Winter in KölnSo machen Sie ihr Fahrrad winterfest

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RAdfahren Winter dpa

Bei Schneematsch und Eis ist Vorsicht geboten!

Köln – Radeln im Winter fordert das Material. Denn neben Kälte können Feuchtigkeit, Glätte und Streusalz Probleme bereiten. „Das Fahrrad braucht im Winter schon ein wenig mehr Pflege“, sagt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad. Die meisten Dinge lassen sich dabei relativ einfach selbst erledigen. „Es gibt den sogenannten Dreiklang in der Radpflege: Kette, Bremsen, Reifen.“ Worauf es im Winter ankommt verraten uns Thomas Geisler und David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad:

Kette

Ob eine Kette gut funktioniert, können Radfahrer heraushören. „Wenn sie quietscht, ist es oft schon zu spät“, sagt Koßmann. Dann fehlt Fett oder Öl. „Die Kette muss gut geschmiert sein.“ Ist sie trocken und bereits ein wenig angerostet, kann sogenanntes Kriechöl helfen, die Oberflächenkorrosion zu lösen.

Tipp: Wer wegen der besseren Schmierfähigkeit eher festere Schmiermittel mit Teflon wählt, sollte bedenken, dass sich daran oft Dreck festsetzt. „Da müssen Sie unter Umständen ab und zu putzen.“ Denn Schmutz zieht Feuchtigkeit an und fördert damit die Rostbildung.

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Alternative Riemanantrieb: Sie gelten als wartungsfreie Alternative zur Fahrradkette. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Ketten aus Metall setzt Dreck dem Kunststoffriemen nicht zu“, sagt Fahrrad-Experte Geisler. Außerdem halten sie laut Herstellern rund doppelt so lange. Weiterer Vorteil: Die Hosenbeine bleiben sauber, denn der Riemen kommt ohne Schmiermittel aus.

Bremsen

Damit die Bremsbeläge Grip haben, ist es ratsam, stark verschmutzte Felgenränder ab und an zu säubern. „Scheibenbremsen haben im Winter einen Vorteil“, erklärt Koßmann. „Sie sind an der Nabe angebracht und bekommen daher keinen Schmutz vom Reifen ab.“ Doch auch die weit verbreiteten V-Brakes, die an der Felge greifen, reichen in der Regel aus. Wichtig ist, dass die Bremsbeläge noch dick genug sind. „Wer beim Bremsen ein Geräusch hört, sollte sich neue Beläge besorgen“, rät Koßmann. „Denn die sind dann meist runter.“ Vielfahrer können spezielle Bremsbeläge für den Winter montieren.

Tipp: Ein Tipp für alle, die ihr Rad im Keller oder der Garage parken: „Bei allzu großen Temperaturschwankungen zwischen drinnen und draußen kann sich in der Hülle der Bowdenzüge Kondenswasser bilden“, erklärt Koßmann. Steht das Rad dann länger bei Minusgraden draußen, gefriert das Kondenswasser. „Die Bremse funktioniert dann nicht mehr.“ Um dem vorzubeugen, sollte das Rad trocken, aber kühl geparkt werden.

Reifen

Auf nasser oder vereister Fahrbahn kommen Radler schnell ins Rutschen. Um Unfälle zu vermeiden, empfiehlt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) nicht nur eine angemessene Fahrweise. Eine Möglichkeit ist auch, das Rad mit Winterreifen auszustatten. Sie haben mehr Grip. Für vereiste Strecken gibt es mit Spikes besetzte Reifen. Diese sind im Straßenverkehr erlaubt, sagt ADFC-Rechtsexperte Roland Huhn. „Denn von einer Beschädigung der Straßendecke durch einen Radfahrer mit Spikereifen ist nicht auszugehen.“

Tipp: Manchmal hilft ein einfacher Trick: „Lassen Sie ein wenig Luft ab“, rät Experte Koßmann. „Dann wird die Lauffläche und damit die Traktion größer.“

Alternative Winterreifen: Dank ihres robusten Profils mit vielen Rillen sorgen Allwetterreifen auch bei leichtem Schnee oder nassen Straßen für guten Halt. Die Gummimischung ist im Vergleich zu anderen Modellen etwas weicher, was laut Hersteller die Bodenhaftung bei niedrigeren Temperaturen erhöhen soll. Bei vereisten Pisten bleibt allerdings der Griff zum Spike-Reifen sinnvoll.

