Göttin Gaea zurück in der Stollwerck-Passage

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Annette Imhoff und Oberbürgermeister Frotz Schramma enthüllen das Kunstwerk von Gerhard Marcks.

Annette Imhoff und Oberbürgermeister Frotz Schramma enthüllen das Kunstwerk von Gerhard Marcks.

Während sich die Stadt über die neue Gaea freut, bemüht sich die Stollwerck AG um die Begrenzung ihres Imageschadens.

Es ist das Happy End einer Geschichte, die ab sofort in jede Stadtführung eingehen dürfte - einer höchst seltsamen Geschichte, wie es sie angeblich nur in Köln gibt. Die Göttin steht wieder auf ihrem Sockel, schöner als zuvor. „Es ist doch erstaunlich, wie sich oft ein großer Verlust im Nachhinein auch als Gewinn herausstellen kann“, meinte Oberbürgermeister Fritz Schramma, als er der Erdgöttin das rote Tuch vom Kopf zog. Recht hat er: Sah es vor vier Wochen noch so aus, als hätte Köln „Gaea“ für immer verloren, bekommt sie das Kunstwerk von Gerhard Marcks nun gleich doppelt zurück. Die Stollwerck AG, die am 29. September ohne große Skrupel trotz begründeter rechtlicher Bedenken die Göttin vom Sockel flexen ließ, will sie der Stadt nun „zurückschenken“.

Der Sinneswandel der neuen Schweizer Chefs der Firma kam zu

spät. Als sie sich entschlossen hatten, das Kunstwerk von Gerhard Marcks doch nicht versteigern zu lassen, hatte die Stadt mit Hilfe der Imhoff-Stiftung schon eine eigene Rettungsaktion gestartet. In Rinteln an der Weser wurde eine neue „Gaea“ gegossen. Für alle überraschend: Marcks hat kurz vor seinem Tod die Gussform der Göttin verändert. Er war offenbar nicht ganz zu

frieden mit dem Ergebnis, das damals in Köln aufgestellt worden war. Das Gewand der Figur sollte die Unterschenkel umschließen. Die Korrektur kann man nun in der Stollwerck-Passage besichtigen. Die neue Göttin ist somit ein echtes Unikat und nicht nur ein Abguss oder Kopie der alten Figur.

Die Kosten für den Guss übernahm die Stiftung der ehemaligen

Stollwerck-Besitzer, der Familie Imhoff. Sie wollte einen möglichen, langjährigen Rechtsstreit um die Frage vermeiden, ob die alte „Gaea“ nun öffentliches Eigentum oder tatsächlich Firmenbesitz war, den man zur Unternehmenssanierung versilbern durfte. Die Dombauhütte baute einen neuen Sockel für die Göttin und stellte den neuen Guss auf.

Was aus der zweiten Skulptur wird, ist noch unklar. Der Aufsichtsratschef der Stollwerck AG, auf dessen Direktive „Gaea“ vor dem Hammer des Auktionators gerettet wurde, erschien trotz Einladung gestern nicht zu Kölsch und Schnittchen unter dem Dach der Passage. Er hätte erklären müssen, wie es zur Demontage der Göttin kommen konnte und wie er nun eine Skulptur der Stadt schenken will, die ihr nach eigener Einschätzung längst gehörte. Der Stadtrat soll nun im Januar entscheiden, ob der diese neue Schenkung annehmen will. Die viel spannendere Frage dürfte jedoch sein, wo man die zweite „Gaea“ denn aufstellen will. Die neue Göttin wird für sie den Platz in der City nicht mehr frei machen.

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