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Sagen und StadtführungenWo Sie Kölner Märchen und Legenden aufspüren können

Lesezeit 16 Minuten

Kaum ein Ort ist ohne Geschichte. Halten wir in Köln die Augen und Ohren offen, begegnen wir aufmüpfigen Teufelchen, beleidigten Zwergen, toten Jungfrauen und vielen anderen Gestalten. In den dunklen Monaten des Jahres ist es besonders spannend, sich auf die Spuren ihrer Geschichte zu begeben.

Aus einem riesigen Fundus ausgewählt stellen wir Ihnen einige Sagen und Legenden- Orte vor:

Sieben Kölner Märchen und wo Sie sie finden:

Die Kölner Heinzelmännchen

Vor langer, langer Zeit, als die Menschen noch an Wunder und Geister glaubten, lebten in Köln hilfreiche Zwerge, die man Heinzelmännchen nannte. Nur wenige haben sie jemals gesehen, denn, wie es heißt, waren die großen roten Kappen, die sie trugen, Tarnkappen.

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Kaum war es finstere Nacht, kamen sie aus ihren Verstecken unter den Häusern geströmt und sahen nach, wo Arbeit liegen geblieben war. Dem Bäcker halfen sie mit der Hochzeitstorte, dem Metzger schlachteten sie das Schwein, dem Schreiner sägten sie die Bretter, sie füllten den Wein in Fässer, stopften für die geplagten Hausfrauen die Strümpfe und wuschen für erschöpfte Mütter die Windeln.

Die neugierige Frau des Schneiders

Kein Wunder also, dass sie sich großer Beliebtheit erfreuten und ihnen viele Leute gerne eine Tasse Milch oder einen Teller mit Essen hinstellten. So hielt es auch die neugierige Frau des Schneiders. Doch hätte sie nur allzu gerne einmal ein Heinzelmännchen gesehen. Abends, wenn sie den freundlichen Hausgeistern etwas hinstellte, sagte sie oft zu ihrem Mann: „Ach, wenn ich doch nur ein einziges Mal eines der Männchen sehen könnte! Was würde ich nicht darum geben …“

Doch ihr Mann brummte nur in seinen Bart, dass Frauen aber auch immer so neugierig wären, und sie solle die kleinen Helfer nur ja in Ruhe lassen.

Eines Tages bekam der Schneider einen großen Auftrag. Der Bürgermeister brauchte ganz dringend einen neuen Festtagsanzug, denn den alten hatten die Motten zerfressen. Hocherfreut nahm der Mann den Auftrag an und versprach, bis zum nächsten Tag alles fertig zu haben.

Kaum war der Bürgermeister gegangen, begann die Frau zu schimpfen: „Bist du völlig von Sinnen? Wie willst du das denn bis morgen schaffen? Das ist doch Arbeit für mindestens einen Monat!“ Der Schneider aber schmunzelte und rieb sich die Hände: „Ach, mach dir da mal keine Sorgen. Wozu haben wir denn unsere Heinzelmännchen? Die sollen ruhig einmal ordentlich zupacken für all die gute Milch, die sie über die Jahre von uns bekommen haben!“

Die Zwerge und ihre Arbeit

Die Frau murrte zwar noch etwas, gab sich aber endlich zufrieden. Vielleicht hatte ihr Mann ja Recht. Schließlich taten die Zwerge ihre Arbeit freiwillig. Als ihr Mann schlafen ging, ließ sie sich nichts anmerken. Nach einer Weile sagte sie: „Du, ich glaube, ich habe in deiner Werkstatt die Kerze brennen lassen. Ich geh schnell noch mal nachsehen.“ Der Mann knurrte nur kurz in sein Kissen und drehte sich auf die andere Seite.

Rasch stand sie auf, zog sich den Morgenrock über und nahm die Laterne vom Haken. Vor der Schlafzimmertür zündete sie die Lampe an, verdeckte sie aber so weit, dass nur ein dünner Lichtstrahl auf den Boden fiel. Dann griff sie in die Tasche und nahm das Beutelchen Erbsen heraus, das sie vorher dort versteckt hatte.

