Von Sekt bis SpätburgunderDiese Weine können Sie beim Weinfest genießen

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Köln – Eine Weinauswahl für unsere Leser – das ist eine großartige Idee. In einer großen Verkostung haben wir nun besondere Weine ausgesucht. Live präsentiert werden Ihnen die Gewinner auf unserem Weinfest Ende Juni.

Für diese erste „Selektion Kölner Stadt-Anzeiger“ wollten wir Ihnen Produkte aus heimischen Gefilden präsentieren – und zwar von jungen, aufstrebenden Talenten, von Winzern die noch nicht so bekannt sind, aber bemerkenswerte Weine machen. Die Zusammenarbeit mit der Organisation „Generation Riesling“ lag da nahe. Dieser Zusammenschluss von Jungwinzern ist vor mehr als zehn Jahren vom Deutschen Wein Institut (DWI) ins Leben gerufen worden. Das DWI ist das zentrale Kommunikations- und Marketingorgan der deutschen Weinwirtschaft, das sich mit den Beiträgen aller heimischen Winzer, Genossenschaften und Kellereien sowie das internationale Image des Deutschen Weins kümmert.

Mit „Generation Riesling“ wollte man der dynamischen Entwicklung in der deutschen Weinszene Rechnung tragen. Die mehr als 530 Mitglieder sind höchstens 35 Jahre alt, bestens ausgebildet und tragen Verantwortung in den vielfältigen Bereichen der Weinwelt – vom Winzer bis zum Marketingleiter. „Ich bin dabei, weil ich mich für den Deutschen Wein einsetzen möchte“, erklärt Mirjam Schneider ihre Beweggründe für die Mitgliedschaft. „Es sind schon viele gute Kontakte entstanden. Gemeinsam aufzutreten verleiht uns allen mehr Gewicht und beschert uns insgesamt mehr Aufmerksamkeit“, sagt Dorothee Arnold vom Weingut Kimich über die vielen gemeinsamen Aktionen. 

uch wir wollten uns einen Eindruck über die Erzeugnisse der jungen Winzergeneration verschaffen und haben uns im Restaurant „Wein am Rhein“ in Köln zur Verkostung eingefunden. Das DWI hatte bereits in einer Blindverkostung aus den Einsendungen aller Mitglieder eine Vorauswahl getroffen. Die jeweils zehn besten Weine aus den Kategorien Sekt, Riesling, Aromarebsorte, Rosé sowie weiße und rote Burgundersorten kamen zu uns zum Test. Sie waren nummeriert und verhüllt, so dass auch wir sie in einer Blindprobe verkosten und bewerten konnten.

Perfektes Preis-Genussverhältnis

Vor allem Qualität und Geschmack standen bei der Auswahl im Vordergrund, aber auch das Preis-Genussverhältnis war für uns ein Faktor in der Bewertung. Unser bewährtes Verkosterteam vom Magazin wurde für diesen Test um zwei Profis erweitert. Sommelière Sarah Zörb vom International Wine Institut Bad Neuenahr hat sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und stand uns mit viel Wissen und Erfahrung zur Seite. Ebenso Sommelière Melanie Panitzke vom „Wein am Rhein“, die uns darüber hinaus ihre Räumlichkeiten und Equipment zur Verfügung gestellt hat. Maria Dohmen, Julia Floß und ich machten die fachkundige Runde komplett.

„Durchgängig sehr gute Qualitäten“, resümierte Sarah Zörb nach der Probe. „Auch ich habe Weine von Winzern entdeckt, die ich bisher noch nicht kannte“, sagte Melanie Panitzke. Es dauerte einige Zeit, bis wir aus den 60 Weinen unsere Auswahl gekürt hatten; doch die Ergebnisse waren schließlich eindeutig. Wir freuen uns, Ihnen diese heute präsentieren zu können.  