Licht

Gerade im Herbst und Winter ist eine funktionierende Beleuchtung ein Muss. Was Sie tun können, wenn das Licht nicht funktioniert – Tipps von Heiko Truppel vom Pressedienst Fahrrad: Kontrollieren Sie, ob ein Kabel gerissen, beschädigt oder geknickt ist. Es kann auch sein, dass sich die Isolierung abgenutzt hat und der Kabelstrang blank liegt. Dann fließt der Strom unter Umständen in den Rahmen statt zur Leuchte. Solche Schäden lassen sich meist vermeiden, wenn die Kabel mit Kabelbindern fixiert sind. Besonders anfällig für Fehler sind einadrige Kabel, bei denen der Strom über den Rahmen zum Dynamo zurückgeleitet wird. Wesentlich zuverlässiger ist eine Doppelverkabelung beziehungsweise ein Koaxialkabel. Kosten: Für vorne und hinten etwa fünf Euro.

Tipp: Schauen Sie, ob sich die Anschlüsse an Scheinwerfer, Rücklicht und Dynamo eventuell gelöst haben. Es kann auch sein, dass die Kontakte korrodiert sind. Damit wieder Strom fließt: Anschlüsse mit Schmirgelpapier oder einer Feile vom Rost befreien. Kontakte mit Universalschmiermittel schützen. Dann kann erst gar kein Rost entstehen. Markenprodukte kosten etwa 10 Euro pro Fläschchen.

Praktische Helfer für die Fahrt bei schlechtem Wetter

Fahrradpfleger

Ein Pflegemittel sichert nach der Fahrradwäsche einen hohen Korrosionsschutz an Rahmen und Gabel und steigert somit die Schutzwirkung gerade im Winter.

Sattelüberzug

Durch einen wasserdichten Sattelschutz bleibt der Sitz trocken – und damit auch der Hosenboden.

Spritzschutz

Eine Schutzblechverlängerung hilft dabei, dass auch im Winter die Füße trocken bleiben. Man befestigt sie am Radschützer des Vorderrads. Oder auch am  Hinterrad  – um Kinder im Fahrradanhänger vor Schmutzwasser zu schützen.

Hosenschützer

Eine weitere einfache Schlechtwetterlösung: Die elastische zweiflügelige Abdeckung wird vom einen Ende der Hinterradachse im hinteren Rahmendreieck um das Schutzblech gespannt. So ergibt sich direkt hinter der Kurbel ein zusätzlicher Schutz vor Regenwasser. Denn genau dort gelangen bei kräftigen Regenfällen Dreck und Wasser ans Hosenbein oder gar in die Schuhe.

Licht, Dynamo und Pedelecs: Besonders im Winter lohnt sich das Umrüsten auf neuere Technik

Lichtanlagen

Gerade bei älteren Lichtanlagen liegt es häufig an der Lampe selbst, meist weil die Birne durchgebrannt ist. Systeme mit Halogenlampen haben einen weiteren Nachteil: Fällt eines der beiden Lichter aus, verabschiedet sich meist kurz darauf auch das andere. Die gesamte Energie fließt dann nur noch in eine der Lampen, die dann überlastet ist. Außerdem kann ein defektes Halogen-Rücklicht der Grund dafür sein, dass das Standlicht bei einem LED-Scheinwerfer nicht mehr funktioniert.

Halogenlampen, die kurz davor sind durchzubrennen, brauchen sehr viel Energie, um nach wie vor die gewohnte Helligkeit zu erreichen – Strom, der dem System dann für das Standlicht fehlt. Statt zu reparieren sollte man besser in moderne LED-Technik investieren, rät der Pressedienst Fahrrad: Die LED-Lampen leben in der Regel so lange wie das Rad. Außerdem leuchten sie in der Regel wesentlich heller als Halogenlampen. Vergleichsweise gutes Vorder- und Rücklicht kriegt man jeweils schon ab etwa 20 Euro.

Dynamo

Funktioniert das Licht vor allem dann nicht, wenn es draußen nass ist, kann das am Seitenläuferdynamo liegen. Ihm fehlt dann der nötige Halt, so dass sich das Rädchen zur Stromerzeugung nicht mehr ausreichend dreht. Um das zu vermeiden, gibt es spezielle Aufsätze. Es kann sinnvoll sein, die alte Technik auszutauschen: Nabendynamos sind wesentlich zuverlässiger, effizienter und dabei fast geräuschlos. Das Umrüsten erfordert allerdings Fachwissen und sollte vom Profi erledigt werden. Kosten: etwa 100 Euro.

Pedelecs

Wer ein Pedelec hat, sollte sich im Winter um seinen Akku kümmern. Denn in Pedelecs werden in der Regel Lithium-Ionen-Batterien verbaut, erklärt die Stiftung Warentest. Und die sind frostempfindlich. Touren bei strengem Frost machen den Stromspeichern aber in der Regel nichts aus. Der Fahrstrom sorgt unterwegs für warme Akkuzellen. Sie sollten allerdings darauf achten, dass die Batterien bei einer Fahrpause nicht auskühlen. Eine Möglichkeit, das zu verhindern, sind Schutzhüllen aus Neopren. (dpa/feo/rei)

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