Spieltage in EssenWir stellen sechs besondere Spiele-Neuheiten von der Messe vor

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Spieltage Spiele Essen imago Revierfoto

Spielen ist etwas für jede Generation. Wir haben die Neuheiten getestet.

Zum Start der Spielemesse konnten wir viele Messeneuheiten vorab ausprobieren und stellen eine Auswahl vor. Dabei haben wir eher einfache Spiele mit eingängigen Regeln und überschaubarer Dauer ausgesucht.

Naova

Die Spieler schicken Comic-Helden in die Arena. Verdeckt legen alle gleichzeitig eine Heldenkarte. Jede hat eine bestimmte Stärke. Gibt es einen Sieger, kassiert der alle Karten. Gibt es einen Gleichstand, wird eine zweite Runde mit zwei Karten gespielt – bei einem erneuten Patt sogar eine dritte mit drei Karten. Neben ihrer Stärke verfügen die meisten Helden über zusätzliche Fähigkeiten. Damit werden sie stärker oder schwächen den Gegner.

Zu dumm, dass diese Fähigkeiten nur in einer ganz bestimmten Runde wirken. Daher gilt es, gut abzuwägen, welche Karten man wann legt. Naova muss man mehrmals spielen, bis sich die Möglichkeiten und Interaktionen der einzelnen Karten eingeprägt haben.

Die Regeln sind einfach, aber etwas gewöhnungsbedürftig. Ist diese kleine Klippe überwunden, hat man ein schnelles, witziges und spannendes Spiel, das gerne aus dem Regal geholt wird.

Naova von Jeremie Kletzkine, 2-5 Personen ab 10 Jahren, ca. 20 Min., Amigo Spiele, ca. 8 Euro www.amigo-spiele.de

Tempel des Schreckens

„Tempel des Schreckens“, das klingt nach einem unheimlichen, gewalttätigen Spiel. Tatsächlich sind hier vor allem Kommunikation und etwas Schauspieltalent gefragt. Die Abenteurer wollen die Schatzkammern des Tempels plündern und dabei den Fallen der Tempelwächter entgehen.

Jeder Spieler hat eine Reihe Karten verdeckt vor sich liegen. Er weiß, wie viele davon Schätze oder Fallen enthalten oder leer sind. Da man eigene Kammern nicht öffnen kann, gibt man den Mitspielern Hinweise, wo sich die wertvollen Kammern befinden und wo die gefährlichen Fallen.

Dumm nur, dass sich Tempelwächter unter die Abenteurer gemischt haben. Welche Spieler das sind, ist geheim. Sie locken die anderen zu den Fallen und leeren Kammern. Das Spiel ist dann nicht banal, wenn alle Beteiligten voll in ihrer Rolle aufgehen und eifrig argumentieren.

Tempel des Schreckens von Yusuke Sato, 3-10 Personen ab 12 Jahren, ca. 15-30 Min., Schmidt Spiele, ca. 8 Euro www.schmidtspiele.de

Mit List und Tücke

Dieses Spiel ist ungerecht, gemein, glücksbestimmt und hinterhältig. Aber es macht wirklich Spaß! Die wunderschön gestalteten Karten zeigen verschiedene Charaktere wie den König, einen Zauberer, den Scharfrichter, einen Abt oder die Kurtisane. Jede Figur besitzt andere Eigenschaften.

Der Abt verschafft  Einfluss bei der Kirche, der Zauberer besitzt Macht über Magie und der König beherrscht die Politik. Jeder spielt seine Karten nacheinander aus. Nach vier Karten bekommt man deren Einflussmarker für Kirche, Zauber und Politik. Doch das klappt nur, wenn die Karten nicht vorher durch einen feigen Hinterhalt beseitigt wurden.

Ganz bestimmte Charaktere bedrohen die wertvollen Karten. So beseitigt der Berserker Zauberer und Intrigant, aber keine andere Karte. Der Abt wird  nur der Hexe gefährlich usw. Es bleibt bis zum letzten Moment offen, wer gewinnt. Schadenfreude, Siegestaumel und Verzweiflung liegen hier ganz nah beieinander.

Mit List und Tücke von Michael Rieneck, 3-4 Personen ab 12 Jahren, ca. 30 Min., Kosmos, ca. 13 Euro www.kosmos.de

Arboretum

Eine Gartenanlage ist mit verschiedenen Baumarten wie Ahorn, Eiche oder Flieder zu bepflanzen. Auf 80 schönen Karten sind die Bäume dargestellt. Jeder Spieler pflanzt seine eigene Anlage. Dazu legt er Karte für Karte in einem Rechteckmuster aus. Neue Karten zieht er blind oder offen von dem, was seine Konkurrenten nicht brauchen konnten.

Am Schluss werden Reihen gewertet. Die Werte einer Reihe müssen aufsteigend sein und die erste und die letzte Karte müssen dieselbe Baumart aufweisen. Doch gewertet wird nur, wenn man von genau dieser Baumart noch genügend Werte auf der Hand hat. Also konzentriert man sich beim Sammeln der Karten auf wenige Baumarten und legt sie dann optimal aus.

Arboretum ist ein ruhiges Spiel ohne direkte Konfrontation der Gegner. Das Prinzip spricht Tüftler an, die sich von dem recht großen Glücksfaktor nicht stören lassen. Die Grafik und Aufmachung ist dem Thema angemessen schön.

