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Funkenmariechen wird Superstar

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Deutschlands eigentlicher Superstar: Andrea Berg ist längst entdeckt.

Deutschlands eigentlicher Superstar: Andrea Berg ist längst entdeckt.

Krefeld/Berlin - Funkenmariechen, Arzthelferin, heimlicher Superstar - Stationen einer Karriere. Es ist der Werdegang von Andrea Berg, von „Deutschlands erfolgreichster Musikerin aller Zeiten“, wie das Plattenlabel der Krefelderin jüngst hat verlauten lassen: So hat sich das vor fast sechs Jahren veröffentlichte „Best of“-Album der Schlagersängerin bis heute mehr als 1,7 Millionen Mal verkauft. Und weit mehr als 300 Wochen ist dieser Longplayer seitdem in den Top-100 vertreten.

Damit ist Andrea Berg hierzulande erfolgreicher als die bisherigen Rekordhalter Pink Floyd mit ihrer Scheibe „Wish You Were Here“ (312 Wochen) und die Beatles mit den beiden Alben „1962-1966“ (297 Wochen) und „1967-1970“ (285). Elfmal Gold und fünfmal Platin hat die Musikbranche der Sängerin dafür überreicht. Und ein Ende ist nicht abzusehen: Erneut tritt Andrea Berg für den Musikpreis „Echo“ an, der am 15. Februar in Berlin vergeben wird und den sie bereits viermal mit nach Hause gebracht hat. In der Sparte „Bester Live-Act national“ wirbt die Krefelderin um Stimmen.

Zählen solche Zeremonien etwa zu den schönsten Momenten ihres Lebens? Natürlich nicht. „Die schönsten Augenblicke erlebe ich mit meinem Publikum, nicht bei solchen Feiern“, schwärmt die Sängerin von jenen Menschen, die seit 1993 ihre Musik kaufen und die gelernte Arzthelferin ins Rampenlicht bringen. Nicht nur die sind indes Grund für den märchenhaften Erfolg: Einst hat es sich der Vater, ein Berufsfeuerwehrmann, nicht nehmen lassen, unermüdlich die ortsansässigen Zeitungen der Heimatstadt auf das Talent seiner Tochter hinzuweisen. Auch soll er die Redaktionen mit selbst aufgezeichneten Kassetten beliefert haben.

Als Funkemariechen im Karneval

Zudem tanzt die junge Andrea Berg damals als Funkenmariechen im Karneval für die Krefelder Prinzengarde, bis endlich eine jener Kassetten beim Produzenten Eugen Römer in Rösrath landet. „Bringt mir dieses Mädel“, soll dieser damals ausgerufen haben, glaubt man der offiziellen Biografie. Seit jenem Moment aber sind Berg und Römer ein Gespann, gemeinsam schreiben sie mit Songs wie „Die Gefühle haben Schweigepflicht“ oder „Du hast mich tausendmal belogen“ Klassiker, die nicht nur in der fünften Jahreszeit einen enorm hohen Mitschmettern-Faktor besitzen. Mehr als 150 Titel auf elf Alben hat das Duo produziert und damit mehr als sieben Millionen Tonträger verkauft. Stets sind die Konzerthallen ausverkauft.

„Andrea liebt erst das Publikum, dann sich selbst“, beschreibt Produzent Römer das Geheimnis des Erfolgs. Denn ihren Zuhörern singt Andrea Berg mit ihren Alltagstexten um Liebe und Leid offenbar aus der Seele. Begegnet man der Sängerin allerdings als professioneller Fragesteller, gibt es oft nur ein kühles Lächeln als Antwort. Enthusiasten aber fliegen Kusshände zu. Und geduldig lächelt Berg in jedes Kameraobjektiv. „Ist doch völlig in Ordnung, ein öffentlicher Mensch zu sein“, kommentiert sie solches Geschehen. „Ich werde eben gern im Supermarkt angesprochen.“

Tatsächlich kennt Andrea Berg keine Scheu vor der Öffentlichkeit: Als sie den Kollegen Olaf Henning („Die Manege ist leer“), den Vize-könig von Mallorca, heiratet, steht ein Hochglanzmagazin ganz oben auf der Gästeliste. Die Reporter dürfen selbst beim Hochzeitstorten-Probeessen in einer Konditorei am Niederrhein mitnaschen. Und als die Ehe nach nur zwei Jahren in die Brüche geht, füllt die Scheidung prompt Titelseiten. Im vergangenen Jahr hat die 41 Jahre alte Mutter einer Tochter erneut geheiratet, nun lebt sie in Kleinaspach, gelegen in der Nähe von Stuttgart.

Bis vor kurzem noch hat sie im Krefelder Telefonbuch gestanden - allerdings unter ihrem richtigen Namen. Und den kennen die wenigsten.

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