Lautlos huschte sie zu der steilen Treppe, die nicht nur zum Schlafzimmer, sondern auch zur Werkstatt ihres Mannes führte, und streute den Inhalt dort aus. Anschließend versteckte sie sich in einer dunklen Nische. Tatsächlich ging ihr Plan auf.

Gegen Mitternacht hörte sie leises Trippeln von vielen Füßen, das die Kellerstufen heraufkam, durch das untere Stockwerk hastete und die Treppe erreichte. Doch kaum waren die ersten Männlein ein paar Stufen hinaufgelaufen, rutschten sie auf den runden Erbsen aus. Sie fielen unter lautem Gepolter und Wehegeschrei hinunter, wobei sie andere mitrissen und ihre Mützen verloren.

Zappeln und Zetern

Rasch kam die Schneidersfrau aus ihrem Versteck und ließ das Licht ihrer Laterne über die kleinen Unglücksraben gleiten. Welch ein Bild bot sich ihr da: über- und untereinander lagen sie, fast schienen sie ineinander verknotet, hier und dort ragte ein Ärmchen in die Luft, oder ein Fuß, von dem der Schuh gefallen war. Ein Zappeln und Zetern war das, dass die Frau unwillkürlich laut auflachen musste.

Hastig schlug sie die Hand vor den Mund, doch es war bereits zu spät. Aus dem wirren Knäuel der Leiber löste sich ein Zwerg, der einen besonders langen, silbergrauen Bart hatte. Drohend erhob er den Zeigefinger und rief mit einer tiefen Stimme, die man dem kleinen Körper gar nicht zutraute: „Das werdet Ihr bitter bereuen, Frau! Eure elende Neugier kommt Euch teuer zu stehen!“

Die Schneidersfrau erbleichte. Zögernd trat sie einen Schritt vor und streckte bittend die Hand aus: „Aber … ich wollte doch nur …es war doch nicht böse gemeint!“ Grimmig sahen die Kleinen sie an, während sie sich aufrappelten. Dann setzten sie, eines nach dem anderen, ihre Kappen wieder auf und verschwanden. Bedrückt schlich sie zurück ins Schlafzimmer, wo ihr Mann tief und fest schlief.

Die ganze Nacht warf sie sich hin und her und überlegte, wie die Heinzelmännchen sie wohl bestrafen wollten. Endlich graute der Morgen, und sie stand auf und ging in die Küche.

Der Festanzug des Bürgermeisters...

Bald darauf hörte sie ihren Mann in der Werkstatt toben: der Festtagsanzug des Bürgermeisters lag noch immer zugeschnitten auf dem Tisch, gerade wie am Abend zuvor. Doch nicht nur in diesem Haus war das Geschrei groß. Die Straßen hinauf und hinunter riefen es sich die Leute zu: keinen einzigen Handschlag hatten die Heinzelmännchen in jener Nacht getan.

Und so war es auch in der nächsten. Und der übernächsten. Und so ist es noch heute und wird auch nie mehr anders werden. Die schöne Zeit ist für immer vorbei, die Heinzelmännchen sind auf Nimmer-Wiedersehen verschwunden, und jeder Kölner muss, wie andere Leute auch, seine Arbeit schön selber machen. Und so mancher stöhnt dabei: „Ach, dass es noch wie damals wär’!“

(Quelle: Aus dem Buch  Kölner Sagen und Geschichten, 4. Auflage von Yvonne Plum, Verlag: J.P. Bachem Verlag Köln)

Wie der Dom zum Wasserspeier kam

Nachdem es Luzifer auf heimtückische Weise geschafft hatte, die Seele des ersten Dombaumeisters zu gewinnen, gab es in der Hölle ein großes Fest. Immer wieder musste der Oberteufel erzählen, wie ihm dieses Kunststück gelungen war, und immer wieder zogen die großen Teufel die kleinen an den Ohren und schärften ihnen ein, sich das ein leuchtendes Beispiel sein zu lassen und später auch einmal solche Heldentaten zu vollbringen.

Die nächsten Wochen erfreuten sich Spiele wie „Teufel und Sünder“, „Himmel, Hölle, Fegefeuer“, „Mensch, ärgere dich!“ und ähnliches besonderer Beliebtheit. Doch nach einiger Zeit war der Reiz des Neuen weg und die kleinen Teufel begannen, sich zu langweilen. Bis zwei von ihnen eine Idee hatten.

