Keine Werbung für Zypern

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FC-Präsident Overath, Kontakter Bendig, Vize Neukirch (v.r.).

FC-Präsident Overath, Kontakter Bendig, Vize Neukirch (v.r.).

Das Unternehmen, das auf der Mittelmeer-Insel angeblich Geld in touristische Infrastruktur investiert, ist dort unbekannt.

Köln - Es hörte sich so wunderschön an: „Zypern, neuer Hauptsponsor des 1. FC Köln“ hieß auf der offiziellen Präsentation des neuen Geldgebers des Bundesliga-Aufsteigers. Im Sand eines Cafés am Rhein posierten FC-Präsident Wolfgang Overath, sein Vize Friedrich Neukirch und Dieter Bendig als Vertreter der Satena-Holding, die für die schöne Mittelmeerinsel werben wollte, vor griechischen Säulen. 4,3 Millionen Euro wolle die private Investorengruppe zahlen, um in der kommenden Spielzeit auf den Trikots des 1. FC Köln zu werben, wurde stolz verkündet.

Zwei Wochen später hat der FC ein echtes Problem, an der Seriosität des Sponsors darf ernsthaft gezweifelt werden. Die Satena-Holding ist auf Zypern unbekannt. Sie hat keine Verträge mit der zypriotischen Tourismusbehörde, die dem Wirtschafts-Ministerium unterstellt ist, abgeschlossen. „Ohne staatliche Zusage und ohne Verträge kann keine Firma für Zypern werben“, sagt Jannis Vassiliou, Honorarkonsul der Republik Zypern in Bonn. Eine Delegation des Kölner Vereins und Bendig seien vor etwa einem Monat auf Zypern gewesen. „Es wurde über Sponsoring gesprochen. Doch für ein Trikot-Sponsoring war kein Budget da. Deshalb wurde die Sache damals verworfen und nicht weiter verfolgt“, sagt Vassiliou weiter. „Weder mit dem FC noch mit Satena wurden Verträge geschlossen.“ Darüber hinaus bestünden keine ernsthaften Anzeichen für eine Investition der Satena auf der Mittelmeerinsel. „Sie haben gesagt, sie wollten kaufen. Es gab aber nur diese lose Absichtserklärung, mehr nicht. Satena besitzt weder Grundstücke noch Hotels auf Zypern, noch hat Satena entsprechende Anträge gestellt“, berichtet der Diplomat.

Fotis Fotiou, Vorsitzender der zypriotischen Tourismusbehörde, erklärte gar: „Wir haben weder Geld gegeben noch irgendeine Verpflichtung übernommen.“ Von Anfang an habe es sich um „ein verdächtiges Geschäft" gehandelt. Es gibt weitere Dinge, die verdächtig anmuten: Die Adresse in der zypriotischen Hauptstadt Nikosia, die Satena als Firmensitz angegeben hat, existiert zwar, dort logiert jedoch ein Anwalt, der von der Holding noch nie etwas gehört hat. Laut Vassiliou ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft in Nikosia, „um aufzuklären, wie das alles zusammenhängt.“

Der deutsche Satena-Vertreter Bendig, ein ehemaliger Autoverkäufer, ist nach eigener Aussage seit zehn Jahren mit Overath bekannt. Bendig unterhält ein Büro in einem Reihenhaus in Mönchengladbach. Bislang wollte er keine Auskünfte über die Identität der Menschen geben, die hinter dem Namen Satena stehen. „Die Adresse gebe ich nicht raus“, sagte der 55-Jährige dem „Express“.

FC-Geschäftsführer Claus Horstmann und Bendig saßen den ganzen Freitag über bei einem Krisengespräch zusammen. Zuvor hatte Horstmann der Satena-Holding ein Ultimatum gesetzt. Spätestens bis Ende des Monats bittet der 1. FC Köln um Aufklärung „der Missverständnisse“. Horstmann weiter: „Die Firma befindet sich in der Gründungsphase. Wir gehen davon aus, dass der Vertrag zwischen dem FC und Satena mit Leben erfüllt wird. Zwischen der Satena und der zypriotischen Tourismus-Organisation scheinen jedoch die Fronten verhärtet zu sein.“ Immerhin: In den Vertrag mit der Satena seien Sicherheiten bezüglich der vereinbarten Sponsoringsumme eingebaut, sagt der Kölner Geschäftsführer.

Dann müsste sich der Klub nicht um das Geld sorgen. Dafür aber um sein Image.

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