Tier gefundenEntlaufen, verletzt oder herrenlos - so können Sie helfen

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ausgesetzter_Hund

Bei einem Anblick wie diesem werden viele Menschen schwach. Doch wie kann man dem Hund helfen, ohne ihn direkt aufzunehmen?

Eigentlich wollte man nie ein Tier, aber die fremde Katze vor der Terrassentür scheint das anders zu sehen. Seit Tagen blickt sie mit einem selbstgefälligen Blick ins Wohnzimmer – als sei es endlich mal an der Zeit, sie hereinzulassen. Soll man sich ihr beugen oder sie doch lieber verjagen? Nein, vielleicht braucht sie ja Hilfe...

Selbst in der Stadt passiert es nicht selten, dass man Tieren begegnet, die herrenlos, verletzt oder schutzbedürftig scheinen. Die Spanne reicht hier von entlaufenen Haustieren bis hin zu kleinen, verletzten Wildtieren. Eines haben die Findlinge gemeinsam: Sie machen uns ratlos. Bevor Sie zum Kescher greifen, haben wir hier einen Überblick über häufig vorkommende Tier-Begegnungen zusammengestellt und Tipps, wie Sie angemessen reagieren können.

Erste Anlaufstelle: Tierschutzverbund e.V.

Egal ob Ihnen ein Haustier zugelaufen ist oder sie ein herrenloses Tier im Park finden – die örtlichen Tierschutzvereine sind die richtigen Ansprechpartner. Sie nehmen entlaufene Haustiere auf. Für Hund, Katze, Maus ist der größte ansässige Verein zu empfehlen, denn die meisten Besitzer melden sich als erstes bei der bekanntesten Adresse. Die erste Anlaufstelle in Köln ist der Tierschutzverein in Köln, der dem Tierschutzbund e.V. angeschlossen ist.

www.tierheim-koeln-zollstock.de

Darüber hinaus gibt es noch den BMT Bund gegen den Missbrauch der Tiere e.V. in Köln Dellbrück sowie den Tierschutzverein Menschen für Tiere e.V. in Nümbrecht, der sein Tierheim in Köln Ostheim hat. Außerdem weitere Vereine im Umkreis, die zum Teil auch auf eine Tierart z.B. Katzen oder auf Wildtiere spezialisiert sind.

www.tierschutz-koeln.de

Identifizierung ist bei Hunden einfacher als bei Katzen

Immer mehr Hunde sind mittels Chip oder Tätowierung registriert, sodass die Tierheime auch den Besitzer ausfindig machen können. Versuchen Sie den Hund nur festzuhalten, wenn er Ihnen sehr zutraulich erscheint – wenn er sich zum Beispiel selbst interessiert nähert.

Bei Katzen ist es viel schwieriger zu beurteilen als bei Hunden, ob sie entlaufen sind. Katzen streunen gerne, das heißt noch nicht, dass sie keinem mehr gehören. Das Fehlen eines Bandes ist kein Zeichen dafür, dass die Katze herrenlos ist. Der Tierschutzbund e.V. empfiehlt, nur Katzen dem Tierschutz zu übergeben, die einem zulaufen und einen sehr verängstigten oder verwilderten Eindruck machen. Wenn sie beispielsweise über viele Tage im Garten leben oder immer wieder zur Terrassentür kommen.

Bevor man die Katze einfängt oder fangen lässt, sollte man ein wenig abwarten. Währenddessen kann man ein Foto von dem Tier machen und einen Aushang machen. Wer die Katze liebgewonnen hat und sie behalten möchte, kann dies nur tun, wenn es keinen Besitzer mehr gibt. Taucht der jedoch doch noch auf, darf er die Katze sechs Monate lang zurückfordern.

Hilfe, der Vogel ist entflohen

vogel retten

Entflohene Vögel tun sich schwer in der freien Wildnis Nahrung zu finden.

Entflogene Vögel wie Sittiche und Kanarienvögel sind sehr schwer einzufangen. Wenn Sie selbst einen haben, können sie den Käfig auf Balkon oder Terrasse stellen, um das entflogene Tier anzulocken. Helfen kann auch eine Schälchen mit Futter. Denn für Vögel, die normalerweise nicht in der Wildnis leben, ist es fast unmöglich Futter zu finden.