„Sagt mal“, meinte Isataroth eines Tages, „wie sollen wir denn jemals etwas richtig Aufregendes erleben, wenn wir immer nur hier in der Hölle herumhängen?“ „Genau!“ sagte Asmorleon. „Wenn unsere Eltern wollen, dass wir ein paar anständige Untaten vollbringen, dann müssen sie auch akzeptieren, dass wir nach oben zu den Menschen gehen.“ Und Isataroth schlug sogar vor: „Einfach nur zu den Menschen? Nein, wenn wir etwas wirklich Teuflisches tun wollen, dann müssen wir es in dieser Kirche tun ... wie hieß sie doch gleich – ja! Kölner Dom.“

Hundert Jahre Höllenarrest

Die anderen Teufelchen nahmen das mit Begeisterung auf. In jeder freien Minute schlichen sie sich nun, manchmal in Gruppen, manchmal aber auch alleine, nach oben, zum Dom. Hätten ihre Eltern das gewusst, dann hätten sie wahrscheinlich alle mindestens hundert Jahre Höllenarrest bekommen, denn auf die Erde dürfen kleine Teufel eigentlich nur in Begleitung eines Erwachsenen. Und erwachsen ist man in der Hölle erst mit zweitausendeinhundert Jahren.

So aber wurde das Domgelände für sie zu einem riesigen Abenteuerspielplatz. Noch war der Bau ja längst nicht abgeschlossen. Nur der Chor stand schon und wurde auch benutzt. Alles andere war mit großen Bauzäunen abgetrennt, hinter denen man fleißige Handwerker bei der Arbeit beobachten konnte.#

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Ein gefundenes Fressen für die kleinen Teufelchen: Zahlreiche Stapel mit Baumaterialien brachten sie im Laufe der Zeit zum Einsturz, ließen einfache Holzbalken, wenn sie weggetragen werden sollten, plötzlich so schwer werden, als wären sie aus Blei, oder erschienen nichts Böses ahnenden Arbeitern in grausigster Verkleidung auf dem Gerüst, in der Hoffnung, einer von ihnen möge vor Schreck zu Tode stürzen. Doch wie das so ist: auch diese „Spiele“ wurden irgendwann uninteressant. Und wieder wussten Isataroth und Asmorleon Abhilfe. Als die anderen maulten, dass sie keine Lust mehr hätten, Kopf und Kragen für so etwas Langweiliges zu riskieren, sagten sie: „Hey, und wie wär das, wenn wir die Kirche selber zur Abwechslung mal ein bisschen unsicher machen?“ Zuerst waren die anderen wie versteinert. In die Kirche hinein gehen? Da gab es doch Weihwasser. Und Kreuze. Und Weihrauch. Und überhaupt allerhand, was für Teufel ausgesprochen ungesund ist.

Die Verlockung

Aber je länger sie darüber nachdachten, desto verlockender erschien ihnen die Sache. Und so dauerte es nicht mehr lange, bis die ersten es tatsächlich wagten, durch die Kirchentür zu treten. Schon bald verloren die Teufelchen alle Scheu und trieben ihr Unwesen nun im Dom selbst. Da blies plötzlich von irgendwoher ein Windstoß alle Opferkerzen aus, der gute Messwein fiel dem Ministranten aus der Hand, das Gewand des Priesters blieb in der Tür hängen und bekam einen langen Riss ...

Vor allem dem Küster, der so eine Art Hausmeister der Kirche ist, fiel das natürlich auf. Und ihm war auch klar, wer daran schuld sein musste. So etwas konnte ja nur Teufelswerk sein.

Nun ging der Spaß für die Kleinen erst richtig los. Den ganzen Tag neckten sie den armen Küster, streckten ihm aus dem finstersten Winkel des Domes plötzlich die Zunge heraus, zeigten ihm hinter den Pfeilern eine lange Nase und zerrten unsichtbar an seiner Kleidung.

