GutenMorgenKölnDie Invasion der Pappel-Samen

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Pappeln lassen es schneien. (Symbolbild: Archiv)

Pappeln lassen es schneien. (Symbolbild: Archiv)

Köln – Ach, der Schnee. Die Luft roch nach Holzkohle und Sonnenmilch, die Freibäder haben schon lange geöffnet und von Bodenfrost kann nun wirklich keine Rede mehr sein. Und doch hat es geschneit. Die Flocken fallen noch. Sie rotten sich aber auch zusammen in windgeschützten Strandecken am Rhein, auf den Wiesen im Volksgarten, auf der Domplatte, selbst in Bürofluren und Badezimmernischen.

Die watteweißen Flocken sehen aus wie Dreck, vor allem, wenn sie ein paar Tage rumliegen. In Wirklichkeit tragen sie das Geheimnis der Fortpflanzung in sich: Es ist nämlich die Zeit der Pappel-Samen. Die wolligen Dinger sind ausgeschwärmt zur Vermehrung.

Es muss Unmengen von Pappeln geben in dieser Stadt. Mir war das nie so sehr bewusst wie jetzt. Wir leiden unter Birken-Pollen, wir sammeln Kastanien im Herbst, und Eicheln. Die Kinder wetteifern darum, wer das größte Ahornblatt finden kann. Buchen kennen wir aus dem Gewitterspruch. Aber Pappeln? Das Lexikon spricht von Populus tremula, der Zitterpappel, die fast runde, langgestielte und bei geringstem Luftzug zitternde Blätter hat. Es gibt noch ein halbes Dutzend anderer Sorten, alle wachsen schnell und haben weiches Holz, was sie gut schnitzen lässt, aber auch wenig haltbar macht.

De Pappel bringt aber nicht nur so luftig Schönes wie die Pappel-Samen. Sie beherbergt auch den Pappelblattkäfer und den Pappelbock. Dieser ist besonders ekelhaft, weil seine Larven sich in den Ästen der eh schon gebeutelten Zitterpappeln entwickeln und an ihnen gallenartige Anschwellungen hervorrufen.

Jetzt auch noch auf die Pappel einhauen, weil sie unsere Sommerwelt verschneit? Papperlapappel! Da wollen wir mal großzügig sein, die Pappel-Pollen-belästigten Augen trocknen, den Putzeifer drosseln und die Pappel loben. Dafür, dass es Dank ihr im Sommer schneit.

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