Feuerwehr rettet rund 1700 Tiere pro Jahr

Da die Tierheime selbst nicht über Transporter verfügen, können Sie das Tier entweder selbst dorthin bringen oder die Tierrettung der Feuerwehr anrufen. Sie verfügt über einen Wagen und Ausrüstung und ist kostenfrei. Sie rettet pro Jahr rund 1700 Tiere in Köln – darunter meist Hunde und Katzen, aber auch Kaninchen, Geckos und Haubentaucher.

Ihre Entscheidung, wie das Tier ins Heim gelangt, sollten Sie auch davon abhängig machen, ob Sie sich das Einfangen und das Transportieren selbst zutrauen. Die Telefonnummer für nicht verletzte Tiere lautet:

☎ 0221 - 9748-0

Verletzte Haustiere haben bei der Feuerwehr höchste Priorität

Finden Sie ein verletztes Haustier, dürfen Sie die Notfallnummer der Feuerwehr 112 wählen. Verletzte Tiere haben bei der Tierrettung Priorität. Sie schicken den Wagen dann so schnell es geht. Wenn Sie es sich zutrauen, dürfen Sie ein verletztes Haustier auch selbst zum Tierarzt bringen. Klären Sie aber vorher, wer die Behandlungskosten trägt.

Verletzte Wildtiere

Wildtiere

So nah kommt man Wildtieren nur selten. Bei Vorfällen mit Rehkitzen und Co. gilt es die Jagdbehörde oder den zuständigen Jagdpächter zu verständigen.

Bei verletzten oder vermeintlich hilflosen Wildtieren ist die Sachlage weniger klar. Was ist beispielsweise zu tun, wenn Sie eine verletzte Taube finden oder ein Eichhörnchen? Die Tierrettung der Feuerwehr ist offiziell nur für Haustiere zuständig. Bei Wildtieren kommt sie nur in Ausnahmefällen. Fällt ein Hund einen Schwan an, wird dieser beispielsweise gerettet, die flugunfähige Taube hingegen nicht.

Wer einem verletzten oder hilfsbedürftigen Wildtier trotzdem unbedingt helfen möchte, kann dies tun. Der Naturschutzbund e.V. rät jedoch von schnellen, unüberlegten Aktionen ab. Dies betrifft vor allem die Jungvögel, die entweder auf Ästen oder in der Nähe von geschützten Bäumen sitzen statt im schützenden Nest der Eltern. Dazu gehören Drosseln, Finken und Meisen, aber auch Raben, Segler, Eulen und Greifvögel. Meist ist der Nachwuchs jedoch nicht aus dem Nest gefallen, sondern ausgebüxt. Die sogenannten Ästlinge sind zwar noch flugunfähig, werden aber trotzdem weiterhin von den Eltern versorgt. Auf keinen Fall sollte man sie einfach mit nach Hause nehmen und versorgen.

Das gilt auch für hilflose Jungvögel, die tatsächlich aus dem Nest gefallen und erst wenige Tage alt sind. Es ist fast schwerer, einen Mini-Piepmatz aufzupäppeln als ein Baby. Jungvögel müssen zum Beispiel alle zehn bis 15 Minuten gefüttert werden. Auch über die Art des Futters sollte man Bescheid wissen. Besser ist es daher, den Tierschutzverein zu fragen.

Wenn Sie ein kleines Wildtier selbst zum Tierarzt bringen wollen, setzen sie das Tier am besten ganz behutsam in einen mit Papiertüchern ausgeschlagenen Karton mit vielen Luftlöchern. Käfige von Haustieren sind nicht geeignet, da die Tiere darin Panik bekommen. Je nach Tierarzt und Kostenfaktor müssen Sie die Kosten wahrscheinlich selbst übernehmen.

Rechtlich gesehen dürfen Sie Wildtiere zur Rettung nur vorübergehend in Ihre Obhut nehmen. Danach müssen sie wieder in die Freiheit entlassen werden.

Beobachten Sie ein größeres verletztes Wildtier oder haben selbst einen Wildtier-Unfall, sind Sie verpflichtet, die Jagdbehörde oder den zuständigen Jagdpächter zu verständigen.

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