Die Weine in der Übersicht

Saftig und seidig

In der Rotweinhochburg Ingelheim am Rhein liegt das Weingut Dautermann. „Vermutlich schon seit den Zeiten Karls des Großen werden hier hauptsächlich rote Burgunder angebaut“, sagt Kristian Dautermann, Chef das 16 Hektar großen Familienbetriebs in Rheinhessen. Für ihn war immer schon klar, dass er die Familientradition nun in fünfter Generation weiterführen würde. Also hat er seine Ausbildung wohlweißlich in einer anderen deutschen Rotwein-Hochburg absolviert – im württembergischen Weinsberg. Nach Lehr- und Wanderjahren ist er nun seit fünf Jahren für den Betrieb verantwortlich, den er geschickt durch Zukauf bester Weinbergslagen erweitert hat. Vor allem auf den Erwerb bester, mit alten Burgunder-Reben bestockten Parzellen in der Spitzenlage Ingelheimer Kirchenstück ist er stolz. Davon ist glücklicherweise auch ein Teil in dem Spätburgunder gelandet, den wir für die Selektion ausgesucht haben. Melanie Panitzke meinte dazu: „Tolle Fruchtaromen von Kirschen und Johannisbeeren, extrem elegant gemacht, sehr feine Säure und vor allem das Holz ist perfekt eingebunden.“ Das ist ein Spätburgunder, der uns alle mit seiner seidigen Textur und saftigen Art überzeugt hat.

2014 Ingelheimer Spätburgunder / Weingut Dautermann / Rheinhessen / 8,90 Euro

www.dautermannwein.de

Aus perfekter Lage

Die Liebe für Sauvignon Blanc hat Mirjam Schneider in Neuseeland entdeckt. Hier absolvierte sie ein Praktikum, bevor sie den Familienbetrieb im Mainzer Vorort Hechtsheim übernahm, zu dem neben Weinbergen auch eine Landwirtschaft gehört. „Eigentlich wollte ich nicht so jemand sein, der aus dem Ausland kommt und dann unbedacht neue Rebsorten pflanzt“, schildert sie die damalige Situation.

„Doch genau hier in Hechtsheim haben wir eine besonders windoffene Lage, die mit ihrem Kalksteinboden wie geschaffen ist für Sauvignon Blanc.“ Weil dort immer ein frisches Lüftchen weht und der Wein auch sonst sehr pfiffig daherkommt, nannte sie ihr Werk kurzum Wirbelwind. „Ein klasse Sauvignon, vor allem keiner dieser grasig-dünnen“, sagte Maria Dohmen bei der Verkostung. Mirjam Schneider bezeichnet das als den „rheinhessischen Touch“, weil der Wein eben nicht so parfümiert daherkommt wie manche neuseeländische Vertreter. Im Glas zeigen sich Aromen von Melone, Passionsfrucht und Wiesenkräuter. Die angenehm frische Säure wird von einem mittelkräftigen Körper getragen. Der Wein ist trocken, animierend, frisch und lässt sich vor allem im Sommer auf der Terrasse ganz wunderbar genießen.

2016 Wirbelwind Sauvignon Blanc / Weingut Mirjam Schneider / Rheinhessen / 7,40 Euro

www.schneider-weingut.de

Früchte, Blüten, Mandeln

Die Brüder Christian und Matthias Runkel sind in der Weinwelt keine Unbekannten mehr. „Zu Großvaters Zeiten haben wir hier nur Fassweine erzeugt, mein Vater hat dann die ersten Weine in Flaschen abgefüllt, und wir haben dem Betrieb ein eigenständiges Profil gegeben“, erzählt Matthias Runkel den Werdegang des Familienbetriebs Bischel. Dafür haben sich die Brüder von vielen Rebsorten im Portfolio getrennt, die sich im Laufe der Zeit und bei wechselnden Geschmacksmoden angehäuft hatten. „Auf unseren kalkhaltigen Appenheimer und Gau-Algesheimer Lagen sind Burgundersorten unschlagbar“, sagt Matthias dazu. Aus diesen Lagen kommt auch der ausgesuchte Wein. „Endlich mal keiner dieser langweiligen Weißburgunder“, war mein eigener Verkostungskommentar.

Hier zeigen sich vielschichtige Aromen von gelben Früchten, weißen Blüten und Mandeln. Am Gaumen besticht der Wein durch eine cremige Textur, moderate Säure sowie Alkoholgehalt und einem langen, mineralischen Nachklang. Die Brüder Runkel haben sich übrigens auch dafür einen Namen erworben, vergessene Lagen wieder bekannt zu machen. Vor allem der Riesling aus dem einst berühmten Scharlachberg bei Bingen ist ein Kunststück, das Sie auch auf unserem Weinfest in Köln werden verkosten können.

