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„Köln ist nicht die teuerste Stadt zum Sterben“Warum Experten die Studie kritisieren

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Auf allen 55 Friedhöfen der Stadt - wie hier auf Melaten - sind die Kosten gleich.

Auf allen 55 Friedhöfen der Stadt - wie hier auf Melaten - sind die Kosten gleich.

Köln – Dass Sterben kostet, kann jeder Angehörige bestätigen, der einmal eine Beerdigung organisieren musste. Nirgendwo aber sind die Friedhofsgebühren angeblich so hoch wie in Köln. Das zumindest behauptet der Berliner Online-Bestatter „Mymoria“ in einer Erhebung unter Berufung auf die Verbraucherinitiative „Bestattungskultur Aeternitas“.

Demnach kostet ein sogenanntes Erdreihengrab 2.600 Euro, ein Urnenreihengrab schlägt mit 2.400 Euro zu Buche. In Berlin dagegen seien diese bereits für unter 1.000 Euro (Sarg) beziehungsweise 780 Euro (Urne) zu haben. Preisunterschiede von bis zu 83 Prozent zwischen deutschen Großstädten will „Mymoria“ ausgemacht haben und folgert daraus: „Köln ist die teuerste Stadt zum Sterben.“

Bei der Stadt, die die Friedhofsgebühren festsetzt, aber auch beim Kölner Bestatterverband und der Genossenschaft der Friedhofsgärtner haben die Zahlen Verwunderung ausgelöst. „Da werden Äpfel mit Birnen verglichen“, sagt etwa Werner Weihbrecht vom Grünflächenamt. Ein einfaches Erdreihengrab, bei dem die Angehörigen selbst für die Pflege zuständig sind, sei in Köln – anders als in vielen anderen Städten – ein Auslaufmodell. „Seit dem Jahr 2000 ist die Pflege bei dieser Bestattungsform grundsätzlich inbegriffen. Das schlägt sich natürlich auch in der Kostenstruktur nieder.“

Köln liegt im Mittelfeld

Dirk Klein von der Genossenschaft der Kölner Friedhofsgärtner und Brian Müschenborn von der Bestatter-Innung können gleich mehrere Städte in der Umgebung anführen, in denen das Sterben teurer ist als hier. So kostet ein pflegefreies Reihengrab in Troisdorf 3.870 Euro, in Lohmar und in Kerpen knapp 3.000 Euro. In Dormagen ist die Bestattung mit 2.660 Euro ähnlich teuer wie in Köln. In den Preisen enthalten sind neben der Nutzung für 20 Jahre die Begräbnisgebühr, die Trauerhalle und das Aufstellen des Grabsteins. „Köln liegt im Vergleich im Mittelfeld“, sagt Dirk Klein.

Eine andere Kostentabelle der Verbraucherinitiative „Bestattungskultur Aeternitas“, die dem Kölner Stadt-Anzeiger vorliegt, belegt diese Aussage. Und widerspricht „Mymoria“. In dem Ranking taucht Köln bei keiner Bestattungsform auf den 20 obersten Plätzen auf – mit einer Ausnahme: Das Urnenreihengrab ist hier verhältnismäßig teuer und belegt in dem Vergleich Platz vier. Das hängt mit der spezifischen Gebührenstruktur zusammen, dem sogenannten „Kölner Modell“. Danach kosten Sarg- und Urnengräber, anders als in manchen anderen Städten, in etwa das selbe. Klein hält dies für gerechtfertigt: „Urnengräber brauchen zwar weniger Platz, aber die Infrastruktur des Friedhofs wird ja deswegen nicht weniger genutzt.“

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