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Hamburger Deichtorhallen: Fotoschau über Menschen am Rande

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Hamburg – Ein Paar, das Sex in einem dreckigen Hinterhof hat, Obdachlose, die auf der Straße elendig zugrunde gehen, Schwule, die sich auf der Straße prostituieren: Provozierende Bilder von Menschen am Rande der Gesellschaft sind bis zum 7. August im Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen. Gezeigt werden Arbeiten der amerikanischen Fotografen Ken Schles und Jeffrey Silverthorne sowie des deutschen Fotografen Miron Zownir.

«Alle drei berühren gesellschaftliche Tabus, die wir meiden. Mit der Kraft des radikalen Blicks wird die Wirklichkeit in unser Bewusstsein zurück katapultiert und damit wieder Teil unserer Existenz», sagte Ingo Taubhorn, Kurator der Ausstellung, am Mittwoch in Hamburg.

Eine gemeinsame Schnittstelle aller drei fotografischer Positionen ist auch die Stadt New York, wo die meisten Bilder entstanden sind. «Was sie zusammenhält, ist die besondere Intimität, die sie zu den Dargestellten aufbauen», sagte Deichtorhallen-Direktor Dirk Luckow.

Miron Zownir, 1953 als Sohn eines Ukrainers und einer Deutschen in Karlsruhe geboren, gehört zu den radikalsten Fotografen der Gegenwart. In den 1980er Jahren lebte er in New York und hielt die offene Schwulenszene am Hudson-River, das Nachtleben in den Pubs und Galerien, Punks und Travestiten in seinen Bildern fest. In den 1990er Jahren reiste er häufiger nach Russland, wo er obdachlose Menschen auf den Straßen von Moskau fotografierte. «Dort sind Menschen auf der Straßen verreckt und niemand hat sich darum gekümmert», sagte Zownir.

Auch das fotografische Werk von Jeffrey Silverthorne, Jahrgang 1946, dreht sich um Gewalt, Sexualität und Tod. Er zeigt Prostituierte, die ihren Körper Freiern für fünf Dollar anbieten und Aufnahmen aus Leichenschauhäusern, die hart an der Grenze des Zumutbaren sind. «Ich mache Bilder, um mich an meine Gefühle und Reaktionen zu erinnern», sagte Silverthorne.

Bei dem 1960 geborenen Ken Schles stehen zwei Werkgruppen im Zentrum, «Invisible City» und «Night Walk», die er als junger Mann in den 1980er Jahren in New York fotografiert hat. Über einen Zeitraum von zehn Jahren beobachtete er das vorbeirauschende Leben in seiner Nachbarschaft der Lower East Side. (dpa/lno)

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