„Antisemitismus“Boykott-Aufruf zu Konzert von Rapper Kollegah in Köln

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Kollegah

Rapper Kollegah

Köln – Kollegah? Geht gar nicht, findet die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und ruft zum Konzert-Boykott des Rappers am kommenden Dienstag im Kölner E-Werk auf: „Durchgängig propagiert Kollegah in seinen Texten Antisemitismus, Homophobie, Gewalt gegen Frauen und ruft auch zum Hass gegen sozial Marginalisierte auf“, erklärt der Vorsitzende des Vereins, Jürgen Wilhelm. Das könne und wolle man nicht tolerieren. „Daher rufe ich dazu auf, sich klar und deutlich gegen diesen Auftritt auszusprechen und sich dem Boykott des anstehenden Konzertes in Köln anzuschließen. Denn: Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“

Dergestalt machte es vergangene Woche die Stadt Rastatt in Baden-Württemberg. Kollegahs Konzert für den 9. November wurde abgesagt. Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) erklärte, gerade am Tag der Reichspogromnacht könne Rastatt nicht Veranstaltungsort eines solchen Konzertes werden. Der Gemeinderat stimmte mit großer Mehrheit dafür, das Konzert in der Badner-Halle abzusagen – auch wenn das Folgekosten verursachen würde. Kollegah sei auch an einem anderen Tag nicht erwünscht.

Kollegah-Skandal sorgt für Ende des Echo

Am 12. April 2018 (dem Holocaust-Gedenktag in Israel) erhielt Kollegah, mit bürgerlichem Namen Felix Blume, den Echo-Musikpreis. Von den Gästen der Gala kritisierte damals nur Sänger Campino die Texte: „Wenn es um frauenverachtende, homophobe, rechtsextreme und antisemitische Beleidigungen geht“, sei für ihn die Grenze der Kunstfreiheit überschritten. Aus Protest gaben mehrere frühere Empfänger ihren Echo-Preis zurück. Schließlich stellte die deutsche Phono-Akademie den Musikpreis ein.

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Klaus Schweizer, Geschäftsführer des Kölner Comedia-Theaters, unterstützt den Boykottaufruf. „So lange sich Kollegah nicht für antisemitische und rassistische Inhalte öffentlich entschuldigt, so lange würde ich ihm keine Bühnen bieten“, so Schweizer. Nach Kollegahs Echo-Auftritt könne kein Hallenvermieter oder Veranstalter sagen, er habe von nichts gewusst. „Wir müssen uns unserer Verantwortung auch als Bühnenbetreiber stellen.“

Winni Rau, Sprecher der Stunksitzung, die im E-Werk in der vergangenen Saison homophobe Raptexte thematisierte, erklärte: „Wir kennen und schätzen das E Werk als verlässlichen Partner vor allem auch der engagierten, toleranten und weltoffenen Szene in Köln und wissen, dass sie die Halle niemals wissentlich bekennenden Antisemiten vermieten würden!“ 

Zu viel Aufmerksamkeit für Kollegah?

Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, erklärte: „Von homophoben, sexistischen, antisemitischen oder rassistischen Äußerungen halten wir gar nichts und natürlich können wir auf solche Künstler in Köln gut verzichten. Ob ein öffentlicher Boykott das richtige Mittel ist, möchte ich nicht beurteilen. Letztlich gibt man dadurch solchen Menschen auch immer eine extra Portion Aufmerksamkeit und die Möglichkeit, sich in der Opferrolle einzurichten.“

Bürgermeister Andreas Wolter, Fraktion Bündnis 90 /Die Grünen im Kölner Rat, findet es „beschämend“, dass das E -Werk diesem Rapper eine Bühne bietet. „Das E-Werk sollte diesen Auftritt absagen, es verdient mit dutzenden von multikulturellen Veranstaltungen viel Geld, nicht zuletzt auch mit der Stunksitzung.“

Die Geschäftsführung des E-Werks wollte sich zu der Frage, warum sie Kollegah eine Bühne biete, nicht äußern. Sie seien nur Hallenvermieter, Veranstalter sei Meistersinger Konzerte. Die erklärte, „wir arrangieren das nur“. Veranstalter sei Alpha Music selbst. Kollegahs Label äußerte sich auf Anfrage nicht.

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