2016 Weißer Burgunder trocken / Weingut Bischel / Rheinhessen / 7,90 Euro www.weingut-bischel.de

Lässiger Rosé

Der Jungwinzer Thommy Hörner kommt vom etablierten Weingut Hainbachhof in der Pfalz. Unter seinem Familiennamen macht er Weine ganz nach seinem Gusto und teilt sie eigenwillig in drei Kategorien ein, die er mit Hörnern auf dem Etikett kennzeichnet. Das schlicht geformte Stierhorn steht für die Basislinie, zu der auch unser ausgewählter Rosé gehört. „Die Idee war, einen Wein zu kreieren, der einen einfachen Zugang ermöglicht, nicht kompliziert ist. Der lässig daher kommt, nicht ewig beschrieben werden muss und von dem man sich auch ein zweites Glas gerne einschenkt“, erklärt Thommy Hörner wortreich ein simples Konzept, und schließt selbst die breite Erläuterung knapp ab: „Einfach ein geiler Wein!“

Daher auch der provokante Name „Horny“. Wir haben in der Kategorie Rosé genau nach so einem Wein gesucht. Die pink gekelterte Cuvée aus Merlot, Spätburgunder und Cabernet Dorsa hat für uns genau das richtige Maß an Aromen von intensiven roten Beeren, Kirschen und Stachelbeeren. Der Wein kommt angenehm trocken daher und mit nur 11,5 Prozent Alkohol aus. „Guter Trinkfluss“, meinte Melanie Panitzke anerkennend und Julia Floß sah sich schon mit Freunden auf ihrem Balkon sitzen und den Sommer feiern. Das dürfte auch Thommy Hörner gefallen.

2016 Horny Rosé / Weingut Hörner / Pfalz / 7 Euro

www.hoerner-wein.de

Sekt mit Eleganz

Das Weingut Braunewell liegt in Essenheim, einer der höchst gelegenen Gemeinden in Rheinhessen. Hier weht immer ein angenehm frischer Wind durch die Weinberge, weshalb die Reben besonders gesund bleiben und ihre Säure behalten. Ideale Voraussetzungen, um die richtigen Basisweine für die Sekterzeugung zu keltern. „Sekt ist in unserer Familie durch eine Freundschaft in die Champagne schon seit über 20 Jahren eine Leidenschaft“, sagt Stefan Braunewell. Das ist auch der Grund, warum er sogar im eigenen Betrieb versektet und nicht, wie viele Kollegen, die Grundweine von einem Dienstleister zu Schaumwein verarbeiten lässt.

Zusammen mit seinem Bruder Christian hat er nach einem Weinbau-Studium und zahlreichen Praktika im In- und Ausland den Betrieb übernommen. Sommelière Sarah Zörb war von dem Sekt begeistert: „Was für ein toller Schmelz! Mit diesen Aromen von Pfirsich, Blüten und etwas exotischen Noten ist er ein typischer Riesling. Die Perlage ist unglaublich fein und damit für mich der ideale erfrischende Aperitif.“ Auch die anderen Verkoster waren der Meinung und wählten den prickelnden Riesling kurzum zum Sieger in der Kategorie Sekt.

2014 Riesling Sekt brut / Weingut Braunewell / Rheinhessen / 12 Euro

bei: Weinkontor Lindenthal / Geibelstraße 33 / 50931 Köln

Schmelziger Pfälzer

Das Weingut Kimich mit seinem historischen Anwesen ist einer der traditionsreichsten Betriebe in der Pfalz. Zum Weingut gehören mit die besten Lagen rund um die berühmte Weinbaugemeinde Deidesheim, die fast ausschließlich mit Riesling bepflanzt sind. „Wir sind eindeutig ein Riesling-Weingut“, bestätigt Dorothee Arnold, die zusammen mit ihrem Bruder Matthias die Geschicke des Betriebes leitet. Auch ein Traditionsbetrieb braucht stetig frischen Wind, wofür die beiden sorgen.

Nach der Übernahme wurde erst einmal in eine neue Keller-Ausstattung investiert. Während Matthias sich um die Weinbereitung kümmert, leitet Dorothee Vertrieb und Vermarktung. „Wir wollen hochwertige, aber nicht zu komplizierte Weine ausbauen“, sagt Dorothee Kimich zur Weingutsphilosophie. Das ist mit diesem Wein gelungen. „Für mich ein typischer Riesling, der einen mit seinen Vorzügen fast anbrüllt“, urteilte Julia Floß. „Spritzig, harmonisch, fruchtig – den hätte ich gerne zu dem Saibling in Buttermilch-Kräutersauce getrunken, den ich erst kürzlich in einem Restaurant genossen habe.“ Auch die anderen Verkoster waren begeistert von diesem schmelzigen Pfälzer Wein.

2016 Deidesheimer Leinhöhler / Riesling Kabinett trocken / Weingut Kimich / Pfalz / 8,50 Euro 

www.weingut-kimich.de

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