Restaurantkritik Royal PunjabNur so'n bisschen scharf

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Zwischen Kitsch und Folklore.

Zwischen Kitsch und Folklore.

Köln – Einst machte ich den Fehler und sagte zu einem lieben Freund und Sensorikgroßmeister: „Ich mag indische Küche.“ Darauf folgte eine Schimpftirade auf die deutsche Borniertheit und ein zweistündiger Monolog über die Größe Indiens, dessen kulinarische Vielfalt und meinen jugendlichen Leichtsinn.

Die Kränkung wich der Einsicht: „Verdammt, der Klugscheißer hat recht.“ Von indischer Küche zu sprechen ist in etwa so nichtssagend wie die europäische Küche zu vereinheitlichen. Bestellen Sie doch mal bei einem französischen Küchenchef den europäischen Klassiker Penne all’Arrabbiata. Sie können froh sein, wenn dieser Ihnen lediglich ein Stück alten Brioche hinterherwirft.

Lamm Tinde mit grünem Babykürbis und Curry // 12,90 Euro

Lamm Bindi mit Okraschoten und Curry //12,90 Euro

Lamm Korma in Cashewnuss-Sauce, Kokos, Mandeln, Rosinen // 12,90 Euro

Kadoo // Grüner Kürbis und gelbe Spalterbsen nach nordindischer Art // 9,50 Euro

Lassi Ruhafza mit Rosenwasser // 3,20 Euro

Das Royal Punjab erklärt von vorneherein, wo der Hase lang läuft – durch den Norden. Punjab ist sowohl eine Provinz Pakistans als auch der angrenzende indische Bundesstaat. Das bedeutet kulinarisch: verhältnismäßig viel Fleisch (Lamm), Milchprodukte (Joghurt und Ghee), Nüsse, orientalische Gewürze und Gerichte aus dem Tandoor, einem mit Holzkohle beheizten Ofen. Verhältnismäßig viel, da Vegetarismus für die indische Küche (in diesem Kontext richtig) typisch ist.

Die Karte des Royal Punjab bietet sage und schreibe 35 vegetarische Hauptgänge. Alle Gerichte werden wahlweise mit frischem Naan (Fladenbrot) oder gewürztem Basmatireis serviert. Der Service fragt immer nach dem gewünschten Schärfegrad und das gute, alte „Nur so’n bisschen scharf“ landet anschließend auch genau so auf dem Teller. Das Lamm ist mild und zart.

Dafür gehen die Saucen in die Vollen: Von Ingwer über Bockshornklee, von Tamarinde bis Kardamom, hier wird den Geschmacksnerven ein Feuerwerk geboten. Der Lassi Ruhafza mit Rosenwasser verwirrt in quietschendem Pink, schmeckt allerdings deutlich weniger künstlich als er aussieht: Etwas zu süßer Trinkjoghurt mit floraler Note.

Ich war anfangs verwundert, warum weder Papadam noch Chutney gereicht werden. Nach dem Essen war ich sehr froh, dass das Royal Punjab auf diese Spielereien verzichtet. Die Gerichte sind sehr reichhaltig und der Körper muss diese Gewürz-Schmor-Power erstmal verkraften. Dieses vorzügliche Essen wärmt die Seele.

Das hat sich in zehn Jahren längst herumgesprochen. Daher am Wochenende unbedingt reservieren. Einziges Aber: die Tische sind sehr eng gestellt. Das ist zwar wirtschaftlich, allerdings leidet dadurch bei vollem Haus die Qualität des Service und die Privatsphäre des Gastes. Ich wollte wirklich nichts über die zerrüttete Ehe des befreundeten Paares der Herrschaften am Nachbartisch wissen, wünsche aber alles Gute an dieser Stelle.

Fazit: Essen für die Seele – Wenn der Laden richtig voll ist, leidet die Privatsphäre.

Royal Punjab, Venloer Str. 4, Köln, ☎ 0221/9908531, Öffnungszeiten: Mo-Fr: 11.30-23.30 Uhr, Sa+So: 12.30-23.30 Uhr

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