Verzweifelt sprengte der arme Mann jede Ecke des Domes mit Weihwasser aus, sagte alle Gebete auf, die er kannte, und ließ soviel Weihrauch brennen, dass mancher Gottesdienstbesucher am Ende der Messe ein wenig grün um die Nase aussah. Doch nichts davon nützte etwas. Immer wieder fanden die Teufelchen in dem riesigen Kirchenraum Stellen, die für sie ungefährlich waren.

So kam der Tag, an dem sich der Mann einfach nicht mehr zu helfen wusste. Nachdem er wieder einmal stundenlang erfolglos hinter den kleinen Monstern hergejagt war, sank er mitten im Dom in die Knie, hob die tränenüberströmten Augen zum Himmel und begann zu beten: »Bitte, lieber Gott, ich kann nicht mehr … Bitte hilf mir, diese Plagegeister endlich loszuwerden!«

Gottes Zorn

Gott hörte diesen Stoßseufzer und wunderte sich sehr, was denn da in einer seiner schönsten Kirchen wohl los war. Und entdeckte natürlich gleich Isataroth, Asmorleon und die anderen. Voller Zorn packte er die beiden Hauptschuldigen am Genick wie zwei junge Hunde und raunzte sie an: „Was habt ihr euch denn dabei gedacht, darf man das mal erfahren?!“

„Nichts … nicht wirklich … “, jammerten die beiden, während sie gleichzeitig versuchten, sich einerseits aus Gottes Hand zu winden und ihn andererseits durch besonders furchterregendes Aussehen zu erschrecken.

„So ... mir wollt ihr Angst einjagen, ja?“ grollte Gott. „So soll das hinfort eure Aufgabe sein: Angst einzujagen bis ans Ende aller Tage.“ Er ließ seinen Blick durch den Dom gleiten. Jedes Teufelchen, dass von diesem Blick getroffen wurde, verwandelte sich augenblicklich zu Stein. Isataroth und Asmorleon aber setzte er fast sanft ab, ehe er sie andonnerte: „Schert euch nach Hause und lasst euch nie wieder hier blicken! Und den Eltern eurer Freunde könnt ihr sagen, dass sie wieder erwachen werden an dem Tag, da der Kölner Dom fertig wird. Das wird bekanntlich der Jüngste Tag sein. Bis dahin werden sie als Wasserspeier bei Tag und Nacht und Wind und Wetter jeden Tunichtgut warnen, was ihm geschehen wird, wenn er es wagt, sein Unwesen in meinem Dom zu treiben!“

Isataroth und Asmorleon

Seither wurden Isataroth und Asmorleon nicht mehr auf Erden gesichtet. Wahrscheinlich haben die großen Teufel sie zu einer wahrhaft höllischen Strafe verurteilt...

Andere vorwitzige Teufelchen gibt es aber offensichtlich auch heute. Wenn man genau darauf achtet, kann man nämlich sehen, dass hin und wieder bei den Wasserspeiern des Domes ein neuer hinzukommt.

(Quelle: Aus dem Buch  Kölner Sagen und Geschichten, 4. Auflage von Yvonne Plum, Verlag: J.P. Bachem Verlag Köln)

Vom Ritter, der Mönchen einen Wald stahl

Einst hatten Prämonstratenser von Dünnwald Streit mit dem Junker Hall zu Schlebusch. Ein altes Dokument bezeugte, dass ein großes Stück Land dem Kloster gehörte, der Junker hatte es aber als Erbe bekommen und auch bewirtschaftet. Selbst vor Gericht konnten sie sich erst nicht einigen, dann aber kam es zu einem Vergleich:

Des Haders überdrüssig gelobte der Junker, das Land den Mönchen zu überlassen, wenn diese ihm noch eine Ernte gestatteten. Dies wurde verbrieft und alle schienen zufrieden. - Bis die Mönche bei einer Prozession die Felder segnen wollten, um gute Ernten zu erflehen: Der Junker hatte auf dem Acker Eicheln gesät, die ihre ersten zarten Blättchen in die Frühlingssonne streckten. Da war die Aufregung groß – aber die Abmachung galt, die Mönche mussten die Eichelsaat zu Bäumen wachsen lassen. Vortrefflich wuchs der junge Wald. Dem Junker war es vergönnt, dort Rehe zu jagen.

