das Joie Viet eine Ausnahme dar. Ob Crème Brûlée mit Zitronengras oder Nachtischen mit so verlockenden Namen wie „Süßer Blumentopf“ und „A Vietnamese Flirt“.

Die Abendkarte wird nun auch mittags angeboten (neben einem Lunch, Hauptgerichte um 15 Euro). Reservieren Sie einen Tisch am Fenster, da sitzt man am schönsten. Das Aufregende hier ist das Essen, nicht das Interieur.

Lindenstraße 38, 50674 Köln Telefon 0221/30190440 Mo-Fr 12-14.30 Uhr, Mo-Do 18-22 Uhr, Fr 18-22.30 Uhr, Sa 17-22.30 Uhr, S0 17-22 Uhr

www.joie-viet.de

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