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Facebook-ShitstormEmpörung über KVB-Kontrollen

Lesezeit 3 Minuten
Manche Fahrgäste fühlen sich durch Großkontrollen der KVB unangemessen behandelt.

Manche Fahrgäste fühlen sich durch Großkontrollen der KVB unangemessen behandelt.

Köln – Die Bahn fährt in eine Haltestelle ein, die Türen öffnen sich und ein Trupp Kontrolleure und Polizisten versperren sämtliche Ausgänge. Wer aussteigen möchte, muss zuerst sein Ticket zeigen. Die Bahn bleibt solange an der Haltestelle stehen, bis alle Fahrgäste kontrolliert wurden. Eine derartige Kontrolle der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sorgte in den vergangenen Tagen für eine Welle der Empörung auf Facebook. 

In einem offenen Brief an das Unternehmen auf einer privat betrieben Facebook-Seite beklagte sich ein Nutzer darüber, dass man sich dabei fühle  „wie ein Schwerverbrecher und alte Menschen unweigerlich an die Zeiten erinnert werden, zu denen die Gestapo ins Haus kam und willkürlich Menschen abtransportierte“. Bei der Kontrolle seien  die Fahrgäste im „Befehlston angeschrien“ und „aus dem Wagen gezerrt“ worden. Die KVB hat Facebook inzwischen veranlasst, die Seite zu löschen.

„Menschenunwürdige Kontrollen“

Der Verfasser, der sich als „langjähriger Kunde“ bezeichnet, hat offenbar einen wunden Punkt getroffen. Andere Facebook-Nutzer schilderten ihre Erfahrungen mit „Kontrollen, die menschenunwürdig sind“, bezeichneten die Kontrolleure unter anderem als „Rambos“ und die KVB als „Karnevalsverein“, „K.Verbrecher Bande“ und „Kölner Versager Betriebe“.  Mehr als 6700 Zustimmungen und 600 Kommentare zählte der Beitrag bis Montagabend. Viele stimmten dem Brief zu: „Du schreibst mir aus der Seele“ oder „auf den Punkt getroffen“, war etwa zu lesen.

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KVB-Sprecher Stephan Anemüller sieht das anders: „Der Autor hat sich im Ton vergriffen. Den Vergleich mit der Gestapo möchten wir aufs Entschiedenste von uns weisen.“ Außerdem glaubt er nicht, dass die Kommentare ein repräsentatives Meinungsbild der KVB-Kunden darstellten: „Die wenigsten  der Kommentatoren waren bei der geschilderten Kontrolle dabei. Da wird schnell etwas aufgebauscht.“ Bei der besagten Kontrolle am 17. Oktober seien Anemüller zufolge 3038 Fahrgäste kontrolliert worden. 185 hatten keinen Fahrschein, eine Person wurde von der Polizei festgenommen. „Sonst hat es keine besonderen Vorkommnisse gegeben.“ Bei Befragungen bewerteten zudem die meisten Kunden die Kontrollen als positiv.

Einige Nutzer verteidigen die KVB

Auch auf Facebook verteidigten einige Nutzer die KVB:  „Schwarzfahren ist mittlerweile ein Volkssport geworden und als ehrlicher Kunde stört es mich auch nicht, kontrolliert zu werden“, schreibt ein Nutzer und fordert sogar mehr Kontrollen: „Im Sinne aller zahlenden Kunden sind solche Kontrollen erwünscht.“

Anemüller zufolge gebe es bei den regulären Kontrollen selten Probleme. „Natürlich“ könne er nicht garantieren, dass alle Mitarbeiter immer „zu hundert Prozent höflich sind und sich perfekt verhalten“. Jeder Kontrolleur würde in der dreimonatigen Ausbildung im Umgang mit den Fahrgästen und in Deeskalationstechniken geschult.

Auch die Standkontrollen seien weitgehend akzeptiert – „außer, wenn jemand in akuter Zeitnot ist“, so Anemüller. Allerdings sei die Wahrnehmung eine andere: So könne es vorkommen, dass Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung oder gesuchte Straftäter in die Kontrolle gerieten. „Wenn sich jemand widersetzt und von der Polizei festgehalten wird, wissen die anderen Fahrgäste natürlich nicht, warum das so ist.“

Kontrollen senken die Schwarzfahrerquote

Die Standkontrollen seien nötig: Im Vordergrund stehe nicht die Geldeinnahme, denn die decke den hohen Personal- und Bürokratieaufwand einer solchen Kontrolle nicht. Vielmehr gehe es um eine „Signalwirkung“, denn: „Schwarzfahren ist eine Straftat“, betont der KVB-Sprecher. Derartige Schwerpunktkontrollen würden  die Schwarzfahrerquote senken – die liegt Anemüller zufolge bei vier Prozent.

Die KVB hält diese Art der Kontrollen für notwendig, aber ein Teil der Fahrgäste fühlt sich unangebracht behandelt. Der Verfasser des Briefes hat sein Schreiben  offiziell an die KVB geschickt. Ihm werde nun „offiziell und qualitativ“ geantwortet, verspricht Anemüller. 

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