Als die Eichen aber über das Klosterdach schauten, sahen sie nur die einfachen Gräber der Mönche vor der Kirche und bald auch die Ruine der Klosterkirche.

So behielt der Junker sein Recht, - heute aber ist die Kirche mit dem Kirchhof restauriert und hergerichtet, während der hohe Eichenwald verschwunden ist.

(Erzählt von Peter Zarazinski - von Colonia Prima Stadtführungen)

Der Dieb von St. Clemens

Die alte Pfarrkiche von Mülheim, St. Clemens, liegt direkt am Rhein und ist wie viele alte Kirchen dem heiligen Clemens geweiht. Vor langer Zeit geschah an diesen heiligen Ort Ungeheuerliches: Ein Räuber stieg  durch ein Fenster und raffte alles zusammen, was er nur erreichen konnte: wertvolle, goldbestickte Gewänder, die goldenen Kelche und die edelsteinbesetzte Monstranz. Seine Beute schaffte er zu einem Boot auf dem Rhein, das dort auf ihn wartete und versuchte über das Wasser zu entkommen.

Doch wie durch ein Wunder hielt eine unsichtbare Kraft den Übeltäter in seinem Boot in der Mitte des Rheins fest: Es bewegte sich kein Stück. Verzweifelt und aus Angst vor Endeckung stürzte sich der Dieb in die Fluten.

Am nächsten Tag fanden die Mülheimer ihr Mirakel auf dem Fluss – ein Boot, das in der Höhe der Kirche auf dem Rhein trieb. Sie bargen es und unter Begleitung vieler Schiffe brachten sie ihre Kirchenschätze zurück in die Clemenskirche.

Seither erinnern sich die Mülheimer dankbar an die Errettung ihrer Kirchenschätze und segnen jedes Jahr Stadt und Fluss bei einer festlichen Prozession auf dem Rhein, zu der viele Gläubige und Schaulustige am Fronleichnamsfest ans Ufer des Rheins pilgern.

(Erzählt von Peter Zarazinski - Geschäftsführer von Colonia Prima Stadtführungen)

Die Blutsäule von St. Gereon

In St. Gereon ist nach der Meinung einiger Archäologen eine der Säulen, die in dem ersten prächtigen Bau auf dem römischen Gräberfeld die Nischen rahmten.

Dass sie zwischen gut und böse unterscheiden kann, führt die Legende darauf zurück, dass über sie das Blut der heiligen Märtyrer aus der Legion des heiligen Gereon geflossen ist.

Und tatsächlich bestrafte sie den Merowingerkönig Thiederich. Dieser besiegte seinen Bruder Theudebert in der Schlacht bei Zülpich und sicherte seine Macht durch den Mord an seinem Bruder und seinem Neffen.

Zwar warnten ihn seine Ratgeber, trotzdem ließ er sich als neuer Herrscher feiern - mit einem Hochamt in St. Gereon. Als er aber der wissenden Säule gegenüberstand, um seine Ratgeber zu verhöhnen, fiel er plötzlich tot zu Boden. Niemand hatte etwas gesehen - und dennoch fand man eine Stichwunde bei Thiederich, die niemand erklären konnte.

So ist die Inschrift zu erklären, die sich bei der Säule findet: „Adde fidem, fuit hic pridem fusus cruor idem ad lapidem, si dem me male, punit idem“ - Glaube mir, hier wurde vor langer Zeit Blut an diesem Stein vergossen, wenn ich mich böse verhalte, straft er.

Eine Sage zum Ausprobieren: Wer traut sich heute, an der Blutsäule an St. Gereon vorbei zu gehen?

(Erzählt von Peter Zarazinski - Geschäftsführer von Colonia Prima)

In der Goldenen Kammer

In der Goldenen Kammer findet sich die merkwürdigste Tapete der Stadt. Tausende von menschlichen Gebeinen sind dort zu kleinteiligen Mustern und knochenbuchstabierten Gebeten zusammengefügt. Schädel bewohnen kleine Apartments hinter vergoldeten Ranken und die lächelnden Büsten der mittelalterlichen Holzschnitzer.

