Weitere Exekutionen stehen unmittelbar bevorProteste im Iran gegen geplante Hinrichtungen

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Mohammed-Mehdi K., ein verurteilter und hingerichteter Demonstrant, spricht während seines Prozesses vor dem Revolutionsgericht. Im Iran sollen zwei weitere Demonstranten hingerichtet werden.

Mohammed-Mehdi K., ein verurteilter und hingerichteter Demonstrant, spricht während seines Prozesses vor dem Revolutionsgericht. Im Iran sollen zwei weitere Demonstranten hingerichtet werden.

Im Iran protestieren Aktivisten gegen die bevorstehende Hinrichtung zweier Demonstranten. Bereits am Samstag wurden zwei junge Männer hingerichtet.

Im Iran haben nach Angaben von Aktivisten zahlreiche Menschen gegen die bevorstehende Hinrichtung zweier junger Demonstranten protestiert. Prominente Aktivisten und Nutzer in den sozialen Medien berichteten in der Nacht zum Montag von Menschenmengen, die sich vor einem Gefängnis nahe der Hauptstadt Teheran versammelten.

Auch Angehörige eilten demnach zur berüchtigten Gohardascht-Haftanstalt in Karadsch, um gegen die geplante Hinrichtung der beiden Verurteilten Mohammed G. und Mohammed B. zu demonstrieren. Zuvor hatten Nutzer in Online-Medien gemeldet, dass deren Exekution unmittelbar bevorsteht.

Teenager erwartet im Iran seine Hinrichtung

Nach Recherchen der „New York Times“ ist Mohammed G. 19 Jahre alt. Er wurde in Karadsch festgenommen. Die iranische Justiz hatte ihn zum Tode verurteilt, weil er ein Regierungsgebäude in Brand gesteckt und einen Sicherheitsbeamten verletzt haben soll. Mohammed B. (22) ist Friseur und wurde in Teheran kurz nach Ausbruch der Proteste Ende September festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, einen Polizisten überfahren zu haben.

Zwei Vollstreckungen von Todesstrafen im Iran bereits am Wochenende

Bereits am Samstag hatte der Iran zwei junge Männer erhängt. Mohammed-Mehdi K. (22) und Sejed-Mohammed H. (39) wurden für den Tod eines Sicherheitsbeamten bei Protesten im November verantwortlich gemacht. Im Zusammenhang mit den systemkritischen Demonstrationen waren auch im Dezember Todesurteile gegen zwei Männer vollstreckt worden.

Größte Proteste im Iran seit mehr als einem Monat

Im Iran sind einem Bericht zufolge am Wochenende wieder viele Menschen neuen Protestaufrufen gefolgt. Anlässlich des dritten Jahrestags des Abschusses einer ukrainischen Passagiermaschine durch Irans Revolutionsgarden (IRGC) gingen am Sonntag zahlreiche Menschen auf die Straße. Laut einem Bericht der in Washington ansässigen Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) am Montag, waren es die größten Proteste seit mehr als einem Monat.

Demnach gingen Iranerinnen und Iraner in mindestens 17 Städten auf die Straßen. Seit dem Abschuss der Passagiermaschine kämpfen Hinterbliebene für Gerechtigkeit. Die Boeing-Maschine war inmitten militärischer Spannungen mit den USA am 8. Januar 2020 kurz nach dem Start in Teheran von der iranischen Luftabwehr abgeschossen worden. Alle 176 Insassen starben.

In einem Abschlussbericht sprach der Iran von einem „menschlichen Fehler“ und erklärte sich bereit, Schadenersatz zu zahlen. Angehörige sind bis heute der Meinung, dass die Verantwortlichen nicht ausreichend zur Rechenschaft gezogen wurden.

Auslöser der jüngste, landesweiten Proteste im Iran war der Tod von Jina Mahsa Amini am 16. September 2022 in Polizeigewahrsam. Die iranische Kurdin war von der sogenannten Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die im Iran geltenden islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden. (dpa)

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