Gerda Millowitsch ist gestorben

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Ein Bild aus glücklichen Tagen: Willy und Gerda Millowitsch.

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Willy und Gerda Millowitsch.

Tochter Mariele wachte bei ihrer Mutter im Krankenhaus Hohenlind, als das Herz der 81-Jährigen aufhörte zu schlagen.

Sie war eine Grande Dame der Kölner Gesellschaft und der ruhende Pol in der berühmten Kölner Künstlerfamilie: Im Alter von 81 Jahren ist am frühen Freitagmorgen Gerda Millowitsch, geborene Feldhoff, gestorben.

Mit ihrer Gesundheit stand es schon länger nicht zum Besten: Neun Monate nach Willy Millowitschs Tod 1999 hatte die Witwe des berühmten Volksschauspielers einen Schlaganfall erlitten, während eines Urlaubs auf Zypern. Seitdem war sie auf den Rollstuhl angewiesen und konnte nicht mehr sprechen. Ein Pflegedienst betreute sie Tag und Nacht. Mariele Millowitsch zog von Hamburg zurück nach Köln, um ihrer todkranken Mutter nahe sein zu können.

Am Mittwochabend erlitt die vierfache Mutter, Großmutter und Urgroßmutter in ihrem Haus in Lövenich offenbar einen weiteren Hirnschlag. Sofort eilten ihre vier Kinder Katarina, Peter, Susanne und Mariele zu ihr. Gerda Millowitsch wurde wiederbelebt und ins Krankenhaus Hohenlind gebracht. Ihre Kinder wachten abwechselnd an ihrem Bett, wie sie es schon am Sterbebett des Vaters getan hatten. Am frühen Freitagmorgen, um kurz nach sechs Uhr, hörte das Herz von Gerda Millowitsch auf zu schlagen. Mariele Millowitsch war bei ihr. Katarina Eisenlohr, geborene Millowitsch: „Am Ende war es eine Erlösung.“

In Erinnerung bleibt eine andere Gerda Millowitsch: stark und lebendig. Sie war stets elegant gekleidet und perfekt frisiert. Sie war die stille Regisseurin im Leben von Willy Millowitsch, der zu ihrem ganzen Lebensinhalt wurde. Sie erzog nicht nur die Kinder und führte ihm den Haushalt. Sie hielt ihm 53 Jahre lang den Rücken frei - liebevoll, großzügig und intelligent.

Mit 17 Jahren hatte sie bereits Abitur gemacht, studierte Soziologie und Völkerkunde. Sie war eine moderne junge Frau, mit hohen Absätzen und langer Zigarettenspitze. Als Willy sie im Hause ihrer Schwester kennen lernte, war es Liebe auf den ersten Blick. Am 28. September 1946 trat die 24-Jährige mit dem 13 Jahre älteren Schauspieler in der Kirche St. Pankratius in Junkersdorf vor den Traualtar. Mit einer kleinen Panne: Willy hatte die Eheringe vergessen. Ein Freund lief sie schnell holen.

Willy war der strenge Familien-Patriarch. Das bekam Gerda oft zu spüren. Doch wenn er laut durch das Haus polterte, weil er mal wieder seine Sachen suchte, lächelte sie nur: Sie hatte sie ihm längst zurecht gelegt. Ihr Haus in der Lövenicher Vinzenzallee stand jederzeit für alle offen. Besucher erlebten sie als exzellente Gastgeberin und hervorragende Köchin. Am 7. August wäre Gerda Millowitsch 82 Jahre alt geworden.

Die Vorstellungen im Millowitsch-Theater, wo zurzeit „Saionara, Tante Klara!“ auf dem Spielplan steht, werden - wie schon beim Tod von Willy Millowitsch - „selbstverständlich nicht“ abgesagt. Am Freitagabend stand Peter Millowitsch auf der Bühne. Auch seine Tournee in Hamburg nächste Woche trete er an. Katarina Eisenlohr: „Man lässt keine Vorstellung ausfallen. Das hätten unsere Eltern beide nicht verstanden.“

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