Es sind die Gebeine der heiligen Jungfrauen, Bischöfe und Soldaten aus den Gefolgen der heiligen Ursula und ihres Verlobten, des heiligen Aetherius, die aus Sehnsucht nach dem Himmelreich vor den Toren Kölns durch die Hand der Hunnen fielen. Die Hunnen verloren nach dem Gemetzel das Interesse an der Stadt – Köln war gerettet.

Und seither zieren nicht nur die Kronen der heiligen drei Könige das Wappen der Stadt, sondern auch die elf Hermelinschwänze, die für die britische Prinzessin Ursula und ihre elftausend Jungfrauen stehen.

(Erzählt von Peter Zarazinski - von Colonia Prima Stadtführungen)

Maria im Kapitol

Hermann Josef

Der heilige Hermann Joseph wurde um 1150 in Köln als Sohn armer Eltern geboren. Die Legende erzählt, das Hermann Joseph als Kind das Jesuskind darum gebeten habe, in die Schule gehen zu dürfen. Da er daraufhin einen Schatz fand, der für das Schulgeld mehr als reichte, erwiderte der mystisch veranlagte Knabe die Gabe und schenkte dem Jesuskind einen Apfel. Jesus habe darauf die Hand ausgestreckt und die Frucht entgegengenommen, so die alte Geschichte. Nach diesem Erlebnis beschloss Hermann Joseph, Priester zu werden. Und er wurde ein gefragter Seelsorger und Beichtvater, nachdem der in Steinfeld in den Praemonstratenserorden eingetreten war.

Und so erklärt es sich auch, warum bis auf den heutigen Tag zu Füßen der Madonna im Chor von Maria im Kapitol Äpfel liegen, die für die vielen Bitten und erhörten Gebete an das Jesuskind Zeugnis geben.

Ida und Karl Plektrudis, die mächtige Frau des mittleren Pippin, von der die Sage erzählt, sie habe das Stift Maria im Kapitol gegründet, hasste Karl. Dieser war ein Sohn Pippins von seiner Nebenfrau – und wurde deswegen aus der Thronfolge ausgeschlossen.

Als nun die Söhne Pippins vor dem Vater starben, entspann sich ein Machtkampf um die Krone zwischen Plektrudis und Karl.

Bei einem Aufenthalt Karls am Hof verliebte sich  Ida, die bei ihrer Tante im Palast lebte, in den jungen Kriegshelden. Plektrudis blieb dies nicht verborgen – und sie setzte Karl gefangen. Als nun Ida im Garten spazieren ging, hörte sie Karl im Kerker singen. Und die Pläne der Liebenden, Karl zu befreien, gingen auf. Plektrudis schäumte vor Wut und zwang Ida, in das von ihr gegründete Stift einzutreten. Dem musste Ida sich beugen.

Karl aber bewies Mut und Durchsetzungskraft auf den Schlachtfeldern seiner Zeit.

Aus Rache ließ Plektrudis Ida berichten, Karl sei gefallen. So saß Ida häufig im Garten und wartete vergeblich auf Karl. Und sie starb nicht lange darauf an gebrochenem Herzen. Und noch heute sollen im Kreuzgang von Maria im Kapitol die Stimmen der Liebenden zu hören sein.

Die Dreikönigspforte  ist eigentlich ein Durchgang zum ehemaligen Immunitätsbezirk des hochadeligen Damenstifts. Aber die Darstellung der heiligen drei Könige über dem Durchgang erzählt die Geschichte anders: 1167 hatte Friedrich Barbarossa Mailand eingenommen. Sein Kanzler Rainald, der eben auch Kölner Erzbischof war, erbat sich aus der Kriegsbeute nur die Reliquien der heiligen drei Könige, die in einem steinernen Sarkophag in San Eustorgio ruhten.

Schon in Mailand wurden diese Reliquien von zahlreichen Pilgern verehrt. Und Rainald von Dassel wünschte sich diese Pilger in seiner Bischofsstadt und brachte sie unter großen Sicherheitsvorkehrungen auf dem Rhein nach Köln. In einer feierlichen Prozession wurden sie unter Glockengeläut von der ganzen Stadt begrüßt und auf dem Weg in den alten Dom legendär durch eben diese kleine Pforte in die Stadt getragen.

(erzählt von Peter Zarazinski)

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