Nach 40 Jahren schließt einer der leidenschaftlichsten Händler in Köln.

Mit überzeugender Empörung wies der Kölner Galerist noch vor kurzem von sich, was er jetzt, bei einem privaten Empfang in seiner Wohnung, kundgetan hat: Rolf Ricke zieht sich zurück. Die nach ihm benannte Galerie an der Volksgartenstraße löst er bis zum Jahresende auf. In einem Teil der Räume, aber unter anderem Namen werden Iris Maczollek und Anke Schmidt, langjährige Mitarbeiterinnen, die Arbeit mit einigen Künstlern der Galerie Rolf Ricke - darunter David Reed, Ingrid Calame, Fabian Marcaccio - fortsetzen.

In die ersten Reaktionen aus den Reihen der befreundeten Künstler, Sammler, Museumsleute mischten sich Überraschung und Melancholie. Es überwog aber Dankbarkeit für das über 40 Jahre währende Wirken des renommierten Galeristen und Sammlers. Der Kölner Sammler Rainer Jacobs erinnerte in einer Stegreif-Laudatio daran, wie er vor Jahrzehnten einmal bei Ricke 12 000 Mark in ein Bild eines Pop-Künstlers investieren wollte. „Geben Sie mir die 12 000“, habe ihn der junge Händler knapp beschieden, „aber ich stelle Ihnen dafür etwas anderes zusammen.“ Die Kollektion umfasste Werke von Joseph Beuys, Richard Serra, Keith Sonnier und Richard Artschwager.

Rolf Ricke zählt zu den leidenschaftlichsten Galeristen seit der Erfindung der Art Cologne im Jahr1967. Donald Judd, Richard Serra,Ed Ruscha, Jo Baer und Lee Lozano,später Günther Umberg, Joseph Marioni und David Reed sind nur wenige Künstler in einer langen Riege,die ihre Etablierung in der europäischen Szene nicht zuletzt Rolf Rickezu verdanken haben. Wenn sein Programm in der jüngsten Vergangenheit etwas rastlose Züge angenommen hat, dann spiegelt sich darin dieNeugier eines obsessiven Kunstliebhabers. Ricke, der in den 60erJahren als Junggalerist aus Kasselnach Köln gekommen war, hat zuseiner Wahlheimat ein Verhältnisaufgebaut, das man gelinde als kritisch bezeichnen darf. Dass er Kölnverlasse und nach Berlin gehe, weistRicke entschieden zurück.