Arboretum von Dan Cassar, 2-4 Personen ab 8 Jahren, ca. 30 Min., ABACUS Spiele, ca. 13 Euro www.abacusspiele.de

Die Villa des Paten

13 Leibwächter schützen einen berüchtigten Mafiaboss. Sie haben den Garten und die Villa des Paten abgeriegelt. Um an den Boss heranzukommen, muss die Polizei zunächst alle Wachen festnehmen.

Um einen Gangster zu verhaften, müssen die Polizisten – je nach Stärke des Gegners – zwei, drei oder vier bestimmte Karten in festgelegter Reihenfolge ausspielen. Nur weiß man nicht genau, welche Karten wann benötigt werden.

Also bewertet man die vorhandenen Informationen, schaut, welcher Polizist welche Karten hat und schlägt dann los. Schnell werden bei den Polizisten die Karten knapp. Da müssen sie genau planen und sich absprechen, damit der Boss am Ende in Haft ist.

Das Spiel erlaubt verschiedene Schwierigkeitsstufen. Was ganz simpel beginnt, erweist sich in den höheren Stufen als Herausforderung. Auch wer sonst kooperative Spiele nicht so mag, kann mit diesem schnellen und einfach zu lernenden Spiel zufrieden sein.

Die Villa des Paten von Jörg Domberger, 2-4 Personen ab 10 Jahren, ca. 30 Min., Gmeiner Verlag, ca. 13 Euro www.gmeiner-verlag.de

Via Nebula

Lange war die Nebelregion nicht zugänglich,   aber  jetzt wird sie wieder besiedelt. Wir schicken unsere Arbeiter in das Gebiet, wo sie Rohstoffquellen erschließen. Auf den Grundmauern der Ruinen errichten wir neue Bauplätze. Offen ausliegende Auftragskarten zeigen, welche Gebäude gebaut werden sollen. Ihnen können wir außerdem entnehmen, wie viele Siegpunkte sie einbringen und welche Rohstoffe für den Bau benötigt werden.

Ressourcen gibt es im Tal genug, nur müssen die Wege noch geschaffen werden. Dabei dürfen alle Spieler jede Rohstoffquelle und jede Verbindung nutzen. Wenn wir also Wege bauen oder Ressourcen erschließen, helfen wir immer den Konkurrenten. Das hat auch Vorteile, denn wir müssen unsere Ressourcen schnell abbauen, weil sie am Ende negativ zählen. „Via Nebula“ ist ein spannendes, sehr schön ausgestattetes Bauspiel mit genau der richtigen Mischung aus Glück und Überlegung.

Via Nebula von Martin Wallace, 2-4 Personen ab 12 Jahren, ca. 60 Min., Space Cowboys, Vertrieb: Asmodee, ca. 45 Euro www.asmodee.com

Was Sie zu den Internationalen Spieltagen in Essen wissen möchten

Termin: 13. Oktober bis zum 16. OktoberÖffnungszeiten: von 10-19 Uhr (Sonntag bis 18 Uhr) geöffnet.Ort: In der Messe Essen, Norbertstraße 2, 45131 Essen,Eintritt: Die Tageskarte kostet 13 Euro, Kinder bis 12 Jahre zahlen 7 Euro. Es gibt Dauerkarten sowie Gruppenkarten und Ermäßigungen unter anderem für Kinder, Schüler und  Rentner. Kombitickets im Vorverkauf kosten 4 Euro mehr und sind als Fahrausweis im ÖPNV gültig. Die Vorverkaufsstellen und weitere Informationen findet man auf der Internetseite des Veranstalters:www.merz-verlag.com

Bei den neuen Spielen geht der Trend  zu den Extremen

Mehr als 1000 Aussteller aus 50 Nationen, rund 1200 Spieleneuheiten und über 160 000 Besucher aus der ganzen Welt: Morgen beginnt in Essen mit der „spiel 16“ die wohl weltweit größte Messe für Brett- und Kartenspiele. Im Gegensatz zu anderen Messen werden die Spiele nicht nur präsentiert, sondern auch von den Besuchern getestet und gekauft.

Viele Sammler ziehen mit großen Koffern oder sogar Sackkarren von Stand zu Stand auf der Jagd nach einem Schnäppchen. Für diese Großeinkäufer, die oft aus Asien oder Amerika angereist sind, gibt es sogar einen Versandservice, der die Einkäufe sammelt und nach Hause schickt. Ein Geheimtipp für Messebesucher ist ein Besuch der lohnenswerten Ausstellung historischer Spiele, veranstaltet von der Europäischen Spielesammler Gilde.

Trotz der Konkurrenz durch die elektronischen Medien boomen die analogen Spiele aus Holz, Kunststoff und Pappe. Nach Angaben des „Spieleverlage e.V.“ wuchs deren Umsatz 2015 um 10,3 Prozent. Aber das Angebot neuer Titel scheint mindestens genauso schnell zu wachsen. Bei den Neuheiten geht der Trend ebenfalls zu den Extremen. Einerseits wächst die Zahl hochkomplexer und opulent ausgestatteter Strategiespiele, häufig mit sehr exotischen Themen. Im Trend liegen sogenannte „Legacy-Spiele“, die sich über mehrere Partien erstrecken, in deren Verlauf sich Regeln und Material weiterentwickeln. Andererseits erscheinen viele preiswerte, einfache und schnelle Spiele. Klassiker wie Memory oder Carcassonne erhalten laufend neue Varianten.

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